Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ich.
    »Ich
liebe das Meer, Rick .« In ihrer Stimme lag plötzlich
ein sehnsuchtsvoller Unterton, der einen an ein kleines Mädchen erinnerte.
    »Es
ist die ganze Zeit über immer so frisch. So frisch — und so sauber!«
     
     
    Man
konnte sofort sehen, daß Bruce Milford zu den
wirklich erfolgreichen Agenten gehörte, denn seine Privatsekretärin sah von
ihrem schlanken, von einem kupfernen Haarschopf gekrönten Kopf bis zu ihren
Füßen wie das Äußerste an Tüchtigkeit aus. Gleichzeitig trug sie das Äußerste
an sekretariellem Statussymbol — nämlich eine dicke
schwarze Brille.
    Das
polierte Bronzeschild an ihrem Schreibtisch verriet, daß sie Hilda Johns hieß,
und ich fragte mich, ob das irgendwen interessiere.
    »Sie
werden erwartet, Mr. Holman «, sagte sie mit forscher
Stimme. »Um ganz genau zu sein, Sie werden schon seit heute
mittag erwartet .« Sie lächelte kurz. »Was hat
Sie so lange aufgehalten ?« Die anmutige goldene Uhr an
ihrem Handgelenk funkelte, während sie darauf blickte. »Es ist doch wohl schon
halb fünf ?«
    Ich
dachte mir, daß es sie, verdammt noch mal, überhaupt nichts anginge und daß ich
mir ohnehin nichts aus Frauen vom Typ >Elektronengehirn< machte.
    »Er
wird scheinbar alt«, sagte ich mit fragender Stimme.
    »Wer?
Mr. Milford ?« Sie blickte zu mir auf, wobei sanftes
Interesse in ihren durch die Brille vergrößerten Augen sichtbar wurde.
    »Als
ich das letztemal in diesem Büro war, saß auf Ihrem
Platz eine törichte kleine Silberblonde mit einer ebenso interessanten wie völlig
unwahrscheinlichen Balkonlinie«, sagte ich zu ihr. »Was also kann inzwischen
geschehen sein? Wie ich schon gesagt habe, er ist vermutlich alt geworden .«
    »Sie
sind auf dem Holzweg«, murmelte sie. »Mr. Milford ist
in keiner Hinsicht alt geworden. Es liegt lediglich daran, daß das Geschäft
immer größer und besser wurde, bis der Zeitpunkt kam, an dem es ohne ein
Mädchen, das wirklich maschineschreiben konnte, nicht
mehr ging .«
    »Ich
muß mir wirklich notieren, bei Gelegenheit daran zu denken, mir ein paar gute
Texter zu besorgen, damit ich Ihnen auch mal passend rausgeben kann .«
    Nach
diesem Geistesblitz schlenderte ich gemütlich in Milfords Büro, wobei ich so tat, als hätte ich das selbstzufriedene Lächeln der
Überlegenheit, das sie zur Schau trug, bevor ich mich von ihrem Schreibtisch
abwandte, nicht gesehen.
    Robert
Giles’ Agent war ein bißchen fülliger geworden und hatte noch ein paar mehr
Haare verloren, aber davon abgesehen, sah er genau wie der Bruce Milford aus, den ich aus der ein paar Jahre zurückliegenden
Zeit in Erinnerung hatte. Sein mildes pausbäckiges Engelsgesicht glühte noch
immer in einem wie durch frische Massage erzeugten Rosa, und nach wie vor lag
in seinen Gerissenheit verratenden blauen Augen ein
schalkhaftes Blitzen. Im Grunde genommen sah er wie ein großherziger
Weihnachtsmann aus, der alle Welt so in sein Herz geschlossen hatte, daß er
auch außerhalb der Weihnachtssaison fortgesetzt arbeiten mußte, um noch mehr
Freude und Glück auf der Welt zu verbreiten.
    Milford war einer der gerissensten Agenten an der Westküste, und er besaß jene Art von rasiermesserscharfem
Verstand, mit dessen Hilfe er einen prozentualen Anteil auf die Weise in sieben
verschiedene Anteile zu zerlegen vermochte, daß die übrigen sechs Beteiligten
beglückt von dannen zogen und er trotzdem mindestens fünfzig Prozent des ganzen
Anteils in die Tasche steckte. Ich mochte nicht daran denken, wieviel ihm dieses vor Wohlwollen strahlende Gesicht pro
Jahr einbrachte und wieviel es den verschiedenen
Managern der großen Filmgesellschaften gekostet haben mochte, nur weil sie ganz
einfach nie hatten glauben können, es sei ihm ernst, wenn er den Vertrag eines
Kunden minuziös durchging und alle die hübschen Paragraphen im Kleinstdruck
durchstrich, welche die Filmanwälte mit so viel Mühe hineinappliziert hatten.
    »Setzen
Sie sich und machen Sie es sich gemütlich, Rick .« Er
wies auf einen bequemen Ledersessel. »Wir haben uns lange Zeit nicht mehr
gesehen .«
    »Sie
sehen aus, als ob Sie mit jeder Minute wohlhabender würden«, sagte ich ihm, als
ich mich setzte.
    »Bobby
hat mich angerufen und mir erzählt, daß Sie ihm heute
vormittag einen anständigen Haufen Geld aus der Tasche gezogen haben —
Sie Strauchdieb !« Er grinste. »Aber, wie ich ihm
sagte: Was kann einem Burschen mit derartigen Gagenforderungen Geld überhaupt
noch bedeuten ?«
    »Sie
haben keinerlei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher