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Eine Tankstelle fuer die Seele

Eine Tankstelle fuer die Seele

Titel: Eine Tankstelle fuer die Seele
Autoren: Anna E. Roecker
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eigenen Erfahrung und meiner Arbeit weiß ich, dass es manchmal richtig unbequem werden muss, zum Beispiel in Form von seelischen Verstimmungen oder körperlichen Symptomen, bis wir bereit sind, etwas zu verändern.
    Noch von einer anderen Seite kommt Unterstützung zu diesem Thema: Der Molekularbiologe und buddhistische Mönch Matthieu Ricard schreibt, dass wir aus buddhistischer Sicht immer das Potenzial haben, uns zu verändern. In seinem Dialog mit dem Hirnforscher Wolf Singer (s. Literaturangabe) schreibt er: »Diese Grundüberzeugung ist eine sehr mächtige Quelle der Inspiration, aus der wir Kraft schöpfen, um uns mit unseren inneren Veränderungen zu befassen.« Auch er konstatiert, dass das nicht immer leicht ist. Aber das wissen wir ja bereits. Einiges müssen wir selbst dazu tun: bereit sein, uns zu öffnen, neuen Argumenten zugänglich zu sein, Gefühle zu- und loszulassen, zum Beispiel zu verzeihen, obwohl wir doch so an unseren Verletzungen und Enttäuschungen hängen. Und üben, üben, üben …
    Dem berühmten Physiker Einstein wird der Satz zugeschrieben: »Wir denken immer dasselbe und hoffen, dass etwas Neues dabei herauskommt.« Man könnte diesen Satz durchaus erweitern und sagen: »Wir tun immer dasselbe und hoffen auf Veränderung.« Meistens fühlen wir auch immer dasselbe, wenn zum Beispiel jemand den berühmten »roten Knopf« bei uns drückt.
    Ein Beispiel aus meiner Praxis:
    Ein erfolgreicher Geschäftsmann und Familienvater, der eigentlich wegen eines Burnout-Syndroms zu mir kam, erzählte mir bei einem seiner ersten Besuche, welche Gefühle in ihm aufsteigen, wenn seine Mutter am Telefon mit »spitzer« Stimme sagt: »Na, rufst du auch mal wieder an!« Dabei bereitet er sich meist auf das Telefonat vor. Er verschiebe es schon einige Male, bevor er zum Hörer greife, so berichtete er weiter. Gefragt, was denn dieser Satz bei ihm auslöse, antwortete er: »Es ist das Gefühl, nie die Erwartung zu erfüllen, nie zu genügen, das ich so gut aus meiner Kindheit kenne.« Er gestand, dass er auch im Arbeitsleben oft dieses Ohnmachtsgefühl erlebe, das er so gut vom Umgang mit seiner Mutter kenne. Schon der vorwurfsvolle Blick des Chefs oder einer Kollegin oder die Frage seiner Frau, wann er denn endlich mal früher nach Hause komme, um sich um die Kinder zu kümmern, könne dieses Versagensgefühl aktivieren. Auf meine Frage, wie er denn zum Beispiel bei seiner Frau darauf reagiere, antwortete er: »Meistens gereizt, manchmal mit einer langwierigen Erklärung, um mich zu rechtfertigen.« Im Laufe der nächsten Stunden erzählte er mir, dass er eigentlich sehr wohl ein Mensch sei, der Dinge vom Verstand her entscheide und sich in der Regel nicht von Gefühlen mitreißen lasse – bis auf dieses Gefühl eben, von dem er letztes Mal erzählt hatte. Diese Art von Ohnmacht würde er einfach nicht »in den Griff« bekommen. Im Verlauf der nächsten Stunden bat ich ihn, innere Bilder auftauchen zu lassen, die diese Gefühle spiegeln. Er sah sich abwechselnd als kleines Kind oder in normaler Größe und die anderen als Riesen. Und schon tauchte auch die Mutter auf und mit ihr dieses unbehagliche Gefühl. Im Laufe der nächsten Stunden war allerdings in den Visualisierungen deutlich zu spüren, dass auch die Mutter in ihrer negativen Prägung festsaß und sich dabei offensichtlich auch nicht wirklich wohlfühlt. Denn schon als Kind habe er seine Mutter als unzufrieden und unglücklich erlebt. Ich schlug eine Musikreise vor, um herauszufinden, wie diese verdrahteten Bahnen im Gehirn und die damit verbundenen Gefühle durch neue Strukturen, das heißt durch neue innere Bilder zu ersetzen seien, ohne die Gefühle einfach nur zu verdrängen.
    Bevor ich die Lösung verrate, möchte ich Sie einladen, sich auf eine kleine Übung einzulassen. In dieser und in allen nachfolgenden Übungen werde ich Sie mit »du« ansprechen, weil es mit dieser persönlichen Ansprache meist leichter gelingt, sich auf die entsprechende Erfahrung einzulassen.

Wenn du diese oder eine ähnliche Situation kennst, dann schließe jetzt für ein paar Minuten die Augen und atme ein paar Mal tief durch.
Lasse den Menschen oder die problematische Konfliktsituation auftauchen und nimm sie zunächst wie von außen wahr.
Nimm jetzt wahr, wie du dich fühlst. Wie ist deine Körperhaltung? Sind die Schultern verspannt? Hochgezogen? Wird der Atem flacher? Rebelliert der Magen? Welche Gefühle tauchen auf? Sind es vertraute Gefühle, die du auch
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