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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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Außerdem gibt es da auch gar nicht viel zu sagen.“
    „Du kennst doch den allseits beliebten Spruch: Lass das mal unsere Sorge sein.“
    Alexander ließ sich zurück auf seinen Stuhl sinken und blähte seine Wangen auf.
    „Mann, wo soll ich da denn anfangen?“
    „Sag mir einfach, was dieser Michaelsen in deinen Augen für ein Typ war.“
    „Nun, er war damals ein Hans Dampf in allen Gassen, wie man so schön sagt.“ Ein anzügliches Grinsen machte sich auf Alexanders Gesicht breit. „Zusammen hatten wir ebenso viel Erfolg wie Spaß, wenn du weißt, was ich meine.“
    Lindemann lächelte.
    Alexander stand noch einmal auf, ging zum Garderobenständer neben der Tür und fischte aus der Innentasche seiner Lederjacke eine zerdrückte Packung Zigaretten.
    „Ich dachte, du hättest aufgehört“, bemerkte Lindemann.
    Der jüngere Mann schüttelte den Kopf, seine schiefergrauen Augen wurden noch eine Spur dunkler. „Hat nicht ganz geklappt.“
    Mit einer qualmenden Zigarette zwischen den Lippen ging er zurück an den Schreibtisch und kramte einen kleinen Glasaschenbecher aus einer der Schubladen hervor.
    „Du hast doch mitgekriegt, dass wir hier nicht mehr rauchen dürfen, oder?“
    „Siehst du hier etwa jemanden rauchen, Chef? Ich nicht.“ Alexander kräuselte seine Lippen, öffnete eines der Fenster und ließ sich dann zurück auf seinen Stuhl sinken.
    Nachsichtig schüttelte Lindemann seinen Kopf und wartete.
    Alexander schaute geistesabwesend dem Rauch nach, der zur Zimmerdecke emporstieg, und die aufkeimende Erinnerung ließ ihn erneut grinsen.
    „Frank und ich waren fürwahr ein fantastisches Team. Wir haben uns perfekt ergänzt. Sowohl privat als auch beruflich. Es gab Tage, da waren wir rund um die Uhr zusammen.“ Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. „Frank war … ein verrückter Typ. Hinter jedem Rock her, solange die Trägerin nur schön blond und ordentlich vollbusig war. Er hat diese Sorte reihenweise abgeschleppt.“
    „Nun“, unterbrach ihn Lindemann, „in dieser Beziehung brauchtest du dich wohl kaum hinter ihm zu verstecken, oder?“
    Alexander ließ missbilligend seine dunklen Augenbrauen in die Höhe schießen und drückte die erst halb aufgerauchte Zigarette aus. „Sei vorsichtig, Bernd! Nein, ernsthaft, ich war sozusagen ein Waisenknabe gegen ihn. Wir sind uns auch nie in die Quere gekommen. Unser Geschmack ging doch sehr weit auseinander, was die Frauen betraf. Er hat nichts ausgelassen, glaub mir. Eine feste Freundin gab es für ihn nicht. Ich habe nie erlebt, dass er zweimal seine Hände auf dasselbe Mädchen gelegt hätte. Ich sag ja, ein völlig verrückter Hund war er damals. Na ja, wir waren eben … jung.“
    „Woran ist euer erbauliches Miteinander denn eigentlich gescheitert?“
    Alexander schluckte trocken und starrte eine Weile auf seine ineinander verschränkten Hände. „Diese Frage ist mir selbst jahrelang nicht aus dem Kopf gegangen. Frank hat sich von heute auf morgen immer mehr von mir zurückgezogen. Er hat unsere Freundschaft praktisch ohne ersichtlichen Grund einschlafen lassen. Ich habe es damals hingenommen, weil ich mir keine Blöße geben wollte. Meine Güte, wir waren gerade mal so um die zwanzig. In dem Alter hat man noch eine gehörige Portion männlichen Stolz.“
    „Du hast einige Jahre danach noch einmal mit ihm zusammengearbeitet, stimmt’s?“
    „Ja, in der ‚Soko Kretschmer‘. War ein ganz heißes Ding. Es gab ziemlich viel Presserummel damals. Frank und ich haben als Team ermittelt und schließlich zusammen den entscheidenden Schritt zur Aufklärung getan. Während unserer Zusammenarbeit habe ich auch erfahren, dass er inzwischen ziemlich reich geheiratet hatte und sogar Vater einer Tochter geworden war. Ich weiß noch, dass ich das irgendwie eigenartig fand. Ich meine, ich hätte mir Frank niemals als treuen Ehemann und fürsorglichen Vater vorstellen können. Aber, um dir gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen, Bernd, er hat sich nicht weiter in die Karten schauen lassen. Er war ein Meister im Abblocken, verstehst du? Ich habe kaum noch ein privates Wort mit ihm gewechselt. Wir haben uns auch im Dienst nur ganz selten mal allein gesehen. Nach der Auflösung der Sonderkommission sind wir beide zurück an unsere alten Dienststellen, und das war es dann.“
    Die nächste Zigarette landete zwischen Alexanders Lippen. Bernd Lindemann lehnte sich zurück und raufte sich die wenigen Haare. Seine glänzende hohe Stirn legte sich in die
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