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Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 6 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
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ist eine große Stadt mit riesigen Hochhäusern, so hoch, dass sie an den Wolken kratzen. Das hat ihm Ludwig einmal erzählt. Er stellt sich vor, dass die Häuser die Wolken aufritzen und dass es dann regnet. Regen muss sein, weil sonst auf den Feldern nichts wächst. Wo es nicht regnet, muss man selber gießen, und jetzt muss er wirklich weinen, weil er wieder an Mamas Blumen denken muss. Er hat doch alles richtig gemacht! Hat alles ganz genau so gemacht, wie Mama es gesagt hat, ganz genau so! Und trotzdem so was!
    © 1995 Andreas Eschbach

Eine unberührte Welt
    Kommen wir zum Finale. Auch die folgende Geschichte verdankt ihre Entstehung der Anfrage eines französischen Herausgebers. In diesem Fall war es Stéphan Nicot, der Herausgeber des bedeutendsten französischen SF-Magazins »GALAXIES«, der mich ansprach mit der Bitte um einen Beitrag für eine Anthologie mit Science-Fiction-Detektivgeschichten.
    Ich bin eigentlich kein großer Leser von Krimis, erst recht bin ich keiner von denen, die nach zehn Minuten »Tatort« schon wissen, wer es war und warum und welche falschen Fährten noch kommen (ich wünschte allerdings, ich wäre es!). Entsprechend liegt mir auch das Schreiben von Krimis nicht.
    In diesem Fall war es glücklicherweise so, dass ich in meinen Notizbüchern auf eine Idee stieß, die mich schon lange anlächelte, von der ich aber überzeugt war, dass sie keinen ganzen Roman tragen würde – die sich aber, wie mir beim Wieder-Lesen einfiel, als richtige Detektivgeschichte erzählen ließ! Ab da war es dann einfach.
    Die Geschichte erschien, wieder einmal übersetzt von der unvergleichlichen Claire Duval, im April 2002 in der Anthologie »Détectives de l’Impossible«. Auf Deutsch erschien sie erstmals im Dezember desselben Jahres in dem österreichischen Literaturmagazin VOLLTEXT: Hat man mir zumindest gesagt, ein Belegexemplar erreichte mich leider nie.
     
    An Bord eines Auswandererschiffes gibt es auch Jobs, die nicht im offiziellen Stellenplan stehen. Wim Freese war offiziell Klimatechniker – ein wichtiger und ehrbarer Beruf in einem Raumschiff, das einen Flug von 34 Jahren Dauer mit begrenzten Vorräten an Luft und Wasser überstehen soll –, aber sein eigentlicher Job war der einer Wühlmaus, eines Ermittlers, eines Ohrs und Auges, eines Beschaffers von was auchimmer. Sein Name war der heiße Tipp, den man bekommen konnte, wenn man in Schwierigkeiten war und sich nach jemandem umhörte, der einem helfen konnte, an den Regeln vorbei, wenn es sein musste. Wenn man etwas brauchte, das es nicht gab. Wenn man etwas suchte, das nicht zu finden war.
    Etwas – oder jemanden …
    »Eine Frau?«, vergewisserte sich Wim Freese.
    »Nicht einfach eine Frau«, sagte Pavlov. » Die Frau.« Er drehte an der Fenstersteuerung. »Ich kann sie nicht vergessen, verstehst du?« Die Blenden fuhren zurück, das Licht in der Kammer erlosch, und die sternendurchsetzte Leere draußen wurde sichtbar und ließ einen die Enge des Aussichtsraums weniger bedrängend empfinden. »Zumindest will ich wissen, wer sie war.«
    »Ist mir schon klar, was du willst.« Freese zog sein Memopad heraus, hauchte den zerkratzten Schirm an und polierte ihn mit dem Ärmel. Er zückte den Stift. »Also nochmal. Getroffen hast du sie am vierten, etwa zwei Stunden nach Schichtbeginn?«
    »Genau. Ich war hinten in der Hydroponik A, da arbeitet man immer allein, und es ist eine verwachsene Ecke. Uneinsehbar, würde ich sagen. Und heiß, wegen der Strahler.« Pavlov atmete, als laste die Erinnerung auf seiner Brust. »Ich hatte gerade mein Oberteil ausgezogen und war am Zurechtschneiden, da steht sie plötzlich vor mir. Nackt. Und mit einem Blick … Sie sagt nichts, streckt nur die Hand aus, berührt mich …« Er schluckte schwer.
    »Wie sah sie aus?« Mal ein bisschen Nüchternheit reinbringen. Immerhin, für den Auftrag würde er einen guten Preis aushandeln können, das stand fest.
    »Schön wie eine Göttin. Unglaublich schön.«
    »Haarfarbe? Körpergröße? Brustumfang?« Freese sah hinaus und ertappte sich dabei, Ausschau zu halten nach sich bewegenden Lichtpunkten. Doch man würde die Kundschaftersonden, die demnächst zurückerwartet wurden, nicht sehen können.
    »Blond. Große Augen mit langen Wimpern. Große Brüste. Schlanke Taille. Lange Beine.«
    Freese klopfte ungeduldig mit dem Stift gegen das Memopad. »Geht’s nicht ein bisschen genauer? Das ist eine Beschreibung, die ungefähr auf zehntausend Frauen an Bord zutreffen
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