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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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wunderbar aus. Das tut sie immer, aber heute Abend ist sie besonders hübsch.«
    »Zeig mir die ungefähre Richtung, wärst du so lieb?«
    »Noch besser, ich werde dich hinführen.« Er bot ihr galant seinen Arm. »In diesem Gedränge könnte es Stunden dauern, und sie hat sich einen unauffälligen Beobachtungsposten gesucht.«
    Wenige Augenblicke später erhaschte Sophia einen Blick auf hellblaue Seide, doch eine Säule versperrte ihr die Sicht auf die Person im Kleid. Das überraschte sie nicht im Mindesten. Sie unterdrückte ein resigniertes Seufzen. »Sie versteckt sich schon wieder«, murmelte sie.
    »Es weckt das Interesse der Gentlemen, dass sie jeden Abend nicht mehr als ein paar Aufforderungen zum Tanz annimmt und danach alle Angebote ablehnt. Wenn sie nach einer Methode gesucht hat, um ihre Anziehungskraft zu vergrößern, hätte sie keine bessere Taktik wählen können. Wenn einem Gentleman ein Tanz gewährt wird, bemerken das alle im Saal.«
    Das stimmte, obwohl Sophia nur allzu gut wusste, dass Amelia bei den meisten Tänzen aussetzte, um sich nicht zu überfordern. Gewöhnlich erfreute sie sich bester Gesundheit, aber zu große Strapazen konnten eine Attacke hervorrufen, und ihre Nichte war aufrichtig darum bemüht, derlei zu verhindern. »Sie ist nicht berechnend«, sagte Sophia leicht abwehrend. »Ich befürchte, weniger Aufmerksamkeit wäre ihr lieber als zu viel. Ich würde sie nicht schüchtern nennen, aber sie hat auf jeden Fall mehr für etwas gemütlichere Veranstaltungen übrig als für einen großen, überfüllten Ball.«
    Richard tätschelte ihre Hand, die auf seinem Ärmel ruhte. »Ich wollte sie nicht kritisieren, meine Liebe. Ich habe mich immer schon gefragt, ob es nicht ermüdend sein muss, die Unvergleichliche einer Saison zu sein. All diese schwanzwedelnden Männer mit ihren Blumensträußchen und den dümmlich verfassten Knittelversen über Augen, Lippen und Leidenschaft im Mondlicht. Es hat durchaus Vorteile, der ungestümen Jugend entwachsen zu sein. Wenn ich mich vor dir auf die Knie werfen und dir meine unsterbliche Liebe gestehen würde, dann müsstest du mir anschließend beim Aufstehen helfen. Das ist wohl kaum romantisch, und der Schaden, den meine Würde nähme, wäre beträchtlich.«
    Da er für sein Alter noch eine recht gute Figur machte, bezweifelte Sophia, ob ihre Hilfe nötig wäre, um ihm wieder auf die Füße zu helfen. Ebenso leichtfertig gab sie zurück: »Da ich inzwischen darüber hinaus bin, die Hand gegen meinen wogenden Busen zu drücken und bei so einem Antrag in Ohnmacht zu fallen, denke ich, wir könnten auf diese Theatralik verzichten. Pathetische Männer, die vor mir knien, haben mich noch nie sonderlich beeindruckt, auch nicht, als ich noch jung war. Ich bevorzuge ein intelligentes, vernünftiges Auftreten, auch in Herzensangelegenheiten.«
    Er blickte ihr in die Augen. »Dann bin ich froh, dass wir darin einer Meinung sind. Sobald die Zeit gekommen ist, einander unsere Gefühle zu gestehen, werden wir sie vernünftig diskutieren. Bitte bestell Lady Amelia meine Grüße, und vergiss nicht den ruhigen Walzer, den du mir für später versprochen hast.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand in der Menge. Sophia blickte ihm nach. Ihr Puls hatte sich beschleunigt. Verflixt! Sie konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, dass dieser kluge Mann genau wusste, dass ihre Gefühle für ihn sich in letzter Zeit vertieft hatten. Lieber Gott, sie waren doch seit Jahren befreundet. Wann nur hatte sich alles verändert?
    Darüber würde sie später nachdenken müssen. Im Moment galt ihre Aufmerksamkeit dem Kind ihrer Schwester. Amelia stand hinter der Säule und bemerkte sie nicht, weil ihr Blick sich auf eine Ecke des großen, ausgedehnten Raums richtete. Sophia wusste aus Erfahrung, was passierte, wenn Amelia sich nicht so gut wie möglich versteckte: Verehrer kreisten sie ein, und diese Enge rief bei ihrer Nichte ein durchaus verständliches Gefühl von Unwohlsein hervor. Im Laufe der Jahre war ihre Atemnot immer seltener aufgetreten, und die Ärzte hatten die Hoffnung geäußert, das Leiden könne eines Tages vollständig verschwinden. Aber noch kam es gelegentlich vor. Da ihr Vater entschlossen war, dieses Leiden wie ein dunkles Geheimnis zu behandeln, machte Amelia sich oft für ein paar Minuten davon, um wieder zu Atem zu kommen.
    Es war irgendwie ironisch, dass Amelia sich zu so einer atemberaubenden Schönheit entwickelt hatte. Amelia hatte einmal
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