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Eine tollkuehne Lady

Titel: Eine tollkuehne Lady
Autoren: Gaelen Foley
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verursachte ihr Schwindel, doch sie ließ sich nicht abschrecken. Von dieser Rettungsaktion hing das Leben einer jungen Frau ab - mehr noch, das Leben einer lieben Freundin.
    Die Verwandten des alten, toten Balaram bemerkten jetzt Georgies Ankunft. Die meisten von ihnen liefen noch um den Scheiterhaufen herum, betrauerten gebührend und lautstark den Stadtältesten, klagten und winkten, aber einige wirkten, als wäre ihnen unbehaglich zumute, seit Georgie am Rande der Menge erschienen war. Ihnen war bewusst, dass die Briten dieses heilige Ritual nicht schätzten, und Georgie erwartete beinahe, dass einige von ihnen versuchen würden, sie aufzuhalten.
    Die Selbstopferung einer tugendhaften und schönen Witwe gefiel nicht nur den Göttern, sondern brachte auch ihrer Familie und der ihres Mannes große Ehre. Sich bei lebendigem Leibe in einem rituellen Selbstmord zu verbrennen, nur um den Namen des Mannes zu ehren!
    Ein besseres Beispiel gibt es nicht, dachte Georgie, um zu verdeutlichen, was falsch war an der Institution Ehe -in beiden Kulturen. Sie sprach alle Macht dem Mann zu. Und Himmel, die Art und Weise, wie Frauen im Osten behandelt wurden, genügte, um jede vernünftige Frau von dem Gedanken an Heirat abzubringen!
    Ihr fiel ein kecker Aphorismus ein, der von ihrer berühmten Tante stammte, Georgiana Knight: Der Ehestand ist ein Gefängnis. Nun, heute würde Georgie nicht zulassen, dass er auch ein Todesurteil wurde.
    Dann sah sie die liebe, sanfte Lakshmi, wie sie vor dem Scheiterhaufen stand: in ihrem seidenen roten Hochzeitsgewand, schwer behängt mit Gold und Perlen. Die schwarzhaarige Schönheit starrte in die Flammen, als dächte sie darüber nach, welche Pein sie vor dem Vergessen erleiden müsste. Tief in Gedanken und zweifellos auch ein wenig vom Betel betäubt, bemerkte die Braut des toten Mannes nichts vom Herannahen ihrer britischen Freundin.
    Vom Rauch beunruhigt, stieg die weiße Stute auf die Hinterbeine, als Georgie das Pferd am Rand der Menge zügelte, dann erteilte sie dem Tier den Befehl stehen zu bleiben und sprang aus dem Sattel.
    Gemurmel erhob sich, als sie durch die Menge schritt und dabei ihre Füße in den Sandalen energisch in den Staub setzte. Die kleinen silbernen Glöckchen an ihrem Fußgelenk läuteten leise, aber hörbar in der Stille.
    Jeder wusste, dass sich die beiden Mädchen seit ihrer Kindheit kannten und dass Georgie sehr viel stärker von Indien geprägt war als die meisten ihrer britischen Landsleute, daher glaubten die Verwandten vielleicht, sie wäre nur gekommen, um sich zu verabschieden. Lakshmis Familie waren wohlhabende Hindus aus der Kaste der Brahmin und nahmen in ihrer Kultur denselben aristokratischen Rang ein wie Georgies Familie in der ihren.
    Sie ließen sie vorbei.
    Hinter sich hörte sie, wie Adley am Rande der Menge lärmend eintraf und wie immer hinter ihr herstolperte, doch Balarams Familie gestattete dem dandyhaften jungen Nabob nicht näher zu treten. Lauthals machte er seiner Empörung Luft.
    „Und ich sage, es geht nicht! Miss Knight! Ich bin hier -sollten Sie mich brauchen! “
    Ganz auf ihren Plan konzentriert, wandte sie sich nicht um, sondern hielt den Blick auf das gerichtet, was sich vor ihr abspielte.
    Der riesige Scheiterhaufen hatte die Knochen des alten Balaram bereits in Staub verwandelt, da hob Lakshmi den Kopf und entdeckte Georgie. Unter Georgies erzürntem Blick schlug sie die Augen nieder.
    Als sie Lakshmi erreicht hatte, umfasste Georgie deren Schultern, sah sie ernst an und drehte sie weg von den Flammen. „Du hast den Verstand verloren, wenn du glaubst, ich lasse dich durchkommen mit diesem - diesem lächerlichen Aberglauben! “, schalt sie mit leiser Stimme. „Es ist unzivilisiert und grausam. “
    „Welche Wahl habe ich denn? “ Lakshmis zarte Stimme bebte. „Ich kann meine Familie nicht entehren. “
    „Das kannst du ganz gewiss! Es war schlimm genug, dass sie dich gezwungen haben, den alten Bock zu heiraten, aber für ihn auch noch zu sterben? Das ist unanständig! “, flüsterte Georgie wütend.
    „Aber es ist kein endgültiges Sterben“, beharrte Lakshmi halbherzig. „Ich werde direkt zum Himmel auffahren, und wenn - wenn die Menschen zu mir beten, werde ich ihre Wünsche erfüllen. “
    „Oh, Lakshmi! Was haben sie mit dir gemacht? “ Hatten die drei Jahre, die die Freundin in der strengen Abgeschiedenheit des Purdah verbracht hatte, ihr jeden gesunden Menschenverstand geraubt? „Ich bin mir sicher, dass du
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