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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm
Autoren: Carter Brown
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der Veranda. Ein tiefer Bariton rief besorgt: »Mr. Holman ! Ist mit Ihnen alles in Ordnung ?«
    Ich
ging langsam die Zufahrt zurück, überquerte die Vorveranda und kehrte ins Haus
zurück. Giles wartete gleich hinter der Tür im Flur auf mich.
    »Was
ist passiert ?« fragte er schnell.
    »Er
ist die Zufahrt hinuntergerannt«, sagte ich. »Bei seinem Gewicht muß er selbst
in seinen besten Zeiten Atemschwierigkeiten gehabt haben. Sein Herz hat es
nicht überstanden .«
    »Ach
so!« Er nickte feierlich. »Aber ich habe doch einen Schuß gehört ?«
    »Ich
habe in die Luft geschossen«, sagte ich.
    »Um
ihn zu veranlassen«, in seine Augen trat ein Ausdruck plötzlicher Erkenntnis, » anzuhalten, natürlich .«
    »Was
ist mit dem Mädchen ?« fragte ich.
    »Leider
haben Sie recht gehabt«, sagte er. » Milford hat die
Polizei benachrichtigt, und Edwina hat ihren gewohnten Anfall von Hysterie auf
der Couch .«
    »Wissen
Sie was ?« sagte ich düster. »Mir fällt gerade ein, daß
ich heute zum Abendessen verabredet war .«
    »Ich
glaube nicht, daß Sie noch die geringste Hoffnung haben können, es zu schaffen,
alter Junge«, sagte er fröhlich.
    »Ich
auch nicht«, knurrte ich.
     
     
    Man
nahm uns mit auf die Polizeistation, und die Beamten lauschten geduldig dem,
was jeder erzählte, und baten uns dann, alles erneut von vorn zu erzählen — und
dann wieder — und danach noch einmal. Sie hörten sich sogar unaufhörlich Edwina
Ballards hysterische Anfälle an.
    Sie
zeigten sich Edwina gegenüber vernünftig, denn sie war eine Frau und eine
hysterische verrückte Nudel dazu; aber vermutlich überlegten sie, welche Frau
das wohl nicht wäre, wenn sie so aussähe wie Edwina. Ein wirklich netter junger
Bursche mit rosigen Wangen, der kaum länger als seit einem Jahr seine Uniform
tragen konnte, wurde angewiesen, sie nach Hause zu fahren. Vielleicht war es
Einbildung, aber ich hätte schwören mögen, die Hysterie war verschwunden, noch
bevor Edwina aus der Tür war — wobei sie sich fest an den Arm des Jungen
klammerte — um sich zu stützen, natürlich.
    Bruce Milford gegenüber waren sie höflich, weil sie wußten,
was er in der Filmindustrie bedeutete; sie waren Robert Giles gegenüber beinahe
freundlich, weil sie hofften, er würde ihnen ein Autogramm geben, das sie ihren
Kindern bringen konnten, und damit sie hinterher ihren Frauen gegenüber ein
wenig prahlen konnten, falls sie sich einen seiner Filme ansahen. »Wer — der ?« konnten sie sagen und höflich lachen. »Du findest, dort
oben sieht er gut aus, aber du hättest ihn mal sehen sollen, als ich ihn fünf
Stunden lang verhört hatte! Er zitterte in den ersten fünf Minuten wie ein
alter Ford T! Nein! Hände weg! Diese großen Filmstars sind alle gleich, wenn
sie es mal mit einem richtigen Mann zu tun bekommen !«
    Irgendwann
gegen zwei Uhr morgens ließen sie den Agenten und den Schauspieler nach Hause
gehen. Damit blieb nur noch ich übrig. Ich war kein hysterisches Frauenzimmer;
ich war kein großer Agent, der in der Filmbranche zählte, und ganz gewiß war
ich kein Filmstar. Ich war irgendein Tropf mit einer Privatlizenz und großen
Rosinen im Kopf, der wahrscheinlich seine Zeit damit zubrachte, sich auf
betrügerische Weise Geld und Gunst großer weiblicher Filmstars anzueignen. Als
Gegenleistung für diskretes Schweigen. Das sah ich kommen, gleich nachdem ich
die Privatlizenz gezückt hatte. Daraufhin ließen sie sich frischen Kaffee
kommen und begannen, ihre Krawatten zu lockern.
    Zögernd
ließen sie mich gegen elf Uhr vormittags laufen; und obwohl ich es nur
widerwillig zugebe, war der einzige wirkliche Grund, weshalb sie mich
laufenließen, der Anruf eines der Spitzenproduzenten, der persönlich für meine
Integrität bürgte. So, wie Marty Jennings die Sache hinstellte, war ich eine
Art Supermann, und der einzige Grund, weshalb meine Karriere nicht steil in
alle Himmelshöhen stieg, läge in meiner verschämten Neigung, mich vor einer
größeren Ansammlung von Leuten bis auf meine langen Unterhosen auszuziehen.
    Also
kehrte ich nach Hause zurück, ging ins Bett und schlief elf Stunden lang. Als
ich geduscht und mich angezogen hatte und im Wagen saß, fehlten noch zwanzig
Minuten bis Mitternacht; und als ich mit meinem Zeigefinger auf den Knopf des
Summers drückte, war der neue Tag bereits angebrochen.
    Dann
öffnete sich die Tür, und ein mit einem Turban geschmückter Kopf erschien
plötzlich im Türspalt, einen verblüfften Ausdruck in den
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