Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 3 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
amerikanischen Streitkräfte dort ausgedehnte militärische Operationen durchführten, angeblich auf der Jagd nach Terroristen. Aber Pascal behauptet, dass das ein Vorwand war. Was sie in Wirklichkeit jagten, war der Drache.«
    »Ach. Und woher wussten die davon?«
    »Ich sagte ja, ein so großes Geheimnis ist das nicht.«
    »Aber sie haben ihn nicht gefunden, oder? Sonst hätte man ihn längst in einem Vergnügungspark ausgestellt. Oder er stünde ausgestopft im Smithsonian Museum.«
    »Mag sein. Andererseits könnte militärische Geheimhaltung eine Rolle spielen. Sie wissen doch, was geschieht, wenn man in Drachenblut badet.«
    »Für so fantasievoll halten Sie amerikanische Militärs?«
    »Es war auch einmal Fantasie nötig, den Bau der Atombombe zu befürworten.« Er beugte sich vor und nahm den Rahmen mit der alten Karte wieder an sich. »Unverwundbarkeit. Ein alter Traum. Es mag fantastisch sein, sich vorzustellen, dass in diesem Moment in irgendeinem geheimen amerikanischen Militärlabor das Blut eines Drachen chemisch und genetisch analysiert wird – völlig auszuschließen ist es nicht.« Er hängte die Karte sorgsam wieder an ihren Platz. »Nein, den Drachen hat Pascal nicht gefunden. Ahmad Wahil lebt nicht mehr, und aus irgendeinem Grund trägt kein Afghane mehr eine dieser Pfeifen oder hat je auch bloß von ihnen gehört. Doch er fand Wahils Sohn, und der führte ihn nach langen Verhandlungen zu einem Nest. Einem erstaunlich kleinen Nest, wie er mir erzählte. Sieben Eier lagen darin. Zwei davon hat Pascal mitgenommen. Dass er mir eines abgegeben hat, werde ich ihm bis an mein Lebensende hoch anrechnen.« Er tätschelte das Ding in dem Ständer unter der Rotlichtlampe, das ich für ein Kunstwerk gehalten hatte.
    »Ein Ei?!«, entfuhr es mir. »Sie wollen behaupten, das ist ein Drachenei ?«
    »Angeblich dauert es fünfunddreißig Jahre, bis das Junge schlüpft. Falls meine simple Installation hier überhaupt ein hinreichender Ersatz ist.« Er betrachtete die Lampe, als befielen ihn erstmals Zweifel. »Wie auch immer, ich werde das kaum noch erleben. Aber Sie vielleicht. Und dann hätten Sie den Beweis, den Sie suchen.«
    Es hielt mich nicht mehr auf der Couch. Ich stand auf und trat an das Regal, besah mir das Ei aus der Nähe, die eigenartigen Muster darauf. Ich fasste es an. Trotz der Wärmelampe fühlte es sich kalt und hart an, unverwundbar wie ein rundgeschliffener Stein.
    Und ich schwöre, einen Moment lang habe ich gespürt, dass es pulsierte. Langsam, wie der Herzschlag eines Wesens, das tausend Jahre alt werden wird. Dann war es vorbei und das Ei wieder ein Gebilde, das man für Marmor halten konnte. Wie ich auch wartete, es passierte kein zweites Mal.
    © 2002 Andreas Eschbach

Halloween
    Im Frühjahr 2000 war »Das Jesus Video« bei Bastei-Lübbe als Taschenbuch erschienen und entwickelte sich rasch zu jenem Best- und Longseller, der es bis heute ist. Das führte zu näherem Kontakt mit dem zuständigen Lektor, Stefan Bauer, der für den Herbst eine Anthologie zum Thema »Halloween« plante. Ob ich nicht Lust hätte, etwas beizusteuern?
    Halloween. Hmm. Nicht unbedingt mein Leib- und Magenthema. Ich musste mir Bedenkzeit erbitten. Blätterte in meinen Notizbüchern, ohne fündig zu werden. Halloween? Was war das eigentlich? Ich griff, wie ich es in solchen Fällen zu tun pflege, zur Encyclopaedia Britannica, las nach, was dort stand …
    Und stieß auf ein Detail, das mich elektrisierte. Wie ein Blitz aufleuchtet und eine bis dahin unsichtbare Szenerie ausleuchtet, stand auf einen Schlag die Idee zu dieser Geschichte vor mir. Es war gruselig schön, sie zu schreiben. Und großartig, sie im Herbst 2000 dann als Buch in Händen zu halten.
    Hier also: mein Versuch, wie Stephen King zu klingen. Bloß dass die Geschichte nicht in Maine spielt, sondern in Baden-Württemberg. Ich jedenfalls lese sie immer noch gerne.
     
    »Wusstest du, dass Halloween der einzige Tag im Jahr ist, an dem man den Teufel gefahrlos um Beistand bitten kann?«, fragte Norbert mich eines Abends beim Bier in der Wohnheimküche. Wir studierten damals beide Informatik und standen kurz vor dem Abschluss, also muss es Oktober 1992 gewesen sein.
    »Halloween?« Das hatte ich bis dahin für die amerikanische Form von Fasching gehalten, ein Fest, bei dem ausgehöhlte, beleuchtete Kürbisse mit eingeschnitzten Dämonenfratzen, Marshmallows undÄhnliches eine Rolle spielten. Etwas, das in Hollywoodfilmen vorkam: Kinder in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher