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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau
Autoren: Nele Neuhaus
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lehmigen Boden mit dem Rücken an der Wand saßen zerzaust und ziemlich mitgenommen Marianne Jagoda und Susanne Kampmann und blinzelten ins helle Licht der Taschenlampe. Während Frau Kampmann einemHäufchen Elend glich, schien Marianne Jagoda lediglich erbost über die wenig schmeichelhafte Lage, in der sie sich befand. Ohne fremde Hilfe kam sie auf die Beine und strich sich ihre Kleidung glatt.
    »Na endlich«, ihre Stimme klang verächtlich. »Das wurde auch langsam Zeit. Sehr scharfsinnig scheinen Sie ja nicht zu sein.«
    »Sie haben sich ja auch gut versteckt«, entgegnete Bodenstein sarkastisch und erntete dafür einen frostigen Blick.
     
    Eine Stunde später lieferte Marianne Jagoda in einem Verhörraum auf dem Kommissariat in Hofheim ihren Verwalter, ohne mit der Wimper zu zucken, ans Messer.
    »Wer hat Sie in dem Keller eingesperrt?«, fragte Bodenstein. »Was ist am Donnerstagnachmittag passiert?«
    »Ich wurde am Donnerstag von einem unserer Einsteller angerufen«, erwiderte Marianne Jagoda und nippte geziert an einem Glas Wasser. »Er beschimpfte mich und drohte damit, mich zu verklagen, weil er von Kampmann betrogen worden sei. Daraufhin bin ich nach Gut Waldhof gefahren, um die Angelegenheit aufzuklären. Da hatten sie sich schon im Hof zusammengerottet und fielen über mich her.«
    »Wer?«
    »Fast alle Einsteller«, sie schnaubte verärgert. »Sie hatten herausgefunden, dass Kampmann sie alle beim Pferdekauf betrogen hat, und verlangten von mir Schadensersatz.«
    »Wie hatten sie das auf einmal erfahren?«, erkundigte Pia sich. »Diese Betrügereien liefen doch wohl schon über Jahre hinweg.«
    »Die Kampmann wollte ihrem Mann eins auswischen«, antwortete Marianne Jagoda, »deshalb hat sie den Einstellern brühwarm erzählt, was er getan hat. Als es mir gelungen war, ins Haus zu kommen, war sie gerade schwer inFahrt und überschüttete ihn mit den übelsten Beschimpfungen.«
    »Und was tat er?«, fragte Pia nach.
    »Nichts«, Marianne Jagoda zuckte geringschätzig die Schultern. »Er stand nur da wie ein begossener Pudel und ging dann einfach weg. Typisch für ihn. Konflikte lösen war noch nie seine Stärke.«
    »Was geschah dann?«
    »Ich versuchte, die Kampmann zu beruhigen«, sagte Marianne Jagoda mit wachsender Empörung, »aber die war ja völlig durchgedreht. Plötzlich ging sie auf mich los – mit einem Küchenmesser! Ich flüchtete Richtung Garten, da stürzte er sich auf mich. Als ich zu mir kam, lag ich in dem Loch.«
    »Wer stürzte sich auf Sie? Kampmann?«
    »Ach was! Dieser undankbare Zigeuner.«
    »Wer?«
    »Der Stallknecht!«, sie spie das Wort aus wie verfaulten Fisch.
    »Vielleicht dachten die beiden, was schon einmal so gut geklappt hat, könnte auch ein zweites Mal funktionieren«, bemerkte Pia.
    Marianne Jagoda warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
    »Wovon reden Sie?«, fragte sie.
    »Von Isabel Kerstner«, erwiderte Pia, »die Sie mit Hilfe von Karol getötet haben.«
    Marianne Jagoda musterte sie einen Moment, als sei sie nicht ganz bei Trost, dann lachte sie spöttisch.
    »Ich habe dieses billige Flittchen nicht getötet«, sagte sie verächtlich.
    »Wir wissen, dass Sie den Mord nicht selbst ausgeführt haben«, mischte sich Bodenstein ein. »Aber Sie haben jemandenzu diesem Mord angestiftet, und zwar Ihren Liebhaber Karol.«
    Eine steile Falte erschien zwischen Marianne Jagodas Augenbrauen.
    »Wieso sollte ich das tun?«
    »Kampmann hat uns alles erzählt«, sagte Bodenstein. »Isabel Kerstner wollte Sie mit Fotos von Ihnen und Staatsanwalt Hardenbach erpressen, die beweisen, dass der Tod Ihrer Eltern damals kein Unfall war. Zum Schein gingen Sie auf die Erpressung ein, aber Sie hatten niemals vor, Isabel wirklich das Geld zu geben.«
    Marianne Jagoda schien nicht im Geringsten eingeschüchtert.
    »Ich weiß nichts von irgendwelchen Fotos«, behauptete sie und verschränkte die dicken Arme vor der Brust.
    »Und warum waren Sie am Samstag vor vierzehn Tagen abends um sieben Uhr mit Isabel in deren Wohnung verabredet?«
    »Ich wollte mir die Wohnung ansehen«, erwiderte Marianne Jagoda, ohne zu zögern. »Friedhelm Döring hatte mir die Wohnung zum Kauf angeboten.«
    Für einen Moment waren Bodenstein und Pia sprachlos über die unverfrorene Dreistigkeit, mit der Marianne Jagoda log.
    »Ich war selbst erstaunt, als Kampmann dort war und er und Karol sich auf Isabel stürzten«, fuhr die Frau fort. »Als ich merkte, was sie vorhatten, bin ich gegangen. Das Einzige, was
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