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Eine Tote im Arm

Eine Tote im Arm

Titel: Eine Tote im Arm
Autoren: Carter Brown
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Couch
und ließ das Glas in meiner Hand langsam kreisen, so daß die Eiswürfel ein
anheimelndes Klirren verursachten.
    »Was
für Fragen?« Sie nippte an ihrem puren Scotch, ohne daß sie ihre Augen nur eine
Sekunde von meinem Gesicht abwandte.
    »Über
die Party, die gestern nacht in seinem Hause
stattgefunden hat.«
    Ein
Blick auf ihr Gesicht genügte, um festzustellen, daß es gebumst hatte. Es war,
als ob jemand einen Vorhang heruntergelassen habe und damit alle Belebtheit und
Ausdrucksfähigkeit in dem Gesicht zum Erlöschen gebracht und an Stelle dessen
nichts wie vollkommene Leere zurückgelassen habe.
    »Sie
sind ein lügnerischer Drecksack«, sagte sie leise.
    »Wer,
ich?«
    »Um
es zu beweisen, brauche ich lediglich den Hörer abzunehmen und Marty
anzurufen«, sagte sie. »Wenn ich Ihnen Unrecht getan haben sollte, können Sie
Ihre hundert Dollar zurückbekommen und dazu alle die von Ihnen erwünschten
Auskünfte noch umsonst. Ist das nicht ein guter Vorschlag ?«
    »Sie
brauchen sich nicht die Mühe zu machen, Jennings anzurufen, ich habe ihn noch
nicht einmal kennengelernt«, gestand ich großzügig ein. »Sie brauchen ja nur
die Fragen zu beantworten, dann können Sie das Geld behalten .«
    »Raus !« fauchte sie.
    »Lassen
Sie uns noch einen Augenblick darüber nachdenken, Süße«, forderte ich sie in
gleichmütigem Ton auf. »Das große Mißverständnis ,
dessen Zeuge wir eben waren, hat mir bereits ein paar Tatsachen über Sie
eröffnet. Sie sind ein professionelles Hundert-Dollar-Callgirl, wobei es mir
gleich ist, ob Sie das Geld für eine Abendvorstellung oder für eine Matinee
verlangen; und der große Hollywoodproduzent Marty Jennings ist nicht nur
Stammkunde bei Ihnen, sondern er lädt Sie sogar zu Parties in seinem Hause ein.«
    Ich
lächelte sie an, wobei ich ein wenig meine Zähne fletschte. »Ich möchte wegen
dieser Geschichte nicht unhöflich werden oder Ihnen das Geschäft vermasseln,
indem ich Sie verpfeife und die Polypen rufe oder sonst irgendwen. Aber
vermutlich kann die Angelegenheit schrecklich peinlich für Marty werden, wenn
sich die Sache mit Ihnen beiden herumspricht, Süße, und die Art der elementaren
Dienstleistungen, die Sie für ihn laufend erbringen, bekannt werden.
    »Sie...!«
Sie biß sich wütend in ihre Unterlippe. »Okay, worauf wollen Sie hinaus ?«
    »Wie
spät war es, als Sie gestern nacht — oder heute morgen die Party verließen ?« fragte ich abrupt.
    »Ich
habe Martys Haus heute früh gegen halb neun verlassen«, sagte sie. »Er hat mich
auf dem Weg zum Atelier hier abgesetzt .«
    »Um wieviel Uhr ging Robert Giles ?«
    »So
ungefähr um vier herum«, antwortete sie. »Er verlor das Bewußtsein und...«
    »Diesen Stuß habe ich schon einmal gehört«, brummte ich. »Ich
möchte die Wahrheit hören, oder es wird nichts aus unserem Handel .«
    »Das
ist die Wahrheit, ehrlich .« Ihre Augen weiteten sich
ein wenig. »Warum sollte ich Sie deshalb auf den Arm nehmen wollen? Dieser
englische Schauspieler mit seinem Haufen Murmeln im Maul bedeutet mir nicht das
geringste .«
    »Sie
lügen, weil man Ihnen zu lügen befohlen hat«, fuhr ich sie an. »Entweder sagen
Sie mir die Wahrheit oder Sie sind drauf und dran, ein Leben in Einsamkeit
ertragen zu müssen, Mädchen, wenn Marty Jennings nicht mehr auf der Bildfläche
erscheint .«
    Das
blonde Mädchen biß sich erneut auf die Unterlippe, diesmal so schmerzhaft, daß
ein roter Blutstropfen auf deren schimmernder Oberfläche sichtbar wurde.
    »Die
Wahrheit ist, daß ich es nicht weiß«, flüsterte sie. »Irgendwann gegen zwei Uhr
früh erzählte mir Marty, ein Freund von ihm suche nach wirklich guter
Unterhaltung, und seiner Meinung nach sei ich gerade die Richtige, die ihm das
verschaffen könne. Darauf sagte Marty, es sei wirklich wichtig, daß sich sein
Freund erstklassig unterhalte, und so war ich — nun — für längere Zeit danach
praktisch aus dem Verkehr gezogen .«
    »Und
wer war der Freund von Marty, der so dringend der Unterhaltung bedürftig war ?«
    »Sammy Westin .«
    »Sie
beide sind also gegen zwei Uhr früh diskret von der Party verschwunden ?«
    »Stimmt !«
    » Wieviel später war das, nachdem sich die andere Blonde,
diese Dixie , ausgezogen und diesen Liebestanz
aufgeführt hatte ?« erkundigte ich mich.
    Sie
zuckte mit den Lidern. »Welche andere Blonde?«
    »Das
können Sie mir nicht erzählen !« knurrte ich. »Sie
wissen verdammt gut, welche andere Blondine ich meine, diejenige, mit der
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