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Eine Unheilvolle Liebe

Eine Unheilvolle Liebe

Titel: Eine Unheilvolle Liebe
Autoren: Kami Garcia
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unnatürliche Weise golden. Jetzt waren sie eher nussbraun, trüb und schmerzerfüllt. Ich konnte es nicht ertragen. Am liebsten hätte ich Lena in die Arme genommen und weggetragen.
    Wenn du willst, hole ich den Volvo, und wir fahren die Küste entlang bis nach Savannah. Wir können bei meiner Tante Caroline untertauchen .
    Ich ging auf sie zu. Ihre Familie hatte sich mittlerweile um den Sarg geschart. Wenn ich zu ihr wollte, musste ich an den Inkubi vorbei, aber das war mir egal.
    Ethan, bleib stehen. Du bist hier nicht sicher …
    Ein großer Inkubus, über dessen Gesicht sich eine Narbe zog, als hätte ihn ein wildes Tier angegriffen, wandte sich um und sah mich an. Die Luft zwischen uns kräuselte sich wie Wasser, in das man einen Stein geworfen hat. Sein Blick traf mich mit voller Wucht und nahm mir den Atem, als hätte er mir einen Schlag versetzt. Ich konnte ihm nicht einmal ausweichen, denn ich war wie gelähmt – Arme und Beine gehorchten mir nicht mehr.
    Ethan!
    Amma kniff die Augen zusammen, aber noch ehe sie einen Schritt tun konnte, hatte die Sukkubus-Frau die Hand auf die Schulter des Narbengesichtigen gelegt und sie beinahe unmerklich gedrückt. Sofort löste sich der Bann und das Blut strömte wieder durch meine Glieder. Amma nickte dankbar, aber die Frau mit den langen Haaren und dem noch längeren Mantel achtete nicht auf sie und trat wieder zurück in die Reihe der anderen.
    Der Inkubus mit dem entstellten Gesicht zwinkerte mir spöttisch zu, und ich begriff sofort, was er mir damit sagen wollte: Wir sehen uns in deinen Träumen wieder .
    Ich hielt immer noch den Atem an, als der weißhaarige Mann neben Lena an den Sarg trat. Er trug einen altmodischen Anzug mit einem schmalen Schlips. Seine dunklen Augen bildeten einen auffälligen Kontrast zu seinen Haaren, was ihn wie eine zwielichtige Gestalt aus einem alten Schwarz-Weiß-Film aussehen ließ.
    »Der Toten-Caster«, flüsterte Amma.
    Ich fand, er sah eher aus wie ein Leichenbestatter.
    Er berührte das polierte schwarze Holz und ein an der Stirnseite des Sargs eingraviertes Wappen begann zu leuchten. Es war eines jener Wappen, wie man sie in Museen oder alten Schlössern findet. Es bestand aus einem weit ausladenden Baum mit dichtem Geäst, in dem ein Vogel saß. Darunter waren eine Sonne und eine Mondsichel abgebildet.
    »Macon Ravenwood aus dem Hause Ravenwood. Rabe und Eiche, Luft und Erde, Dunkel und Licht.« Der Mann zog die Hand weg und das Licht folgte seiner Bewegung; der Sarg war wieder tiefschwarz.
    »Ist das etwa Macon?«, fragte ich Amma leise.
    »Das Licht ist nur symbolisch. Der Sarg ist leer. Es war nichts mehr von ihm übrig, was man hätte begraben können. So geht es allen von Macons Art – Asche zu Asche und Staub zu Staub. So wie bei unsereins auch, nur eben viel schneller.«
    Der Toten-Caster erhob die Stimme. »Wer übergibt diese Seele der Anderwelt?«
    Lenas Familie trat vor. »Wir«, antworteten alle wie aus einem Mund. Alle außer Lena. Sie stand nur da und starrte zu Boden.
    »Wir ebenso.« Die Inkubi traten näher an den Sarg.
    »Dann möge er in die andere Welt übergehen. Redi in pace ad Ignem Atrum ex quo venisti .« Der Toten-Caster hielt das Licht hoch und es leuchtete heller. »Kehre in Frieden zurück in das Dunkle Feuer, aus dem du gekommen bist.« Er schleuderte das Licht in die Luft. Funken stoben auf den Sarg und versengten das Holz. Wie auf ein Stichwort hin warfen Lenas Verwandte und die Inkubi kleine silberne Gegenstände hoch, die nicht größer waren als eine Münze und die inmitten der goldenen Funken auf Macons Sarg hinabregneten. Der Himmel veränderte langsam seine Farbe, die Schwärze der Nacht wurde abgelöst vom Blau des sich ankündigenden Sonnenaufgangs. Ich versuchte, die kleinen Gegenstände genauer zu erkennen, aber es war noch zu dunkel.
    » His dictis solutus est . Und damit ist er frei.«
    Ein blendend weißes Licht drang aus dem Sarg. Obwohl der Toten-Caster nur ein paar Schritte entfernt stand, verschwamm er in dem gleißenden Schein. Seine Stimme schien uns in die Ferne zu tragen, sodass wir nicht länger an einem Grab in Gatlin standen.
    Onkel Macon! Nein!
    Das Licht zuckte auf wie ein Blitz, ehe es erlosch. Wir standen wieder im Kreis und blickten auf einen Hügel aus Erde und Blumen. Das Begräbnis war vorüber. Der Sarg war verschwunden. Tante Del legte den Arm schützend um Reece und Ryan.
    Macon war nicht mehr unter uns.
    Lena fiel in dem schlammigen Gras auf die Knie. Das
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