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Eine unbeliebte Frau

Titel: Eine unbeliebte Frau
Autoren: Nele Neuhaus
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»Hier«, sagte er, »ist der Haftbefehl gegen Sie. Ich verhafteSie wegen Anstiftung zum Mord an Isabel Kerstner. Sie müssen nichts mehr sagen, was Sie belasten könnte, und Sie haben das Recht auf anwaltlichen Beistand.«
    »Ihr könnt mir gar nichts beweisen«, sagte Marianne Jagoda höhnisch, »rein gar nichts.«
    »Stimmt«, Bodenstein lächelte, »wir nicht. Aber Karol kann es. Und da wir dank Ihnen nun seine wahre Identität kennen, werden wir ihn finden und hierher bringen lassen. Er wird ganz sicher gegen Sie aussagen, oder zweifeln Sie daran?«
    Da erst begriff Marianne Jagoda, zu welch gigantischem Fehler sie sich hatte provozieren lassen. Sie betrachtete Bodenstein aus schmalen Augen, dann gab sie sich fürs Erste geschlagen.
    »Ich habe Sie unterschätzt, Herr Hauptkommissar«, gab sie zu, »aber erst mal müssen Sie ihn finden. Bis dahin komme ich gegen Kaution auf freien Fuß. Und dann sehen wir weiter.«

Sonntag, 11. September 2005
    Pia saß in ihrem Büro und tippte den abschließenden Bericht in ihren Computer. Marianne Jagoda hatte die erste Nacht im Untersuchungsgefängnis hinter sich, Susanne Kampmann war ins Krankenhaus gefahren, um ihren untreuen, aber reumütigen Ehegatten abzuholen. Dr. Michael Kerstner und Anna Lena Döring hatten auf dem argentinischen Konsulat in Frankfurt die kleine Marie abgeholt. Friedhelm Döring war auf die Krankenstation ins Untersuchungsgefängnis Weiterstadt gebracht worden, in dem auch Hans Peter Jagoda untergebracht war. An seiner neu erworbenen Reitanlage würde er nicht viel Freude haben. Kestutis Dautartas, alias Karol, der in Wirklichkeit kein Pole, sondern Litauer war, war von der litauischen Polizei in seinem Heimatort Klaipeda verhaftet worden. Marianne Jagodas Cayenne hatte die Frankfurter Polizei in der Nähe des Hauptbahnhofs sichergestellt. In Karols Zimmer auf Gut Waldhof waren einige der Gepäckstücke gefunden worden, die Isabel Kerstner vierzehn Tage zuvor für ihre Reise in ihr neues Leben in Argentinien gepackt hatte. In einem der Koffer fand sich der fehlende Schuh, der Grund für die ersten Zweifel an einem Suizid gewesen war.
    Pia grinste, als sie hörte, wie ihr Chef seinem Sohn detaillierte Anweisungen gab, was er im Haus und im Garten noch zu erledigen hatte. Sie wusste, dass Cosima am späten Abendaus Südamerika zurückkommen würde. Wenig später beendete Bodenstein das Telefonat und kam in Pias Büro. Er ließ sich auf den Besucherstuhl vor ihrem Schreibtisch fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und grinste sie an.
    »Was ist?«, erkundigte Pia sich. »Sie sehen so zufrieden aus.«
    »Bin ich auch«, gab Bodenstein zu, »hochzufrieden. Wir haben den Fall gelöst.«
    »Sieht so aus«, Pia nickte und gab einen Druckbefehl. Sie streckte ihren verkrampften Rücken und gähnte hinter vorgehaltener Hand. Heute Nacht würde sie wie eine Tote schlafen und morgen erst um acht Uhr im Büro erscheinen.
    »Was haben Sie heute Nachmittag vor?«, fragte Bodenstein.
    »Um eins treffe ich mich mit meinem Noch-Ehemann«, erinnerte Pia ihn, »wieso fragen Sie?«
    »Wir haben eine Einladung zu einem Grillfest bekommen«, sagte Bodenstein. »Raten Sie mal, von wem.«
    »Keine Ahnung. Von Nierhoff?«
    »Unsinn«, Bodenstein lächelte, »von Rittendorf. Sie feiern die Rückkehr von Kerstners Tochter. In der Pferdeklinik.«
    »Und dazu haben sie uns eingeladen?« Pia nahm den Stapel Papier aus dem Drucker. »Ich fasse es nicht.«
    »Sie werden mich doch nicht alleine dahin gehen lassen, oder?«
    »Ist das ein dienstlicher Befehl oder moralische Erpressung?«, erkundigte sich Pia mit einem Lächeln und heftete den Abschlussbericht in einen Ordner.
    »Weder noch«, Bodenstein wurde ernst, »Ihr Ehemann geht eindeutig vor. Aber eines möchte ich Ihnen noch sagen.«
    »Und das wäre?«
    »Es war unser erster gemeinsamer Fall«, erwiderte Bodenstein, »und ich möchte mich bei Ihnen für die gute Zusammenarbeitbedanken. Ich finde, wir beide sind ein gutes Team.«
    Pia ließ sich nicht anmerken, wie gut ihr dieses aufrichtige Lob tat.
    »Na«, sagte sie trocken, »das ist ja fast so gut wie das Bundesverdienstkreuz.«
    Sie lächelten sich verständnisinnig an.
    »So, und jetzt machen Sie Feierabend und treffen sich mit Ihrem Mann«, Bodenstein erhob sich. »Ich fahre aufs Grillfest.«
    »Sie müssen noch den Abschlussbericht unterschreiben«, Pia schob die Papiere über den Schreibtisch, »dann dürfen Sie gehen.«

EPILOG
    Im Hof der Tierklinik war ein
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