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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau
Autoren: Nele Neuhaus
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er sich gedacht, er kriegt das Geld auch auf eine andere Art. Und so war es ja auch. Ich habe 1,5 Millionen Euro vom Konto von Gut Waldhof auf ein Konto in Litauen überwiesen.«
    »Wieso war so viel Geld auf dem Konto der Reitanlage?«, fragte Pia erstaunt.
    »Haben Sie das noch nicht gehört?«, Susanne Kampmann lächelte bitter. »Marianne Jagoda hat den Spaß an der Reitanlage verloren, nachdem nichts so lief, wie sie es sich ausgemalt hatte. Sie hat Gut Waldhof vor drei Tagen verkauft.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen raschen Blick. Das hatten sie wirklich nicht gewusst.
    »Ich habe gewartet, bis das Geld da war«, sagte Susanne Kampmann, »dann hieß es handeln, denn die Jagoda hätte es nicht lange auf dem Konto stehenlassen. Zu dumm, dass es ausgerechnet an diesem Tag so ein Durcheinander gab.«
    »Wissen Sie, wer der Käufer von Gut Waldhof ist?«, wollte Bodenstein wissen.
    »Ja, natürlich weiß ich das«, Susanne Kampmann nickte. »Friedhelm Döring hat Gut Waldhof gekauft. Er war schon immer scharf darauf.«
     
    Marianne Jagoda schien sich sehr sicher zu fühlen. Als Bodenstein und Pia eine halbe Stunde später an ihrer Haustürklingelten, öffnete sie im Bademantel und mit frisch gewaschenen Haaren.
    »Sie schon wieder«, sagte sie und ließ die beiden einfach in der offenen Tür stehen. Bodenstein warf Pia einen kurzen Blick zu, dann folgten sie der Frau in die Küche ihres Hauses.
    »Sie haben Gut Waldhof verkauft«, sagte Bodenstein, »warum?«
    »Ich hatte keinen Spaß mehr daran«, Marianne Jagoda zuckte die Schultern und setzte sich an den Küchentisch, um eine Literpackung Mövenpick-Eis in sich hineinzulöffeln. »Und Döring wollte es unbedingt haben.«
    »Für 1,5 Millionen Euro ist eine Reitanlage in der Lage ja auch ein Schnäppchen«, Bodenstein beobachtete, wie Frau Jagoda den Löffel sinken ließ.
    »Wie kommen Sie auf diese Summe?«, fragte sie misstrauisch.
    »Das ist die Summe, die Frau Kampmann vom Konto des Gutes auf ein Konto in Litauen überwiesen hat«, erwiderte Pia und ergötzte sich an dem Ausdruck der Fassungslosigkeit in Marianne Jagodas Gesicht.
    »Ach, das wussten Sie noch gar nicht?« Pia tat scheinheilig. »Stimmt ja, Sie waren ja in der Zisterne eingesperrt, während Karol und Frau Kampmann Ihre Konten und den Tresor geplündert haben. Karol hat sich mit Ihrem Auto und dem Geld aus dem Staub gemacht.«
    Frau Jagoda legte den Löffel mit einem Knall auf die Tischplatte. »So ein mieser, hinterhältiger Dreckskerl«, zischte sie erbost. »Was fällt diesem Schwein eigentlich ein?«
    »Frau Kampmann sagte, Sie hätten Karol noch Geld geschuldet«, sagte Bodenstein.
    »Ich?« Marianne Jagoda sprang auf. »Ich habe ihm weiß Gott nichts geschuldet! Wie kommt sie dazu, solche Behauptungen aufzustellen?«
    »Na ja«, Bodenstein hob die Schultern, »das Geld und Ihr Auto sind auf jeden Fall weg. Da die Arbeitspapiere von Karol gefälscht waren, werden wir ihn wohl auch bei einer internationalen Fahndung nicht erwischen. Pech für Sie, Frau Jagoda.«
    Marianne Jagoda starrte Bodenstein an, sie lief dunkelrot an, und ihre Augen funkelten vor Zorn.
    »Pech für ihn«, sagte sie dann. »Ich weiß, wie er heißt und wo er herkommt. Ich habe seine echten Papiere damals behalten, als Döring ihm neue besorgt hat.«
    »Wieso hat er das überhaupt getan?«
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Ich will mein Geld und mein Auto zurück«, in ihrem rasenden Zorn über den Betrug und die erlittenen Demütigungen vergaß Marianne Jagoda alle Cleverness und tappte mitten in die von Bodenstein geschickt gestellte Falle. Sie stampfte wie ein wütender Elefant direkt ins Wohnzimmer, riss ein Bild von der Wand und schmetterte es auf den Boden. Es war ihr in ihrer Wut gleichgültig, dass die Polizei beobachtete, wo sich der geheime Tresor, der sogar bei der Hausdurchsuchung unentdeckt geblieben war, befand. Mit den Fingernägeln fuhr sie in eine kaum sichtbare Fuge im Putz und öffnete eine Klappe, hinter der sich ein Wandsafe verbarg. Nach kurzem Wühlen zog sie einen Umschlag hervor, sah kurz hinein und knallte ihn Bodenstein in die Hand.
    »Hier«, schnaubte sie zornig, »verhaften Sie diesen miesen kleinen Dieb.«
    »Das werden wir tun«, Bodenstein nickte, »allerdings muss ich Sie auch verhaften.«
    »Mich?« Marianne Jagoda lachte schrill. »Das hatten wir doch schon. Verschwinden Sie aus meinem Haus, sonst zeige ich Sie an.«
    Bodenstein griff in die Innentasche seines Sakkos.
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