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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm
Autoren: Carter Brown
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der Barbarenküste
wirkte.
    »Ich
erhob mich«, sagte er dumpf, »wobei mein Fuß zufällig an die leere Calvadosflasche stieß, so daß sie weiterrollte und gegen irgend etwas prallte. Dabei gab es ein schauderhaftes
Geräusch. Sie wissen ja, es gibt manchmal Situationen, in denen ein bestimmtes
Geräusch unverwechselbar ist .«
    Seine
dicken Halsmuskeln streckten sich, während er sein massives Löwenhaupt langsam
von einer Seite zur anderen schwenkte.
    »Es
war das am meisten Übelkeit erregende, das Blut stocken lassende Geräusch, das
ich je in meinem Leben gehörte habe — das Geräusch von Glas, das scharf auf
einen menschlichen Körper trifft !«
    Giles
hob den Cognacschwenker mit einer abrupten Geste an seinen Mund und goß den
Inhalt, ohne sichtbar zu schlucken, in einem Zug hinunter.
    »Und
da lag sie, sehen Sie .« Er atmete langsam aus. »Mit
dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Die Flasche war seitlich gegen ihren Kopf
geprallt .« Wie um es zu demonstrieren, klopfte er mit
einem seiner spatelförmigen Zeigefinger gegen einen
Vorderzahn. »Ich kniete neben ihr nieder, dabei griff meine Hand direkt in eine
Pfütze von Blut, in warmes, klebriges Blut. Es war überall, als ob man das
Mädchen plötzlich von Kopf bis zum Fuß gespalten hätte und sich ihre Venen auf
dem Fußboden entleert hätten .«
    »Bitte,
Bobby!« Edwina schauderte anmutig. »Ich weiß ja, daß du all dieses Grand- Guignol -Zeug hervorragend beherrschst, aber mußt du
unbedingt in deinen Darstellungen so plastisch sein ?«
    »Da
wußte ich, daß sie tot war«, sagte der Schauspieler heiser. »Panik ergriff
mich, und ich rannte aus der Hütte an den Strand. Irgendwo aus der Nähe war ein
hohes pfeifendes Geräusch zu vernehmen — dann nichts mehr .« Er schüttelte seinen Kopf schicksalsergeben. »Nichts als Finsternis und
Alpträume, bis ich meine Augen öffnete und die Sonne erblickte, die auf den
Rasen schien; und dann war da dieser verdammte blöde Hund von Edwina, der mich
bei lebendigem Leibe auffraß.«
    »Er
hat dir doch nur das Gesicht geleckt, liebes Herz«, sagte sie und zog einen
Schmollmund. »King hat dich in sein Herz geschlossen, das weißt du doch .«
    »Wo
genau befanden Sie sich, als Sie aufwachten ?« fragte
ich.
    »Auf
der Auffahrt zu diesem Haus«, brummte er, »vielleicht sechs Meter von der
Haustür entfernt .«
    »Ich
hörte meinen Ärmsten schrecklich auf King fluchen«, sagte Edwina, wobei ihre
matten blauen Augen vor spöttischem Vergnügen funkelten. »So kam ich die Treppe
herunter und rettete ihn .«
    »Um wieviel Uhr war das ?«
    »Zu
einer abscheulichen Zeit.« Sie zog erneut einen Schmollmund. »So irgendwann um
sechs Uhr morgens herum.«
    »Und
von dem Augenblick an, an dem Sie aus der Hütte rannten, bis zu dem Zeitpunkt,
an dem Sie draußen auf Ihrer Auffahrt erwachten, können Sie sich an nichts mehr
erinnern?« Ich sah dem Schauspieler ins Gesicht. »Sie entsinnen sich nicht mal
daran, wie Sie zu Ihrem Haus zurückgekommen sind ?«
    »An
nichts«, sagte er.
    »Nun
erzähle Mr. Holman den Rest der Sache, liebes Herz«,
sagte Edwina, und zum erstenmal entsprach der Ton
ihrer Stimme der Eiseskälte in der Tiefe ihrer Augen. »Erzähle ihm, wie wir
begannen, der Sache nach deinem wundervollen hysterischen Vorfrühstücksanfall
nachzugehen. Erzähle ihm über diese Primitive mit dem lohfarbenen Haar — dieses wundervolle wilde Mädchen namens Dixie —,
das Mädchen, das es nie gegeben hat .«
    Nun
begann Edwina Ballard, während sie sich ganz und gar auf mich konzentrierte,
ihn ihrerseits vollends zu ignorieren.
    »Das
Nächstliegende war, Marty Jennings anzurufen«, sagte sie schnippisch. »Er hatte
die Party veranstaltet, in seinem Heim hatte sie stattgefunden. Er äußerte
kategorisch, daß es zu keiner Zeit seiner Party ein Mädchen namens Dixie gegeben habe. Er würde sich mit Sicherheit daran
erinnert haben, wenn eine wohlgeformte Blondine hereingekommen, ihre Kleider
ausgezogen und einen heidnischen Liebestanz aufgeführt hätte! Um ganz genau zu
sein, Marty sagte, er würde, wenn so was jemals auf einer seiner Parties geschähe, unverzüglich alle übrigen Gäste auf die
Straße werfen und die Türen verbarrikadieren .«
    »Marty
Jennings ist ein lügnerischer Drecksack !« fauchte
Giles.
    »Außerdem
sagte er, daß Bobby sich aufs köstlichste amüsiert habe, bis ihn seine
Lebensgeister morgens gegen vier Uhr verließen«, fuhr Edwina fort. »Zum
äußersten Mißvergnügen einer
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