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Eine Rose im Winter

Eine Rose im Winter

Titel: Eine Rose im Winter
Autoren: Kathleen E. Woodiwiss
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wenn sie bedachte, daß sie sich tatsächlich mit einem Mann unterhielt, der als erster jeden ihrer Wünsche zu erfüllen schien. – Und dennoch mußte es irgendeinen Fehler geben!
    »Mein Vater sollte jeden Augenblick zurück sein«, teilte sie ihm gesetzt und würdevoll mit. »Wäre es Ihnen recht, im Wohnzimmer zu warten?«
    »Wenn es Ihnen keine Umstände macht«, erwiderte er. »Ich habe eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit mit ihm zu besprechen.«
    Erienne fuhr herum, um ihm den Weg zu zeigen; aber sie erstarrte fast zu Stein, als sie das anliegende Zimmer betrat. Hinter dem Stuhl ragte unübersehbar Farrells Schuh hervor, so wie sie ihn verlassen hatte. Sie war entsetzt über ihre eigene Dummheit; aber ihr war auch klar, daß es nun zu spät war, ihren Gast in einen anderen Raum zu führen. Bei dem Versuch, den Gast abzulenken, schenkte sie ihm ihr schönstes Lächeln, als sie zum Sofa hinüberging. »Ich sah, daß Sie von Norden über den Fluss kamen.« Sie sank in die Kissen und deutete stumm auf einen Stuhl für ihn. »Wohnen Sie irgendwo hier in der Nähe?«
    »Nun – ich habe ein Stadthaus in London«, antwortete er. Er schob die Rockschöße seiner dunkelgrünen Jacke beiseite, wodurch der helle Lederton des Futters zu sehen war, und nahm auf dem Stuhl Platz, der Farrell teilweise verbarg.
    Eriennes Gelassenheit begann zu schwanken, als sie bedachte, wie lächerlich sie sich vorkommen würde, wenn er zufällig dieses würdelose Bündel Mensch hinter sich entdecken sollte. »Ich … ach ja … ich wollte eben Tee bereiten«, gab sie in nervöser Unruhe vor, »möchten Sie vielleicht auch eine Tasse?«
    »Nach solch einem kühlen und feuchten Ritt würde ich heißen Tee sehr schätzen.« Seine Stimme war weich wie Samt. »Aber bitte, bemühen Sie sich nicht meinetwegen.«
    »Oh, es ist keine Mühe, Sir«, versicherte sie ihm, und ihre Worte überschlugen sich fast vor Eifer. »Wir haben leider sehr selten Gäste bei uns.«
    »Aber was ist mit dem da?« Zu ihrem überwältigenden Entsetzen winkte er mit der Hand in die Richtung, wo Farrell lag. »Vielleicht ein abgewiesener Freier?«
    »O nein, Sir! Es ist nur … ich meine … es ist mein Bruder.« Hilflos hob sie die Schultern. Ihr Kopf war zu betäubt, um ihr eine schlagfertige Erwiderung einzugeben. Hinzu kam, daß ihr Geheimnis offen zutage lag; wahrscheinlich war es das beste, ganz und gar ehrlich zu sein, da es keine logische Erklärung gab. »Er … hmm … hat gestern abend etwas zuviel getrunken, und ich wollte ihn eben nach oben bringen, als Sie klopften.«
    Als er von seinem Stuhl aufstand, zeigte sich auf seinem Gesicht unterdrückte Belustigung. Er ließ sich neben ihrem Bruder auf ein Knie nieder, schob den Schal beiseite und hob ein schlaffes Augenlid. Ungerührt schnarchte Farrell weiter, und als der Gast wieder zu ihr aufsah, war er offensichtlich bei bester Laune. Kräftige weiße Zähne blinkten in einem breiten Lächeln. »Brauchen Sie hier vielleicht etwas Hilfe?«
    »Oh, gewiß, ja, Sir!« Ihr Lächeln hätte sogar einen Kobold aus seinem Versteck gelockt. »Ich wäre Ihnen außerordentlich dankbar.«
    Die leichte und schnelle Bewegung, mit der er auf die Füße kam, ließ sie vor Überraschung fast den Atem anhalten. Flugs war er aus der Jacke und bewies, daß diese breiten Schultern echt waren. Er legte das Kleidungsstück sorgsam über die Lehne des Stuhls. Die Weste war erstklassig geschneidert und betonte die schmale Taille. Als er Farrell aufhob, spannte sich der Stoff seines Hemdes für einen Augenblick so eng, daß er das Spiel der Muskeln von Arm und Schultern zeigte. Den Körper, den sie kaum bewegen konnte, nahm er lässig über seine Schulter. Fragend sah er sie an. »Wenn Sie mir den Weg zeigen würden, Miß Fleming?«
    »Bitte … Erienne«, flüsterte sie, als sie dicht an ihm vorbeieilte. Wieder diese Nähe und der frische, männliche Duft, der ihre Sinne betörte. Sie schritt schnell in die Halle und hoffte, daß er nicht sah, wie sich Nacken und Wangen verräterisch röteten.
    Als sie die Treppe hinaufstieg, fühlte Erienne sich von seinem prüfenden Blick fast erdrosselt; sie wußte in ihrem tiefsten Gefühl, daß dieser Blick sie nicht verließ. Doch sie wagte nicht, sich umzusehen, so sehr fürchtete sie, daß ihr Gefühl bestätigt würde. Und wäre es ihr möglich gewesen, den bewundernden Blick aufzufangen, den er ihren schwingenden Hüften und der schmalen Taille schenkte, hätte sie noch
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