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Eine Tankstelle fuer die Seele

Eine Tankstelle fuer die Seele

Titel: Eine Tankstelle fuer die Seele
Autoren: Anna E. Roecker
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– aus schicksalsmäßigen Um- und Irrwegen.« Jung fühlte sich durch die alchemistischen Erkenntnisse bestärkt in seinem Vertrauen auf ein archetypisches Geschehen im Menschen, das zu allen Zeiten wirksam ist. Die Aufgabe der Therapeutin / des Therapeuten – wie des Alchemisten – ist es, diesen Prozess zu begleiten. Im Vertrauen auf diese Fähigkeit in unserer Seele, immer wieder das Licht hinter der Dunkelheit zu suchen, wird diese Dunkelheit dann nicht mehr zum erschreckenden, ausweglosen und endgültigen Geschehen. Auch wenn der Weg manchmal kein Ende zu nehmen scheint, zeigt sich doch irgendwann das Licht, das dann oft die dunkle Phase nicht nur als Durchgangsstation erscheinen, sondern sogar ihren Sinn erkennen lässt.
    Der Begriff Alchemie geht vermutlich zurück auf das arabische Wort »al-kymiya« (schwarze Erde). Der Alchemist möchte Prozesse in Gang setzen bzw. beschleunigen, um den Ausgangsstoff in eine höhere Form zu bringen. Am Beispiel der Pflanzenalchemie könnte man sagen: um aus den einzelnen Bestandteilen ein Ganzes, ein Heilmittel zu machen, das letztlich ein größeres Wirkspektrum hat. Alchemie, die man in allen alten Kulturen findet, hat zum Ziel, die prima materia, das Vorhandene, Vorgefundene in höchstem Maße zu veredeln, umzuwandeln und auf eine höhere Stufe zu bringen. Wichtig sind dabei die verschiedenen Prozessphasen, die es zu berücksichtigen gilt. In China und Indien hat sich die Alchemie in verschiedenen Ausprägungen gezeigt, zum Beispiel in Form der Pflanzenalchemie zur Herstellung von Heilmitteln oder in der Alchemie der Musik, in einem besonderen Umgang mit Tönen.
    Die höchste Form der Materialveredelung sah man in der Verwandlung von Blei zu Gold. Das Gold steht in der Alchemie nicht nur für das höchstentwickelte Metall, sondern gilt auch als Synonym für den höchstentwickelten Menschen, für das höchste Bewusstsein.

Wandlungsprozesse aus Sicht der Alchemie
    Alchemie umfasst unendlich viele Beschreibungen, Bilder, Aspekte, auf jeden Fall mehr differenzierte Prozesse als die drei unten beschriebenen Schritte. Beispielhaft sollen sie lediglich aufzeigen, wie auch unsere Prozesse sich in diesen drei Schritten wiederfinden, wie zum Beispiel in der Spagyrik, der Pflanzenalchemie, die wesentlich für die Herstellung von Heilmitteln ist. Auch die Beschreibung der drei Phasen (ursprünglich waren es vier Phasen, die Gelbung wurde später weggelassen) ist verkürzt wiedergegeben, es soll lediglich das Prinzip deutlich werden:
Schwärzung – Nigredo
Weißung – Albedo
Rötung – Rubedo
    Nigredo – Schwärzung
    Der erste Schritt, die Schwärzung, das Chaos, ist der Anfangszustand. Er ist entweder von vornherein vorhanden oder – wie in der Pflanzenalchemie – durch Zerteilung und Vergärung erzeugt. Den zerkleinerten Pflanzen wird Alkohol zugesetzt (ein Symbol für die Verbindung von weiblicher und männlicher Energie), dadurch entsteht die gewünschte Vergärung. Sieht man die schwarze, faulig aussehende Masse vor sich, kann man sich zum einen kaum vorstellen, dass es sich vorher zum Beispiel um wunderschöne orange leuchtende Ringelblumen gehandelt hat, zum anderen, dass daraus später ein großes Heilmittel werden würde.
    Bezogen auf Prozesse in unserem Leben ist dies meist die schwierigste Phase: eine Krankheitsdiagnose, eine schwerwiegende Trennung, der Verlust des Arbeitsplatzes, der Tod eines geliebten Menschen, eine gescheiterte Hoffnung, eine Prüfung, die nicht bestanden wurde und die man nicht mehr wiederholen kann, usw.
    Albedo – Weißung
    In der Pflanzenalchemie muss die schwarze Masse »ruhen«. Sie bleibt in fünf bis sechs Litern Wasser (entspricht der Blutmenge im Körper) bei Körpertemperatur stehen, wird abends und morgens rechts- und linksherum gerührt, eine Bewegung, die sich rhythmisch viele Male wiederholt. Danach folgt der eigentliche Prozess der Weißung, das Substrat wird immer und immer wieder destilliert. Hierbei ist das Feuer von größter Wichtigkeit. Weder darf es zu kraftvoll brennen, sonst zerstört es sowohl Behälter wie Inhalt, noch zu schwach, denn sonst findet keine wirkliche Destillation statt. Die Aufgabe des Alchemisten ist es, das Feuer zu hüten, es anzufachen oder etwas zu dämpfen, je nach der aktuellen Notwendigkeit.
    In dieser zweiten Phase bezogen auf eine zu bewältigende Lebenssituation kommt jetzt das Feuer, das heißt Energie hinzu. Der Prozess kommt in Bewegung. Jetzt kann man sich aus der Stagnation, aus der
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