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Eine tollkuehne Lady

Titel: Eine tollkuehne Lady
Autoren: Gaelen Foley
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Buddhistische Mönche mit rasierten Köpfen, in safrangelbe Roben gehüllt, gingen vorüber, - mit mandelförmigen Augen und sorglosem Lächeln, als wüssten sie nichts von irgendeinem Kummer auf Erden.
    Gewiss hatten die friedliebenden Mönche keine Ahnung davon, dass sich ein weiterer Krieg zusammenbraute.
    Eine kleine Gruppe muslimischer Damen, die von Kopf bis Fuß in Schwarz gehüllt waren, inspizierte gerade den Stand eines Schmuckhändlers. Eine von ihnen hielt ihr Kind an der Hand, einen kleinen Jungen. Der Kleine aß eine Mango, und Ian lächelte ein wenig, denn das Kind schien etwa fünf Jahre alt zu sein - genauso wie sein Sohn.
    Er ignorierte den kurzen Stich in der Herzgegend und blickte sich auf der Suche nach einem Mitbringsel für seinen Erben um. Er wollte etwas gefunden haben, bevor seine Mission begann. Dies war ein Ritual, das er niemals versäumte, gleichgültig, in welche Gegend der Welt seine Arbeit ihn auch führte. Vielleicht blieb ihm später keine Zeit mehr dafür. Er wählte einen Elefanten aus geschnitztem Teakholz und trat zu dem Künstler.
    „Koto? “ Obwohl er eigentlich niemals handelte, wenn nicht gerade das Schicksal einer ganzen Nation auf dem Spiel stand - aber dem zuerst genannten Preis nicht zu widersprechen wäre eine Beleidigung des Händlers gewesen.
    Und so handelte Ian, um seinen Respekt kundzutun.
    Ravi sah belustigt zu. Nachdem der Kauf schließlich unter allgemeinem, freundlichem Gelächter über die Versuche des englischen Lords, Bengalisch zu sprechen, getätigt worden war, reichte Ian das Spielzeug an seinen Diener weiter, machte zum Abschied die Grußgeste Namaste vor dem Händler und führte seine kleine Gruppe dann weiter über den Markt.
    Endlich kamen sie auf der anderen Seite wieder heraus. Ian trug Ravi auf, eine Kutsche zu suchen, die Ian zum Akbar Grand Hotel bringen sollte. Diese Unterkunft hatte ihm der Generalgouverneur Lord Hastings in seinem freundlichen Brief empfohlen, der dem Communique mit Ians Berufung beigelegen hatte.
    Einen der Kulis schickte er zum Gouverneurshaus, damit dieser Lord Hastings seine Ankunft mitteilte und ausrichtete, dass Ian so bald wie möglich vorsprechen würde, nachdem er sein Quartier bezogen hatte. Dann würde Ian endlich weitere Informationen erhalten und die beiden Kavallerieoffiziere treffen, die er für seine diplomatische Mission angefordert hatte - Gabriel und Derek Knight.
    Obwohl er diesen Zweig der Familie Knight noch nicht kennengelemt hatte, waren seine Familie und die der Knights einander sehr verbunden. Ians engster Freund seit Kindertagen und sein stärkster politischer Verbündeter in London war der Kopf des Klans - Robert Knight, der Duke of Hawkscliffe, oder „Hawk“, wie Ian ihn zu nennen pflegte.
    Gabriel und Derek waren Hawks Cousins ersten Grades, und Kampfgeist lag ihnen im Blut. Geboren und aufgewachsen in Indien, kannten die Brüder die Gegend wie ihre Westentasche. Der Umstand, dass Ian ihnen bei seiner Mission den Vorzug gegeben hatte, würde darüber hinaus noch ihre ohnehin bravourösen militärischen Karrieren beflügeln. Was Ian betraf, so wollte er Männer um sich haben, denen er bedingungslos vertrauen konnte, wenn er sich in feindliche, unbekannte Gefilde aufmachte.
    Auf einmal spürte er, wie jemand ihn ansah, und war nun restlos davon überzeugt, dass er beobachtet wurde, seit er Kalkutta erreicht hatte. Schnell wandte er sich um in der Hoffnung, den Spion zu entdecken, doch stattdessen erstarrte er bei dem Anblick eines großen bengalischen Tigers, der in einem Käfig über den Markt getragen wurde.
    Die langen Stangen, auf denen der Käfig thronte, ruhten auf den sonnengebräunten Schultern von nicht weniger als acht Trägern. Das Tier musste mindestens fünfhundert Pfund wiegen. Als es zum Fluss getragen wurde, um eingeschifft zu werden - zweifellos, um die Menagerie irgendeines europäischen Adligen zu bereichern - begann das Tier zu brüllen, erschreckte die Menge der feilschenden Händler und versuchte, durch die Stäbe des Käfigs mit den Pranken nach ihnen zu schlagen.
    Die Kulis stießen einen Schrei aus und ließen bei dem Versuch, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, um ein Haar den Käfig fallen. Als der Aufseher ihnen versicherte, dass der Käfig dem Tier tatsächlich standhalten würde und sie zur Arbeit zurücktrieb, lachten die Männer unsicher, wuchteten aber dann mit aller gebotenen Vorsicht die Stangen wieder auf ihre Schultern.
    Ian schaute zu,
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