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Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Eine Versammlung von Krähen (German Edition)

Titel: Eine Versammlung von Krähen (German Edition)
Autoren: Brian Keene
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Winkel abstand. Offensichtlich war der Knochen gerichtet worden.
    »Wie …« Myrtles Hand wanderte an ihren Hals.
    »Ich habe eine gute Heilhaut.« Levi nahm ihre Hand und lächelte. »Und Sie haben sich wunderbar um mich gekümmert. Ich bin sicher, das hat ebenfalls geholfen. Sie sind eine äußerst kompetente Frau, Myrtle. Gott hat Sie mit der Gabe des Heilens gesegnet.«
    Er ließ ihre Hand los, und Myrtle errötete. Strahlend stand sie auf und wäre um ein Haar über den Stuhl gestolpert. Esther wandte sich diskret ab. Levi entging nicht, dass sie sich hinter der Hand ein Grinsen verkniff.
    »Myrtle, sei ein Schatz und geh nach unten, um etwas Wasser für Mr. Stoltzfus zu holen, ja? Ich bin sicher, nach seiner Tortur ist er durstig.«
    Mit hochrotem Kopf nickte Myrtle. »Gern.«
    Damit eilte sie aus dem Raum, und sie hörten, wie sie auf dem Weg nach unten vor sich hin murmelte.
    »Sie sind ja ein richtiger Charmeur, Mr. Stoltzfus. Ich habe den Eindruck, Myrtle ist hin und weg von Ihnen.«
    Levi kicherte. »Danke, Mrs. Laudry. Und danke auch dafür, dass Sie mir vertraut haben. Es tut mir leid, was ich in Ihr Haus geholt habe. Mir ist bewusst, dass meine Überzeugungen sich nicht mit Ihren decken, und das respektiere ich. Ich werde Sie noch innerhalb der nächsten Stunde verlassen.«
    »Nein. Ich bin diejenige, der es leidtut. Ich habe mich in Ihnen getäuscht, Levi. Sie haben uns gerettet. Ich mag Ihre Methoden missbilligen, und ganz sicher begreife ich nicht alles, was sich in der vergangenen Nacht ereignet hat, aber eins weiß ich ganz sicher: Gott hat Sie zu uns geschickt. Der Allmächtige hält seine schützende Hand über Sie, und er hat Sie nach Brinkley Springs geführt, damit Sie diesen Dämonen gegenübertreten konnten.«
    »Ja, ich glaube, das hat er tatsächlich getan.«
    »Das war nicht das erste Mal, dass so etwas passiert ist, oder?«
    »Nein.«
    Ihre Miene wurde traurig. »Das muss ein sehr einsames Leben sein.«
    »Nicht einsamer, als Christus sich in der Nacht vor seiner Kreuzigung im Garten beim Beten fühlte. Ich tue das, wozu ich berufen bin, Esther. Eine andere Wahl bleibt mir nicht.«
    »Nun, ich danke Gott dafür, dass es Sie gibt, Mr. Stoltzfus.«
    »Danke.« Er verstummte kurz. »Und Ihnen geht es gut?«
    Esther tupfte sich mit dem Ärmel über die Augen. Als sie weitersprach, schwangen zahlreiche widersprüchliche Emotionen in ihrer Stimme mit. »Ich weiß es nicht. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht, und nun … ist alles zerstört. Brinkley Springs lag bereits im Sterben, bevor diese Kreaturen uns heimgesucht haben. Das ist mir bewusst. In einem weiteren Jahrzehnt wäre nichts als eine Geisterstadt zurückgeblieben. Trotzdem habe ich mir ein anderes Ende für meine Heimat gewünscht. All diese Leute, die ermordet wurden – Menschen, die ich seit unzähligen Jahren kannte. Ohne Ihre Hilfe wäre es freilich noch schlimmer gekommen.«
    Levi nickte und wusste nicht recht, was er darauf erwidern sollte. Er bezweifelte, dass irgendein Bibelspruch in der Lage war, der alten Dame Trost zu spenden.
    »Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell Ihre Wunden verheilt sind.«
    »Eigentlich haben mir gar nicht die Verletzungen Kopfzerbrechen bereitet, sondern die Sporen in meiner Lunge.«
    »Sporen?«
    »Ja. Um unsere Feinde endgültig loszuwerden, musste ich sie an einen anderen Ort bringen. Dort ist selbst die Luft tödlich.«
    »Werden Sie wieder vollständig gesund?«
    Levi nickte. »Ja. Wenn ich es nicht geschafft hätte, zu meditieren und meinen Kreislauf zu reinigen, wäre die Sache allerdings weniger glimpflich ausgegangen.«
    »Meditieren? Wir dachten, Sie hätten wegen des Blutverlusts das Bewusstsein verloren.«
    »Das stimmt auch. Und der Schock tat ein Übriges. Aber selbst in diesem Zustand war ich noch in der Lage, meine Heilung einzuleiten. Genau genommen handelt es sich lediglich um eine besondere Form des Gebets.«
    »Aber wie haben Sie …«
    Die Tür öffnete sich. Myrtle kehrte mit einer Flasche Quellwasser in der Hand zurück. Hinter ihr steckten Donny, Marsha und Randy den Kopf in das Zimmer. Alle drei starrten Levi verblüfft an.
    »Sie sollten unmöglich schon wach sein, geschweige denn, aufrecht sitzen können«, sagte Donny. »Aber irgendwie überrascht mich das nicht.«
    Er streckte die Hand aus, und Levi schüttelte sie kräftig. »Wie geht es allen?«, erkundigte er sich.
    »So, wie man es erwarten könnte«, antwortete Donny. »Jean Sullivan weint viel. Ihrem
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