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Eine tolle Zeit

Eine tolle Zeit

Titel: Eine tolle Zeit
Autoren: Fritz Leiber
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sei denn, sie konnte ihm ein wahrlich gefesseltes Publikum verschaffen – und vielleicht hatte sie auch gleich daran gedacht, ein Nest für Bruces Küken zu schaffen, und an … all die anderen Dinge, die wir eine Zeit lang angenommen hatten. Also hatte sie den Hauptversorger genommen, hatte sich an den Handschuh erinnert, und wenige Sekunden später hatte sie auf einem Regal in der Kunstgalerie einen Gegenstand abgesetzt, den niemand anzweifeln würde – außer jemand, der den Inhalt der Galerie auswendig kannte.
     
    Ich betrachtete die abstrakte Plastik, die wenige Zentimeter von mir entfernt lag, musterte den Haufen grauer Kugeln, die die Größe vom Golfbällen hatten. Ich hatte gewußt, daß das Innere des Versorgers aus widerstandsfähigen und sehr harten Riesenmolekülen bestand, aber so groß hatte ich sie mir doch nicht vorgestellt.
    Ich sagte mir: »Greta, du wirst dir eine schlimme Psychose einhandeln, aber du bist diejenige, die es tun muß, denn niemand wird deine Schlußfolgerungen hören wollen, denn alle leben praktisch schon auf Pump.«
    Ich stand so leise auf, als schliche ich mich aus einem Bett, in dem ich nicht hätte liegen dürfen – es gibt durchaus Dinge, auf die sich Gesellschafterinnen verstehen –, und Kaby sagte gerade: »Oder du würdest nach etwa fünfzig Herzschlägen verrückt.« Alle, die stehen konnten, blickten auf Lili. Sid schien sich bewegt zu haben, aber ich hatte keine Zeit für ihn außer der Hoffnung, daß er nichts getan hatte, das die Aufmerksamkeit auf mich lenkte.
    Ich ließ meine Schuhe stehen und ging schnell in den Krankensektor hinüber – etwas Gutes läßt sich über den superharten Boden doch sagen – er quietscht nicht. Ich ging durch den Schirm der Krankenabteilung, der wie eine Wand aus undurchsichtigem, farblosem Zigarettenrauch ist, und versuchte mich an meine Schwesternausbildung zu erinnern, und ehe Panik in mir aufsteigen konnte, hatte ich die Skulptur bereits auf den Tisch des Inverters gelegt.
    Ich erstarrte einen Augenblick, als ich nach dem Inversionsschalter griff, und dachte an damals und versuchte mich daran zu erinnern, was mich an dem nach außen gekehrten Gehirn, das größer war und keine Augen hatte, so gestört hatte, aber entweder streckte ich meinem Alptraum dann die Nase heraus oder trennte mich von meiner geistigen Gesundheit, ich weiß es nicht – jedenfalls drehte ich den Knopf bis zum Anschlag, und da hatte ich den Hauptversorger vor mir, etwa dreimal in der Sekunde blinkend, wie man sich’s gar nicht anders vorstellen konnte.
    Er muß während der Inversion die ganze Zeit glatt und ruhig gearbeitet haben, außer daß er, da er ja umgestülpt war, die Richtungsfinder durcheinandergebracht hatte.

Schwarzbeinige Spinnen mit roten
    Höllenherzen
    MARQUIS
     
15
Spinne unser Herr
     
    »Jesus!« Ich wandte mich um, und Sids Gesicht ragte durch den Schirm wie ein farbiges Relief an einer grauen Wand, und ich hatte den Eindruck, als habe er unbemerkt durch einen Schlitz in einem Wandteppich in Königin Elizabeths Schlafzimmer gespäht.
    Ihm blieb keine Zeit, seine Eindrücke zu verarbeiten, selbst wenn er das gewollt hätte; ein Ellenbogen mit einem Kupferband darum drängte sich durch den Schirm und grub sich in seine Rippen, und Kaby führte Lili am Hals herein. Erich, Markus und Illy folgten dichtauf. Sie nahmen das blaue Blitzen war, blieben wie angewurzelt stehen und starrten auf den langgesuchten Gegenstand. Erich warf mir einen Blick zu, mit dem er wohl sagen wollte: »Ach, du bist das also gewesen, nicht daß es mir darauf ankommt!« Dann trat er vor und nahm das Gerät hoch und drückte es fest an das Doppelrechteck zwischen Fingern, Unterarm und linker Brustseite und griff mit einem Gesichtsausdruck, als öffne er eine Flasche Whisky, nach dem Introversi onsschalter.
    Das blaue Licht erlosch, und Veränderungswinde trafen mich wie ein harter Drink, auf den ich lange, lange gewartet hatte, wie heißer Trompetenschall aus dem Nichts.
    Ich spürte, daß es auf die anderen ebenso wirkte. Sogar die angeschlagene, verkrampfte Lili schien zu sagen: »Ihr laßt mich das Zeug trinken, und ich hasse euch deswegen, aber ich liebe es doch.« Wahrscheinlich hatten wir alle die leise Sorge gehabt daß wir, auch wenn wir den Versorger fanden und extrovertierten, nicht wieder in Kontakt mit dem Kosmos kommen und auch nicht jene Winde wieder spüren konnten, die wir zugleich hassen und lieben.
    Was schließlich unsere freudige Trance
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