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Eine Sacerda auf Abwegen

Eine Sacerda auf Abwegen

Titel: Eine Sacerda auf Abwegen
Autoren: May R. Tanner
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Ça
suffit! Ich denke nicht, dass es einen Sinn macht, diese Unterhaltung
weiter zu führen, Miss Felix!“
Sid erhob sich erneut, da sie gerade nicht still sitzen konnte. Die Kälte und
stoische Ruhe der Frau raubten ihr den letzten Nerv. Sie schritt energisch in
Richtung Tür und war zufrieden, dass Miss Felix wenigstens schlau genug war,
ihr rechtzeitig auszuweichen. Sie drückte die Klinke herunter und verließ das
Zimmer, dessen Luft ihr mit einem Mal ziemlich stickig vorgekommen war.
    „Nico, mach
dir keine Mühe, für mich zu sprechen. Es wäre wohl die reine
Zeitverschwendung.“, sagte sie, bevor sie die Tür betont leise hinter sich zu
zog.
    Sie lief
einfach nach rechts und wanderte eine Galerie entlang, die ihr nach wenigen
Augenblicken als der falsche Weg auffiel. Es hingen andere Bilder an den Wänden
und die Kunstgegenstände in den Vitrinen waren auch andere als diejenigen, die
sie auf dem Weg in Nicos Gemächer bewundert hatte. Dennoch lief sie weiter,
weil sie dadurch am besten die innere Unruhe abbauen konnte.
War das wirklich die Frau, die ihr Vater so sehr geliebt hatte, dass er sich
niemals an eine andere Frau gebunden hatte? Bertrand St. Pierre mochte nach
außen hin kühl und beherrscht gewirkt haben, aber Sid wusste, dass er in ihm
das feurige Temperament des Südens brannte. Sie hatte es schließlich von ihm
vererbt bekommen. Ein Hitzkopf wie er passte so überhaupt nicht zu Juno Felix.
Immerhin war sie ihr auf den Bildern lebensfroh erschienen, ein wenig zu
sorglos vielleicht, aber genau das hätte ihren Vater wahrscheinlich an ihr
angezogen.
Sid seufzte entnervt und blieb unter einem Bild stehen, das einen glorreichen Immaculé aus alten Zeiten darstellte. Ein Krieger auf einem sich wild aufbäumenden Ross,
der seine Waffe in den glühend roten Himmel reckte. Das erinnerte sie an den
Kriegergott Baal, dem sie ihr Schicksal zu verdanken schien. Sie umfasste den
Anhänger ihrer Kette mit der rechten Hand und hob unbewusst ihr Kinn an, als
wollte sie den Unkenrufen von Juno Felix trotzen. Er ist mein Segen!
    “ En garde! ”
Rechts von Sid erklang plötzlich die laute Aufforderung zum Kampf, die von
einem heftigen Lachanfall und dem Klirren sich kreuzender Klingen begleitet
wurde.
“Fester,Cordi! Fester! Oder dein hübscher Hintern landet auf meinem Degen.”
Noch mehr Lachen und dann tauchten am Ende des Flurs plötzlich zwei gleich
große, schlanke Gestalten in Fechtsportmontur auf. Die eine schwarz, die andere
weiß und hinter der Maske des weißen Fechters, der sich doch höchst verbissen
gegen die gekonnt ausgeübten Hiebe und Stöße des schwarzen zur Wehr setzen
musste, verwandelte sich das Lachen in ein verschlucktes Husten.
Was dazu führte, dass er oder besser sie, denn die Stimme, die so
selbstüberzeugt gefordert hatte, war eindeutig weiblich, sich ganz und gar
nicht mehr auf den Kampf sondern nur noch auf ihren Hals konzentrieren konnte.
Der schwarze Fechter machte eine Parade, schlug die Waffe seines Gegners mit
der eigenen fort und dann folgte die Riposte, der Gegenangriff, der dazu
führte, dass Weiß die Beine in die Hand nahm und kurzerhand vor Schwarz floh.
Immer noch hustend und nach Luft schnappend. Direkt auf Sid zu, die bis dahin
noch gar nicht wahrgenommen worden war. Der schwarze Fechter, nun ebenfalls als
Frau zu erkennen, da der Fluch, den er ausstieß, vielleicht nicht als damenhaft
einzustufen war aber von einer solchen kam, zog die Maske vom Kopf und
schleuderte sie mit dem Geschick eines Profi-Bowlers über den glatten Fußboden
des Castles zwischen die Beine der weißen Fechterin, die daraufhin ins
Straucheln geriet und mit einem weiteren, diesmal überraschten Aufschrei direkt
zu Sids Füßen zu Boden ging.
    “ Touché! ”
Das erste Wort der schwarzen Fechterin, die mit einer lässigen Eleganz, die nur
mit einer amüsiert angriffslustigen Katze zu vergleichen war, auf sie zu
tänzelte und dabei locker leicht ihre Waffe herum schwang, die sie im Gegensatz
zur anderen sicher nie auf so ungeschickte Art verlor. Sie hatte ein hübsches,
herzförmiges Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem schmalen, zu einem
spöttischen Lächeln verzogenen Mund. Die mandelförmigen, moosgrünen Augen
blickten höchst überlegen ob ihres geglückten Streichs drein. Die Haare, die
das Gesicht sonst umrahmten blieben unter einer zum Dress gehörenden Kapuze
verborgen, sodass sich ihre Farbe nur mutmaßen ließ.
Weiß lag mittlerweile wie ein Käfer unglücklich mit
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