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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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abzuschließen«, gab ihr Vater unwirsch zurück. Er leerte sein Glas in einem Zug und stellte es mit einer ungeduldigen Geste beiseite. »Können wir gehen?«
    Aber gerne, dachte sie und erhob sich rasch. Diese Soiree würde sie vielleicht nicht wie die vorhergehenden zu Tode langweilen.

3
    Vielleicht war der Turban mit der juwelenbesetzten Brosche doch etwas zu viel. Aber das Aufsehen, das sie bei ihrem Erscheinen hervorrief, war es wert. Sophia McCay spazierte an einer Gruppe Matronen vorbei, die sich zusammendrängten und sie offen anstarrten. Es fühlte sich absolut angenehm an, so ein schockierendes Original zu sein. Sie liebte es, ihren persönlichen Geschmack zum Ausdruck zu bringen, auch wenn dieser manchmal etwas extravagant war. Ihr William hatte sie immer ermutigt und ihr oft ins Ohr geflüstert, konventionelle Frauen langweilten ihn zu Tode.
    Wie sehr sie ihn vermisste! Den Druck seiner Hand, die sich auf ihre legte, sein helles, spontanes Lachen, wenn sie ihm ein lustiges Gerücht mitteilte. Den Rhythmus seines Atems im Dunkeln, wenn er einschlief.
    Sie straffte die Schultern und blickte über die glanzvolle Gesellschaft. Die meisten bedeutungsvollen Personen waren zugegen, bemerkte sie mit geübtem Blick. Schließlich hatte die Saison erst vor Kurzem begonnen.
    Wenn sie als anständige Begleiterin für ihre Nichte dienen wollte, dann müsste sie zumindest ungefähr wissen, wo Amelia war. Das Kind – aber nein, sie musste sich eingestehen, dass Amelia längst kein Kind mehr war – hatte die Angewohnheit, bei Veranstaltungen wie dieser mit dem Hintergrund zu verschmelzen. Die aufmerksamen Gentlemen machten es ihr nicht gerade leicht, sich ihnen zu entziehen, aber andererseits war Amelia noch nie vor einer Herausforderung zurückgewichen.
    Sie war schließlich die Tochter ihrer Mutter, vom Scheitel ihres glänzenden Haars bis zu den Zehen.
    Unerschrocken.
    So ein schönes Wort. Sophia mochte es sehr, und sie fand, es passte zu allen Frauen ihrer Familie. Amelia war trotz ihres kleinen Leidens ebenso unabhängig wie hübsch.
    »Sophia! Wie erfreulich, dich heute Abend zu sehen. Wie ich sehe, bist du so modisch gekleidet wie immer.«
    Sophia drehte sich um. Hinter ihr stand ein grauhaariger Gentleman. Seine Augen glitzerten, als er sich über ihre Hand beugte. Er richtete sich wieder auf. Sein Abendanzug war so akkurat wie immer, und er hatte seine Haare aus der hohen Stirn gekämmt. Der kleine Schnauzbart, den er gerne trug, war perfekt getrimmt. Bei Sir Richards Anblick dachte sie immer – natürlich nur im Stillen – wie flott so ein Schnurrbart doch sein konnte.
    Eines Tages, wenn ihr der Sinn danach stand, würde sie vielleicht einfach ein zweites Mal heiraten. Obwohl er um einiges älter war als sie, wäre Richard Havers sicher ein ebenso hervorragender Ehemann, wie er ihr jetzt ein Freund war. »Seit meiner Ankunft frage ich mich, ob der türkische Stil für den Geschmack mancher nicht etwas zu fortschrittlich sein könnte«, murmelte sie. »Ich sehe aus, als würde ich einen riesigen Bienenstock auf dem Kopf tragen, oder?«
    »Überhaupt nicht. Aber meiner bescheidenen Meinung nach ist es ein Verbrechen, wenn du dein hübsches Haar bedeckst.«
    Er erwiderte ihren Blick so ausdruckslos, dass sie nicht anders konnte und in haltloses Lachen ausbrach. »Stets der Diplomat. Also gut. Ich fand es sehr gewagt, als ich heute Abend herkam, aber jetzt überdenke ich meine Entscheidung. Nicht etwa, weil die Hälfte der Leute mich anstarrt, als wäre ich vollends verrückt geworden, sondern weil es ehrlich gesagt verteufelt heiß unter dem Ding ist. Ich weiß nicht, wie die orientalischen Gentlemen das ertragen.«
    »Sie tragen ihre Turbane, um sich vor der brennend heißen Sonne zu schützen. Du aber«, sagte er lapidar, »befindest dich in einem überfüllten Ballsaal mitten in London, noch dazu an einem düsteren Frühlingsabend. Darf ich dennoch hoffen, du wirst mich im Laufe des Abends für einen Tanz in Erwägung ziehen?«
    Sie hob ihre Brauen und lächelte ihn gespielt schüchtern an. Sie genoss es, mit ihm zu flirten. »Wenn du mir versprichst, nicht zu schnell zu tanzen, sonst fliegt mein Kopfschmuck auf den Boden. Das wäre höchst geschmacklos. Ich bin nicht sicher, ob ich noch mehr auffallen kann, aber ich möchte es nicht versuchen.«
    Richard grinste.
    »Aber zuerst muss ich meine Nichte finden. Hast du Amelia zufällig gesehen?«
    »Das habe ich, gerade eben erst. Sie sieht übrigens
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