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Eine tollkuehne Lady

Titel: Eine tollkuehne Lady
Autoren: Gaelen Foley
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fasziniert von dem Tier und gleichzeitig traurig über dessen Schicksal. Natürlich hätte es, wäre es frei gewesen, alles zerstört, was ihm in die Quere geraten wäre. Manche Tiere waren in einem Käfig besser aufgehoben.
    Als würde er selbst das nicht am besten wissen.
    „Sahib! “
    Er wandte sich um, als Ravi in Begleitung eines anderen Inders von seinem Auftrag zurückkehrte. Dem Äußeren nach zu urteilen war der andere Mann ebenfalls ein Diener - er trug eine weiße Perücke und eine lavendelfarbene Livree. Ravi deutete auf eine luxuriöse schwarze Kutsche mit vier weißen Pferden davor, die auf der anderen Straßenseite wartete. Ein Pferdeknecht in der gleichen Livree wie der Mann, der mit Ravi erschienen war, hielt den Kopf des Leitpferdes.
    „Sahib, dieser Mann sagt, er hätte den Befehl, Sie abzuholen, sobald Sie angekommen sind. “
    Ian betrachtete den Diener wachsam. „Der Gouverneur hat Sie geschickt? “
    „Nein, Mylord. “ Der Diener verneigte sich. „Ich wurde vom Haus des Lord Arthur Knight geschickt. “
    „Lord Arthur? “, rief Ian aus. Lord Arthur war der Vater von Derek und Gabriel.
    „Jawohl, Sir. Seit vierzehn Tagen werde ich jeden Tag hierher bestellt, um Sie zu empfangen. Man befahl mir, Ihnen dies hier auszuhändigen. “ Er griff in seine Weste und zog ein zusammengefaltetes Blatt cremefarbenen Leinenpapiers hervor, das er Ian reichte.
    Offenbar war Ians misstrauische Reaktion erwartet worden, denn der Brief war versiegelt mit dem Familienwappen des Duke of Hawkscliffe in rotem Wachs. In dem Moment, da Ian das Wappen der Hawkscliffes sah, hätte er beinahe gelächelt. Er kannte dieses Wappen so gut wie sein eigenes. Mochte er auch ein Fremder in einem fremden Land sein, dieser vertraute Anblick gab ihm beinahe das Gefühl, zu Hause zu sein.
    Lord Arthur war Hawks Onkel, der jüngere Bruder des vorherigen Duke. Wie es jüngeren Söhnen des Adels oft erging, war Lord Arthur in seiner Jugend ein wenig leichtsinnig gewesen. Das hatte ihn zum Liebling aller Jungen in der Familie gemacht, ehe er sich vor gut dreißig Jahren entschlossen hatte, sein Glück im Dienste der East India Company zu suchen.
    Ian hatte versprochen, vom Londoner Zweig der Familie Grüße an Lord Arthur zu übermitteln, denn der war hier in Indien inzwischen verwurzelt und kam nur noch äußerst selten nach England. Dennoch war Ian nicht davon ausgegangen, einen gesellschaftlichen Besuch zu unternehmen, noch ehe er sich im Hotel eingerichtet und auf seine Mission vorbereitet hatte.
    In jedem Fall war das Siegel der Hawkscliffes ein guter Beweis dafür, dass die Geschichte des Dieners stimmte und nicht die Falle eines feindlichen Agenten war. Mit dieser Überlegung brach Ian das Siegel und las.
    Lieber Lord Griffith, willkommen in Indien! Das schönste Hotel Kalkuttas kann nicht mithalten mit der Gastfreundschaft des Hauses eines guten Freundes, und da ich hörte, dass Sie in England beinahe zur Familie gehören, müssen Sie hierher kommen und unser Gast sein. Es wird uns ein Vergnügen sein, alles für Ihre Bequemlichkeit zu tun.
    Ganz die Ihre Georgiana Knight
    Aha, dachte er. Georgiana. Die Tochter Lord Arthurs. Ihr Ruf eilte ihr voraus.
    Ian hatte wieder und wieder Erstaunliches über die junge Dame gehört, die immerhin am Golf von Bengalen lebte - und zwar nicht nur über ihre Schönheit, sondern auch über ihre guten Taten. Obwohl sie eine der einflussreichsten Schönheiten der britischen Gesellschaft in Kalkutta war, mit zahllosen Freunden und mehr Bewunderern, als sie zählen konnte, schien sie all ihre Energie auf wohltätige Projekte für die Armen in Indien zu richten.
    Gerüchte, Georgiana hätte ein Waisenhaus mit den Einnahmen ihres Vaters von der East India Company unterstützt, bildeten nur den Anfang. Es gab auch ein Armenhaus für alte Damen, ein Tierhospital in der Tradition der Jain, und einen Schrein, dessen drohende Zerstörung sie verhindert hatte, als die Briten den Bau einer neuen Straße planten. Obendrein war sie erste Vorsitzende der Orientalisten-Gesellschaft, die den Lebensunterhalt Gelehrter finanzierte, die sich dem Studium alter Sanskrit-Texte sowie aller Zweige östlichen Gedankengutes und östlicher Kunst widmeten.
    Selbst die Dorfbewohner in Ians englischer Heimat hatten Georgianas Namen in ehrfürchtigem Flüstern ausgesprochen, als wäre von einem göttlichen oder heiligen Wesen die Rede. Doch da er alles über die schockierende Lebensweise jener Georgiana wusste, nach der
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