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Eine Stadt names Cinnabar

Eine Stadt names Cinnabar

Titel: Eine Stadt names Cinnabar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Bryant
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miteinander glücklich zu sein. Durch eine Freundin hatte Francie das kleine Haus an jenem einsamen Strand mieten können. Mit ein paar Sachen aus seinem vollgestopften Appartement in der Stadt war er dort eingezogen. Die ersten Abende verbrachten sie auf der offenen Veranda und sahen aufs Meer hinaus, horchten auf die Wellen, spürten die letzten Spritzer ihres Schaums. Sie empfanden den Rhythmus der Wogen, die den Sand des Strandes millimeterweise wegsaugten. Das Haus stand hundert Meter vom Wasser ab. Auf lange Zeit hinaus brauchten sie sich keine Sorgen zu machen.
    Am Tage schwammen sie, von der frühen Morgensonne bis zum Frühstück. Der Vormittag gehörte der Arbeit. Mehrmals in der Woche flog Sternig mit dem Windhover in die Stadt und kümmerte sich um den Umbruch der Spalte. Francie verbrachte den Vormittag mit dem Schreiben von Gedichten und dem Abhören von Bändern aus der Zeit, da sie sich brennend für Politische Geschichte interessiert hatte. Sie schrieb Essays, die, wie Sternig versicherte, gute Aufnahme finden würden, hätte sie sich nur die Mühe gemacht, sie irgendwie anzubieten.
    Nachmittags war die Luft schwer und süß. Der Vormieter hatte hinterm Haus einen ausgedehnten Blumengarten angelegt. Üppige Beete wechselten mit quadratischen Grasflächen – es wirkte wie ein Flickenteppich. Nichts Exotisches; scharlachrote Tigerlilien, purpurne Iris, leuchtend gelber Löwenzahn. Blumen, die immer wieder blühten und kaum Pflege brauchten.
    Francie und Sternig liebten sich im Grase. Dann lagen sie reglos und atmeten ihren eigenen, mit dem schweren Blumenduft vermischten Geruch.
    „Das soll immer so weitergehen“, sagte Francie und sah zu ihrem Liebsten auf. „Kann es das nicht?“
    „Ja, gewiß“, antwortete Sternig; doch da hatte er die Täuschung der Zeit noch nicht begriffen.
    Wie alle seine Träume verwelkte auch dieser beim Erwachen, hinterließ weder bestimmte Worte noch Bilder – nur Gefühle. Kandelman bewundert ihre Brüste. Er möchte sie jetzt anfassen, doch anstandshalber muß er damit noch warten. Immerhin halfen fünfzig Prozent seiner Augenkontakte unterhalb ihrer Schlüsselbeine. Unter seinen Blicken versteift sich das erogene Gewebe, und ihre Brustwarzen stoßen an den weichen Kleiderstoff. Sie findet es herrlich.
    „Was schreiben Sie zur Zeit?“ fragt Francie.
    „Ich stecke tief in meinem Roman“, sagt Kandelman. „Es ist etwas Psychosexuelles.“
    „Sehr interessant.“ Francie schiebt das Kinn vor, wodurch, wie sie recht gut weiß, die Backenknochen besser zur Geltung kommen. „Wovon handelt es?“
    „Brüder und Schwestern. Das ist ziemlich alles, was ich Ihnen zur Zeit sagen kann. Das Buch schreibt sich selbst. Ich bin nur wenig daran beteiligt, außer daß ich das Papier füttere.“
    „Haben Sie schon einen Titel?“
    „Brüder und Schwestern, denke ich.“
    „Oh.“ Francie verliert das Interesse an dem Roman. Es sei denn, natürlich, daß Kandelman eine besonders kitzlige Stelle zitieren würde.
    „Kein eigentliches Erotikum“, erläutert er, „obwohl es sich vom Titel her nach so etwas anhört.“
    „Oh“, entgegnet sie unbestimmt, „nach dem Titel hätte ich gedacht, es würde so etwas sein.“
    „Vielleicht kommt es noch dazu“, beeilt er sich einzuräumen, „doch zur Zeit ist es ein sehr ernsthaftes Buch.“
    „Erotika können durchaus ernst sein“, sagt sie gewichtig.
    Er starrt auf ihren Ausschnitt. Er findet jetzt, daß ihre Brüste direkt etwas Gebirgiges haben. Sie sind groß, aber nicht einmal andeutungsweise hängend. Sie ragen ohne sichtbare Stütze. Kandelman fragt sich, warum ihm das nicht schon vor der Party aufgefallen ist.
    „Ich glaube das wirklich“, redet Francie weiter.
    „Was?“ Kandelman reißt sich aus seiner Versunkenheit. „Ach so. Ja, natürlich, durchaus ernsthaft.“
    „Sie müßten mal ein wirklich erotisches Buch schreiben.“
    „Nun ja“, sagt Kandelman.
    „Ich würde Ihnen gern dabei helfen.“
    Kandelman merkt, daß er den gesamten Ablauf dieses Gesprächs hätte voraussagen können, und ist froh, daß er es nicht getan hat.
    Diese Party ist so spröde, denkt Sternig, daß sie jeden Moment in Stücke brechen kann, wie Kandiszucker. Die große Marmorhalle ist von Streifen aus Bonbonpapierkrepp durchzogen. Luftballons in den Formen ausgestorbener Tiere schweben an langen Fäden. Sternig nippt seinen Drink im Schatten eines Hippogryphen. Mißvergnügt starrt er über die wirbelnde Masse der Party auf Francie

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