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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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sich allesamt gegen den grauen Kasten auf seinem Schreibtisch richteten.
    „Ja, nur zu. Komm rein, Bernd.“
    Bernd Lindemann setzte sich gemächlich an den zweiten, derzeit ungenutzten Schreibtisch, verschränkte seine Hände im Nacken und lehnte sich leise aufschnaufend zurück. „Mann, bin ich froh, dass wir gleich Feierabend haben! Ich bin völlig fertig. War eine harte Woche.“
    Alexander verdrehte die Augen. Er kannte Bernd Lindemann seit vielen Jahren. Der ältere Mann konnte ihm nichts vormachen. „Bernd, was ist los? Wenn du um diese Zeit freiwillig in mein Kabäuschen kommst, willst du doch was von mir, oder?“
    „Mhm, ja. Ich … wir haben gedacht, dass du uns vielleicht doch irgendwie behilflich sein könntest. Ich meine, im Fall Michaelsen.“
    Alexanders Augen wurden schmal. „Auf deine höchstpersönliche Anweisung hin bin ich nicht mit an Bord, Bernd. Vergiss das nicht.“
    Lindemann schüttelte seinen Kopf. „Das soll im Grunde auch so bleiben, Alex. Wir haben nur ein kleines, aber ziemlich nervtötendes Problem mit deinem früheren Kumpel und hoffen ganz einfach, dass du uns ein bisschen helfen kannst. Um genau zu sein, ist dieses Problem alles andere als klein. Der Mann ist sozusagen ein leeres Blatt Papier.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Nun, seine Kollegen beim Einbruch hatten praktisch keineverwertbaren Informationen für uns. Niemand von ihnen hatte jemals privaten Kontakt zu ihm. Er war ein guter Polizist und besaß einen auffallend klugen Kopf, hat stets gewissenhaft gearbeitet. Das ist eigentlich schon alles, was sie und seine Chefs über ihn sagen können.“
    Alexander griff nach einem Kugelschreiber und drehte ihn zwischen seinen Fingern hin und her. Stumm wartete er darauf, dass sein Kollege weitersprach. Bernd Lindemann erhob sich, ging hinüber zum Fenster und starrte einen Moment lang hinaus in den anhaltenden Regen, bevor er zum eigentlichen Punkt kam. Mit ernstem Blick wandte er sich Alexander wieder zu. „Alex, seine Frau sagte uns, dass er sehr viel Zeit mit seinen Freunden verbracht hat. Freunde, die sie übrigens nicht kannte. Sie konnte uns noch nicht einmal einen einzigen Namen nennen. Wie findest du das?“
    Alexander zuckte mit den Schultern und zog seine Augenbrauen hoch. „Zumindest ungewöhnlich.“
    Lindemann nickte. „Das ist aber noch nicht alles.“ Er zögerte. „Wir finden einfach keinen dieser Freunde. Keinen einzigen! Frank Michaelsen war in keinem Sportverein. Es gibt keine Adressen oder Telefonnummern in seinen persönlichen Unterlagen, keine Fotos, die uns helfen könnten, noch nicht einmal Geburtstagskarten. Selbst auf seiner Beerdigung war niemand anwesend, der nicht zur Familie oder zum Kollegenkreis gehörte. Trotzdem war der Mann, laut Aussage seiner Witwe, offenbar noch seltener zu Hause als ein Handelsreisender. Wir stecken fest, Alexander. Absolut fest! Und die oberen Etagen machen uns gewaltig Druck. Du weißt, wie das läuft, wenn ein Kollege dran glauben muss. Die Uhren ticken dann anders.“ Bernd Lindemann konnte direkt sehen, wie es bereits im Kopf seines Gegenübers arbeitete. „Du weißt, was ich denke?“
    Alexander nickte und holte tief Luft. „Klingt alles nicht gut. Klingt überhaupt nicht gut. Vor allem nicht, wenn man die Art berücksichtigt, wie Michaelsen zu Tode gekommen ist. Das war eine regelrechte Hinrichtung.“
    „Du sagst es.“
    „Sieht mir stark nach einem Racheakt aus. Aber ihr habt sicherlich schon in diese Richtung ermittelt, oder?“
    „Klar, aber wir haben nichts gefunden, was diese Vermutung stützen könnte. Es gibt einfach nichts, Alex! Michaelsen hat sich in den letzten Jahren nur noch mit einfachen Wohnungseinbrüchen beschäftigt. Er wollte offensichtlich ganz bewusst eine ruhige Kugel schieben. Keinen Schichtdienst mehr und nur ganz selten Bereitschaftsdienste. Er hat sich noch nicht einmal mehr um eine weitere Beförderung beworben. Wenn man seine erfolgreichen Anfangsjahre bei unserem Verein berücksichtigt, hätte er doch schon lange Hauptkommissar sein können, sofern er sich denn weiterhin so ins Zeug gelegt hätte.“
    Der Kugelschreiber flog zurück auf den Schreibtisch, und Alexander erhob sich.
    „Und was wollt ihr jetzt von mir?“
    „Kannst du dir das nicht denken? Erzähl mir, was du über ihn weißt, Alex. Alles, was dir einfällt.“
    „Ich habe seit ewigen Zeiten keinen Kontakt mehr zu Michaelsen gehabt, Bernd! Alles, was ich euch sagen könnte, wäre nicht mehr aktuell.
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