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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit
Autoren: Fritz Leiber
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Bruce eilte zur Bombenkiste.
    Die meisten von uns brüllten: »Halt ihn auf, Sid, nagele ihn fest!« oder Ähnliches – ich jedenfalls sagte das, weil ich plötzlich sicher war, daß er Lili um Verzeihung gebeten hatte, weil er sich und sie nun in die Luft jagte – und uns auch.
    Sid hatte ihn die ganze Zeit beobachtet, und jetzt hob er eine Hand zum Nebenversorger, doch dann be rührte er die Kontrollknöpfe nicht, sondern beobachte te nur und wartete ab, und ich dachte: »Der Teufel treffe uns! Will Siddy uns auch in den Tod treiben? Ist er nicht mehr zufrieden mit dem, was er über das Leben weiß?«
    Bruce hatte sich hingekniet und drehte an der Vorderseite der Kiste herum, und es war so hell, als hockte er unter einer Batterie Kriegscheinwerfer, und ich rede te mir zu, daß ich ja gar nichts merken würde, wenn der Feuerball losging, ohne ein Wort davon zu glauben, und Siebensee und Maud hatten sich aufgerappelt und setzten sich in Richtung Bruce in Bewegung, und wir übrigen brüllten auf Sid ein, außer daß Erich recht unglücklich zu Bruce hinüberblickte und Sid noch immer nichts unternahm, und es war unerträglich, außer das ich in diesem Augenblick spürte, wie die kleinen Arterien in meinem Gehirn wie eine Kette von Feuerwerkskörpern zu platzen begannen und die alte Aorta hopsging und, um die Sache rundzumachen, auch noch ein paar Ventile in meinem Ticker aus dem Takt gerieten, und ich dachte: »Da weiß ich jetzt also, wie es ist, an Herzversagen und hohem Blutdruck zu sterben.« und setzte ein letztes leises Lächeln auf, weil ich doch die Bombe um ihren Triumph gebracht hatte, als Bruce von der Truhe plötzlich aufsprang.
    »Geschafft!« verkündete er fröhlich. »Die Bombe ist jetzt so sicher wie die Bank von England!«
    Siebensee und Maud hielten sich gerade noch rechtzeitig davon zurück, ihn niederzuschlagen, und ich sagte mir: »He, beeilt euch! Ich dachte, Herzattacken gingen schnell.«
    Ehe jemand etwas sagen konnte, ergriff Beau das Wort. Er hatte sich vom Hauptversorger abgewendet und schob eine der Ohrmuscheln des Kopfhörers zur Seite.
    »Ich habe das Hauptquartier dran«, sagte er munter. »Man hat mir gesagt, wie die Bombe zu entschärfen ist. Was haben Sie gemacht, Sir« rief er Bruce zu.
    »Unmittelbar unter dem Schloß ist eine Reihe mit vier Hebeln. Den ersten von links dreht man ein Viertel nach rechts, den zweiten ein Viertel nach links, ebenso wie den vierten. Der dritte ist nicht anzufassen.«
    »Stimmt, Sir«, bestätigte Beau.
    Das lange Schweigen war zuviel für mich; ich hatte wohl die kürzeste Erholungsspanne von allen. Ich zog etwas Nahrung aus meinen wiederhergestellten Arterien in die Gehirnzellen und brüllte: »Siddy, ich weiß, ich bin eine tricksige Maid, die Hohepriesterin aller Füchsinnen, aber was, zum Teufel, ist Peterhouse?«
    »Das älteste College in Cambridge«, erwiderte er kühl.

Vertraut mit unendlichen Folgen von Universen und offenen vorausgesetzten Systemen? – die Vorstellung, dass alles möglich ist – und ich meine, alles – und dass alles eingetreten ist. Alles.
    Heinlein
     
15
Die Möglichkeitsbinder
     
    Eine Stunde später befaßte ich mich mit einem schwachen Highball und einem blauen Auge – in der Schlafzeit-Schwärze der Couch, die am weitesten vom Klavier entfernt war. Dabei beobachtete ich die lebhafte Party, die ringsum und an der Bar stattfand, während die Station auf ein Rendezvous mit Ägypten und der Schlacht von Alexandrien wartete.
    Sid hatte alle offenen Probleme zu einem großen Bündel verschnürt, und da er den Joker, nämlich den Nebenversorger, in der Hand hielt, hatte er sie alle schwungvoll gelöst, als ginge es um die Sorgen von Schulkindern.
    Es lief auf folgendes hinaus:
    Wir waren introvertiert gewesen, als die meisten schlimmen Dinge passierten – also wußten wahrscheinlich nur wir davon und steckten alle auf die eine oder andere Weise so tief drin, daß wir schon den Mund halten mußten, um unsere zarten Hälse zu retten.
    Nun, daß Erich die Bombe scharfgemacht hatte, wurde hübsch durch Bruces Aufforderung zur Meuterei aufgewogen, da war Docs Trinkerei, während jeder, der sich für die Friedensbotschaft ausgesprochen hatte, etwas zu verbergen hatte. Markus und Kaby hielt ich für unbedingt vertrauenswürdig. Maud erst recht, und Erich in diesem besonderen Fall auch, verdammt soll er sein. Bei Illy war ich mir nicht so sicher, aber ich sagte mir, es muß immer ein Haar in der Suppe geben, auch wenn es
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