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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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scherzhaft gemeint, sie müsse schon bald einen Heiratsantrag annehmen, bloß um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken und die Sache endlich hinter sich zu bringen.
    Aber Sophia war entschlossen, ihrer Nichte eine Liebesheirat zu ermöglichen. Das hätte Amelias Mutter sich für sie gewünscht.
    »Hier bist du also, Liebes«, sagte sie. Im Stillen stimmte sie mit Richard überein. Heute Abend war ihre Nichte wirklich schön. Amelia trug ihr Haar zu einer einfachen Frisur hochgesteckt. Nur ein paar Strähnen umrahmten ihr Gesicht und streiften ihren eleganten Hals. Obwohl sie etwas dünner war, als es vielleicht gerade modern war, hatte sie doch verführerische Rundungen an den richtigen Stellen, derentwegen die Männer ihr bewundernd nachschauten, wenn sie vorbeiging. Ihre natürliche Zurückhaltung verlieh ihr trotz ihrer Jugend etwas Weltgewandtes.
    Amelia blickte auf. Ihr Lächeln war warm, aber sogleich kehrte ihr Blick wieder zurück. Sie beobachtete eine fast verlassene Ecke direkt neben dem Eingang, stellte Sophia fest, weit weg von dem Gedränge. »Tante Sophia! Ich habe dich gar nicht kommen gesehen.«
    Wenn man bedachte, dass sie einen gigantischen gelben Turban auf dem Kopf trug – sie hätte wirklich eine andere Farbe wählen sollen –, war das eine merkwürdige Aussage. »Wie konntest du mich übersehen?«, fragte Sophia frei heraus.
    »Hm.«
    Etwas verblüfft studierte Sophia Amelias Miene. »Stimmt irgendetwas nicht?«
    »Was? Oh, nein, nein. Also, ich meine … nicht so richtig. Es ist … also, kannst du mir sagen, wer der Mann dort drüben ist?«
    »Welcher Mann?« Sophia folgte ihrem Blick. »Der Saal ist voller Gentlemen.«
    »Ich meine diesen da.« Mit ihrem Fächer zeigte Amelia diskret auf die fragliche Person. »Der hochgewachsene, attraktive Mann.«
    Sophia, die kurz damit befasst war, ein Champagnerglas von dem Tablett zu nehmen, das ein Lakai an ihnen vorbeitrug, erkannte nicht sofort, wen Amelia meinte, bis sie sich auf die ruhige Ecke konzentrierte, in der drei Männer sich von dem Gedränge abgesondert hatten. Sie tranken ebenfalls Champagner und unterhielten sich. Das Wort »attraktiv« ließ bei Sophia alle Alarmglocken schrillen. Die Champagnerflöte verharrte auf halbem Weg zu ihrem Mund. Sie kannte tatsächlich alle drei Gentlemen, unglücklicherweise waren sie samt und sonders sehr attraktiv.
    Und gefährlich. Sie würde nicht einen von ihnen in die Nähe ihrer Nichte lassen.
    Der Marquess of Longhaven war gut gekleidet und undurchschaubar wie immer mit seinen kastanienbraunen Haaren und den haselnussfarbenen Augen. Luke Daudet, der Viscount Altea, kultiviert und unglaublich gut aussehend. Und dann war da natürlich der jüngste Sohn des Duke of Berkeley, Lord Alexander St. James, der nicht nur ein Kriegsheld war, sondern den höchst zweifelhaften Ruf genoss, sich nicht um Konventionen zu scheren und rasch wechselnde Affären zu Frauen zu unterhalten. Die feine Gesellschaft nannte die drei die verrufenen Junggesellen, und diese Bezeichnung passte ziemlich gut.
    »Es tut mir leid, ich hätte mich deutlicher ausdrücken sollen. Ich meine den mit dem dunklen, lockigen Haar«, fügte Amelia hinzu, die Sophias beredtes Schweigen wohl falsch deutete. Als sie noch immer keine Antwort bekam, zeichnete sich auf Amelias Stirn ein leises Stirnrunzeln ab. »Ich meine den, der so lässig mit der Schulter an der Wand lehnt.«
    Amelia hatte ihre Tante noch nicht oft verwirrt erlebt, weshalb sie einen Augenblick lang nicht wusste, was sie tun sollte. Sie wollte nur die Antwort auf eine, wie sie fand, recht unschuldige Frage. Aber dann bemerkte sie, wie das Gesicht ihrer Tante Sophia unter dem safrangelben Turban – der ihr ein wahrhaft majestätisches Aussehen verlieh, obwohl er ihr dichtes, brünettes Haar verbarg – einen merkwürdigen Ausdruck annahm. Sie war an diesem Abend wirklich hübsch. Das scharlachrote Kleid bildete einen geschmackvollen Kontrast zu dem exzentrischen Kopfschmuck, und zwischen dem unschuldigen Weiß der jungen Mädchen und dem diskreten Braun und den gedeckten Farben der anderen Matronen stach ihre Tante wie ein juwelenbesetztes Vögelchen hervor. Ein Collier mit Saphiren vervollständigte ihr Ensemble, und erstaunlicherweise passte alles gut zusammen. Amelia hatte sich recht schnell an den auffälligen Geschmack ihrer Tante gewöhnt, obwohl er sie manchmal noch erheiterte.
    Der in goldenes Licht getauchte Ballsaal, die Tänzer, das gezierte Lachen, das über allem
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