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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition)
Autoren: Brian Keene
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den Händen voran und schleifte seine nutzlosen Beine hinter sich her. Seine Füße zogen flache Furchen in den Boden, seine Ellenbogen verursachten ungesunde Schmatzlaute, als er sich mühsam vorankämpfte. Abgestandenes Wasser sammelte sich um seinen Körper, quoll aus dem Untergrund hervor. Ihm wurde bewusst, wie unsagbar durstig er war, und einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, die widerliche Flüssigkeit zu trinken. Nur einen kleinen Schluck, eben genug, um seinen Durst zu stillen.
    »Nein …« Eigentlich wollte er es hinausbrüllen, doch es drang kaum mehr als ein Krächzen aus seinem Mund.
    Wimmernd konzentrierte sich Levi wieder auf das Gelände. Er robbte durch die Asche seiner Feinde, verschmierte sie über seine feuchte, blutige Kleidung, bis er die Stelle erreichte, an der sich das Portal befinden musste. Der Wind heulte über die gräulich-weiße Ebene. Levi hob eine zitternde Hand und hätte um ein Haar das Bewusstsein verloren. Seine Sicht verschwamm. In seinen Ohren surrte es. Er zwang sich, einzuatmen, mehr von der übelkeitserregenden Luft zu inhalieren. Sie fühlte sich körnig an, als habe man sie mit Sandpapier abgeschliffen. Die Empfindung verging, und seine Wahrnehmung klarte auf. Levi streckte seinen zittrigen Arm aus. Als sein gebrochener Finger gegen den unsichtbaren Durchgang stieß, stöhnte er auf. Das krumme Glied pochte wie wild. Abermals verschwamm die Sicht vor seinen Augen, und diesmal wurde sie nicht mehr klar.
    Hinter ihm ertönte das Schmatzen heraneilender Schritte. Levi rollte im selben Moment herum, als sich der Größte der Wiedergänger auf ihn stürzte und mit dem Gesicht voran auf den Boden prallte. Als sein Angreifer den Kopf hob, bedeckte weißer Pilzflaum den Kopf, die Wangen und das Kinn. Knurrend bleckte er die Zähne. Levi bemerkte trotz seines Deliriums, wie gelblich sie wirkten – alt und brüchig hatten sie nichts mehr mit den leuchtend weißen Fängen gemein, die in der Dunkelheit von Brinkley Springs geschimmert hatten.
    Levi ballte unter Aufbietung seiner gesamten Willenskraft die Finger zur Faust, packte eine Handvoll feuchte Erde und schleuderte sie dem dunklen Mann ins Gesicht. Dann kroch er mit dem letzten Quäntchen Energie vorwärts und rammte sowohl den Mittelfinger als auch den gebrochenen Zeigefinger in die Augen des Wiedergängers. Es folgte ein kurzer Moment des Widerstands, als stoße er gegen eine Ballonhaut, dann glitten seine Finger mühelos in die Höhlen. Gelatineartiger Brei quoll hervor. Sein Gegner schrie wie am Spieß.
    »Gut so«, flüsterte Levi. »Schrei. Es ist besser, wenn du schreist.«
    Sein Gegner zuckte noch einmal und blieb dann reglos liegen. Levi zog die Finger aus den verheerten Augenhöhlen und spähte zu seinen beiden Genossen, die sich langsam berappelten. Das Summen in seinen Ohren wurde lauter, seine Sicht verlor wieder an Schärfe. Er versuchte ein weiteres Mal, das Portal zu erreichen, doch seine Arme spielten nicht länger mit und ließen ihn wie zuvor schon seine Beine kläglich im Stich.
    Er sackte auf dem schwammigen Boden zusammen und starrte durch einen Augenschlitz auf die freie Fläche vor sich.
    »Dein Wille geschehe, oh Herr, wie im Himmel so auf Yuggoth.«
    Abrupt tat sich ein dunkler Spalt in der Luft auf. Mattes Kerzenlicht flackerte darin. Levi hörte aufgeregt plappernde Stimmen – zuerst Randy und Marsha, dann Donny.
    »Er hat mir eingeschärft, wir dürften den Kreis nicht durchbrechen.« Donny klang verzweifelt.
    »Aber er ist weg«, sagte Randy. »Sehen wir in der Speisekammer nach. Ob er wieder durch … dieses Labyrinth gegangen ist?«
    Der Spalt verbreiterte sich. Stöhnend robbte Levi darauf zu. Marsha und Randy standen an der Öffnung und keuchten überrascht. Der Anblick von Behemoths Reich überforderte sie.
    »Nicht atmen«, stieß Levi hervor. »Tretet zurück und haltet die Luft an.«
    Mit letzter Kraft plumpste er auf Esthers Küchenboden. Das Linoleum fühlte sich kühl unter seiner Haut an. Randy, Marsha und Donny beugten sich über ihn, Besorgnis und Entsetzen in den Mienen.
    »Großer Gott, Levi.« Donny ließ den Blick über seine Wunden gleiten. »Sie sehen aus, als hätte Sie jemand durch den Fleischwolf gedreht.«
    »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen«, sagte Marsha.
    »Nein.« Kraftlos schüttelte Levi den Kopf. »Muss … die Tür … schließen. Kreis … wegmachen.«
    »Wie?«, fragte Donny nach.
    »Das Salz.« Randy stand auf. »Wir müssen das Salz entfernen,
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