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Eine skandalöse Braut

Eine skandalöse Braut

Titel: Eine skandalöse Braut
Autoren: Emma Wildes
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mehr war. Stattdessen murmelte sie bloß: »Ich danke Euch.«
    »Ich kann verstehen, warum mein Enkel so vernarrt in Euch ist.«
    Der Abend, an dem er mit Lady Fontaine geredet hatte, kam ihr wieder in den Sinn. Sie erinnerte sich, wie er sich den wenig subtilen Annäherungsversuchen der Frau erwehrt hatte. Man sagte von Gabriella, sie sei eine der schönsten Frauen und ein Liebling der Gesellschaft. Fest erwiderte Amelia: »Es ist wohl kaum mein Aussehen. So oberflächlich ist er nicht. Ihr seid ihm mehr schuldig. Er würde doch keine Frau heiraten, bloß weil er sie attraktiv findet. Im ton herrscht ein Überfluss an schönen Frauen, die sich um seine Aufmerksamkeit bemühen.«
    »Sie verteidigen ihn und nicht sich selbst.« Die schmalen Brauen der älteren Frau hoben sich. »Das gefällt mir und ist vielversprechend, glaube ich.«
    Glaube ich. Angesichts der Umstände war es nicht überraschend, wenn ihr rasche Anerkennung verwehrt blieb. Aber Amelia wusste, mit welch überzeugter Zuneigung Alex seine Großmutter schätzte. »Ich glaube, Liebe ist immer vielversprechend, Euer Gnaden.«
    »Aber man sollte meinen, Ihr wärt noch zu jung dafür.« Die Duchess nahm einen kleinen Schluck von ihrer Schokolade. Plötzlich lag eine nebelhafte Traurigkeit in ihren hellblauen Augen. »Einige Liebesaffären nehmen einen tragischen Ausgang.«
    »Wie jene von Anna und meinem Großvater.« Amelia sah keinen Sinn darin, ihr Wissen zu verleugnen. Zumal doch inzwischen jeder – vermutlich sogar die Dienerschaft – wusste, dass diese Affäre zwischen ihren Familien einen Zwist begründet hatte.
    »Wie ich sehe, möchtet Ihr um das Thema nicht herumschleichen.«
    »Gibt es denn einen Grund, weshalb wir das sollten?«
    War da etwa ein zustimmendes Funkeln in den Augen der alten Frau? »Nun gut. Ja, ich dachte dabei an Anna und Euren Großvater.« Die Duchess stellte die Tasse übertrieben vorsichtig auf das Tischchen. »In ihrem Fall hätten die beiden diesem schändlichen Impuls nicht nachgeben dürfen. Es hat allen Beteiligten nur Leid gebracht.«
    »Sie liebte ihn so sehr.«
    »Mich überrascht es nicht, dass Ihr die Geschichte romantisch betrachtet. Ihr seid noch sehr jung.«
    Amelia glaubte nicht, dass eine ungestüme Liebe nur eine Frage des Alters war. Sie hoffte es zumindest. Sie hegte den glühenden Wunsch, die zwischen ihr und ihrem neuen Mann kochende Leidenschaft könne ein Leben lang anhalten. »Ihr wart dort … Sie war Eure Schwägerin. Ich habe ihre Briefe gelesen, aber sie verraten nichts darüber, wie sich die beiden kennengelernt haben.«
    »Briefe?« Ihr Blick gefror wieder zu Eis. »Wie seid Ihr an die Briefe meiner Schwägerin gelangt?«
    »Jemand hat sie mir geschickt?«
    »Wer?« Jahrhunderte der Befehlsgewalt schwangen in diesem einzigen Wort mit.
    »Ich weiß es nicht«, gab Amelia ehrlich zu. »Ich habe mich gefragt, ob Ihr es vielleicht wart.«
    »Nun, ganz sicher nicht.« Die Antwort war knapp und bündig. Aber vermutlich meinte sie es nicht persönlich, entschied Amelia. Die Miene der anderen Frau wurde plötzlich abwesend. Die Duchess blickte dasselbe Gemälde an, das auch Amelias Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, als sie den Salon betrat. Die Schokolade kühlte ab, während sie mit geradem Rücken und im Schoß gefalteten Händen dasaß.
    »Sieht aus, als treibt jemand einen Scherz mit uns. Auch Alex hat Briefe bekommen.«
    »Hat er?« Millicent St. James erzitterte. Es war nur eine kleine Bewegung, aber Amelia bemerkte es trotzdem. Die Duchess wirkte auf einmal sehr blass.
    Da die Blässe der alten Frau Amelia beunruhigte, fragte sie: »Wollt Ihr, dass ich nach Eurer Zofe klingele, Euer Gnaden?«
    »Nein … nein.« Sie straffte sich wieder. »Ich habe mich nur erinnert … Nun ja, das waren aufreibende Zeiten. Ich hatte wohl geglaubt, sie für immer hinter mich gebracht zu haben.«
    Für immer hinter sich gebracht? Eine komische Bemerkung, so viel stand fest. Vorsichtig hakte Amelia nach. »Aber jemand weiß davon.«
    »Ja.« In dieser Antwort schwang etwas Fatalistisches mit. »Offensichtlich weiß jemand davon, wenn Ihr die Briefe der beiden bekommt.«
    Es war merkwürdig, aber in diesem Augenblick, als sie in dem hellen, eleganten Zimmer beisammensaßen, hatte sie das Gefühl, Alex’ Großmutter und sie verband eine außergewöhnliche Vertrautheit. Sie war nicht länger verlegen, noch fühlte sie sich ungeliebt. »Erzählt mir von ihr.«
    Alex’ Großmutter starrte sie einen Moment stumm
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