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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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da mußte doch ein Haken daran sein!
    Obwohl ihre Gedanken wild durcheinander liefen, blieb ihre Stimme klar und deutlich: »Treten Sie ein, Sir. Mein Vater sagte mir, daß Sie kommen würden.«
    »Tatsächlich?« Er schien ihre Feststellung mit einem gewissen Erstaunen aufzunehmen. Die schmale Kerbe in seiner Lippe vertiefte sich zu einem amüsierten leichten Lächeln, als er sie fragend ansah. »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Oh, gewiß!« Sie lachte hell auf. »Wir haben Sie erwartet. Bitte, kommen Sie näher.«
    Als er über die Schwelle trat, runzelte er die Stirn in leiser Verwunderung, und fast widerwillig gab er ihr seinen Hut, die Reitgerte und die Handschuhe. Sorgfältig legte sie die Handschuhe in seinen Hut und räumte dann alles beiseite.
    »Sie sehen mich außerordentlich überrascht, Miß Fleming«, bemerkte er. »Ich hatte erwartet, voller Groll begrüßt zu werden – und nicht mit Freundlichkeit.«
    Innerlich wand sich Erienne bei diesen Worten. Sie hatte nicht bedacht, daß ihr Vater so taktlos sein würde und ihre Abneigung gegen eine Heirat zu verraten. Wie konnte er nur annehmen, daß sie einen so gutaussehenden Freier ablehnen würde, da er so hoch über den anderen Männern stand, die um ihre Hand angehalten hatten.
    Ein falscher Ton schwang in ihrem Lachen, als sie sich bemühte, ihre Erwiderung bedenkenlos klingen zu lassen. »Ich nehme an, mein Vater sprach mit Ihnen von meinem Widerstreben, Sie kennen zu lernen.«
    Der Mann zauberte ein verständnisvolles Lächeln auf sein Gesicht. »Ich zweifle nicht daran, daß Sie mich für ein entsetzliches Ungeheuer hielten.«
    »Und ich bin sehr erleichtert festzustellen, daß Sie das nicht sind«, erwiderte sie. Und schon machte sie sich ärgerliche Vorwürfe, daß sie viel zu schwärmerisch gesprochen hatte. Heimlich knirschte sie mit den Zähnen und wünschte, er möge sie nicht für ein vorlautes Ding halten. Doch was sie ausgesprochen hatte, war viel eher eine Untertreibung.
    Sie wollte ihre errötenden Wangen verbergen und griff an ihm vorbei, um die Tür zu schließen. Dabei berührte ein zarter Duft aus Toilettewasser, vermischt mit dem angenehmen Geruch von Pferden und Mann ihre Sinne so heftig, daß ihr schwindelte. In dieser Hinsicht gab es gewiß nichts, was an ihm unvollkommen wäre!
    Seine langen Finger waren flink und geschickt, als er die Knöpfe an seinem Überrock öffnete. Er warf den Umhang ab, und so sehr sie auch danach suchte, Erienne konnte in diesen breiten Schultern, der schmalen Taille und den langen Beinen keinen Makel erkennen. Die volle Schwellung von Männlichkeit unter den eng sitzenden Reithosen war ein kühner Beweis seiner männlichen Kraft; und als sie an den Grund seines Besuchs dachte, kam plötzlich ein Zittern über sie, als wäre sie bereits seine Braut.
    »Lassen Sie mich Ihren Mantel nehmen«, bot sie an und mühte sich, das Beben ihrer Stimme im Zaume zu halten. Seine einwandfrei geschneiderte Kleidung verdiente fast ebensoviel Bewunderung wie der Mann, der sie trug. An einer weniger eindrucksvollen Statur hätte sie jedoch vielleicht ihren Reiz verloren. Die Weste, unter einer dunkelgrünen Jacke getragen, war der Mode entsprechend kurz, und ihr heller Lederton paßte trefflich zu den Hosen. Die Lederstiefel waren so gearbeitet, daß sie die schlanke muskulöse Form seiner Waden nachzeichnete. Unter den Knien waren sie zu Stulpen geformt, die in einem hellen Braunton schimmerten. Obwohl jedes Stück der Mode entsprach und teuer war, trug er alles mit einer männlichen Selbstverständlichkeit, die nichts von geckenhaftem Auftreten an sich hatte.
    Erienne wandte sich ab, um den Mantel an einen Haken neben der Tür zu hängen. Angerührt von dem Kontrast zwischen kühler Feuchtigkeit außen am Stoff und der Wärme im Inneren hielt sie inne, um die Regentropfen von dem feinen Material abzuklopfen. Dann sah sie zu ihm hinüber und bemerkte: »Es muß ein grässlicher Ritt gewesen sein – an einem Tag wie diesem.«
    Die grünen Augen glitten leicht über sie hin, sein Blick fing sich in dem ihren, er lächelte warmherzig. »Gräßlich vielleicht; aber leicht zu ertragen, wenn man dann von einer solchen Schönheit begrüßt wird.«
    Vielleicht hätte sie ihn davon abhalten sollen, so nahe bei ihr zu stehen. Es war äußerst schwierig, das Erröten zu unterdrücken und gleichzeitig unbekümmert zu erscheinen. Sie schalt ihr Gehirn wegen seiner launischen Unzulänglichkeit; doch ihre Gedanken verwirrten sich,
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