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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe
Autoren: Monika Beer
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Studienort und er wurde ihr Lehrer.
    Andrea schwebte auf Wolke Sieben. Benjamin förderte ihre
Begabung und ihr Flötenspiel wurde immer perfekter. Sie träumte davon, einmal
mit ihm gemeinsam ein Konzert zu geben. Sie konnte ihr Glück nicht fassen, als
dieser Traum in greifbare Nähe rückte.
    Sabine sah sie in dieser Zeit eher selten.
    Doch dann wurde Andrea schwanger. Ihr Geliebter reagierte
sehr verärgert auf diese Tatsache. Er schlug ihr vor, das Baby abtreiben zu
lassen, weil es ihrer Karriere im Weg stehen würde. Erst als sie sich weigerte,
gestand er ihr, dass er bereits verheiratet sei und eine kleine Tochter habe.
Er dachte nicht daran, sich scheiden zu lassen.
    Für Andrea brach eine Welt zusammen.
    Drei Tage lang verkroch sie sich in ihrem Studentenzimmer.
Sie redete mit niemandem und heulte sich die Augen aus dem Kopf.
    Als sie ihr Zimmer wieder verließ, hatte sie einen Entschluss
gefasst.
    Sie fuhr zu ihren Eltern nach Oppenheim, erzählte ihnen alles
und bat um ihre Unterstützung. Die werdenden Großeltern freuten sich auf ihr
erstes Enkelkind und nahmen ihre Tochter mit offenen Armen wieder zu Hause auf.
    Andrea wechselte ihren Studienort und Studiengang. Sie
schrieb sich wieder in Mainz ein. Statt des künstlerischen wollte sie jetzt
einen pädagogischen Abschluss machen. Als Musikpädagogin hatte sie eher
Aussicht auf eine feste Arbeitsstelle und konnte zudem Kindererziehung und
Beruf besser unter einen Hut bringen.
    Mit der Geburt ihrer Tochter Magdalena änderten sich Andreas
Leben und ihre Beziehung zu Männern schlagartig.
    Ab jetzt war sie es, die die Männer abblitzen ließ, wenn sie
ihr zu anhänglich wurden. Sie hatte es sich verboten, sich noch einmal zu
verlieben!
    Langsam wurde es dunkel in Paris.
    Sabine sah auf die Uhr: „Ich glaube, wir sollten uns auf den
Weg zur U-Bahnstation machen und zum Gare de Austerlitz fahren, damit wir
unseren Nachtzug nach Bayonne pünktlich bekommen.“
    Am Ufer der Seine leuchteten die Laternen und unter bunten
Lampions spielten Musikanten. Die Leute tanzten und feierten. Andrea sah ihre
Freundin an: „Würdest du da jetzt auch gerne runter gehen?“
    „Ja, und wie!“
    Aber die Zeit drängte. Sie mussten weiter, um ihren Zug nicht
zu verpassen.
    Andrea blickte auf den Fahrplan: „Mist! Wir müssen noch
einmal umsteigen. Und jetzt sind wir auf dem falschen Bahnsteig!“
    Wie zwei wilde Hühner rannten sie los, um den Übergang zu
suchen. Nachdem sie endlich die richtige Treppe gefunden hatten und atemlos auf
der gegenüber liegenden Seite ankamen, fuhr die Bahn gerade ab. Die nächste kam
laut Fahrplan in zehn Minuten.
    „Wenn der Anschlusszug pünktlich ist, müsste es noch
klappen“, rechnete Sabine.
    Andrea war sauer: „Dein Wort in Gottes Ohr. Tja, wir
autofahrenden Landpomeranzen in einer Weltstadt! Wir sind aber auch so
bescheuert! Können noch nicht einmal den Fahrplan richtig lesen! Ich könnte mir
selbst in den Hintern beißen. Gut, dass wir ab morgen fernab der Zivilisation
sind und uns an keine Fahrpläne mehr halten müssen!“
    Drei Minuten vor Abfahrt des Nachtzuges erreichte die Metro
den Gare de Austerlitz.
    Abfahrt des Zuges von Gleis 32!!
    Also hieß es noch einmal, „die Beine in die Hand nehmen“ und
im Dauerlauf vorbei an einunddreißig Gleisen und zwei Fahrkartenkontrolleuren.
„Halt!“
    „Auch das noch!“ Rucksäcke absetzen, Billetts hervorkramen
und vorzeigen. Ein amüsiert lächelnder Franzose knipste sie ab und wünschte
„bon voyage“.
    Die Abteiltür schloss sich hinter ihnen, und der Zug setzte sich
in Bewegung. Sie waren im letzten Schlafwagen eingestiegen. Ihre reservierten
Plätze befanden sich ganz vorne, direkt hinter der Lok.
    Sie konnten sich das Kichern nicht verkneifen, als sie durch
geschätzte zwanzig Waggons, vorbei an mehr oder weniger schlafenden Reisenden
auf hohen Etagenbetten in engen Kabinen, schlichen.
    Erleichtert plumpsten sie auf ihre Schlafsessel und hatten
nur einen Gedanken: morgen früh sind wir in Saint Jean Pied de Port, und das
große Abenteuer beginnt!
    Was für Aussichten nach so einem Tag!!
    03.
Aufstieg
    Nach einer erholsamen Nacht saßen die Freundinnen in der
Bahnhofsgaststätte von Bayonne vor heißem Michkaffee und warmen Croissants.
    In einer Stunde würde der Nahverkehrszug sie nach Saint Jean
Pied de Port bringen. Ungeduldig richteten sie immer wieder ihre Blicke auf die
Bahnhofsuhr. Aber die Zeiger bewegten sich einfach nicht schneller.
    Sie waren nicht die einzigen
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