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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk
Autoren: Miranda Jarrett
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Sonnenlicht dahinter schwächer, und mit einem letzten, enttäuschten Seufzen ließ er sich von der Finsternis umfangen.

1. KAPITEL
    „Es ist hoffnungslos, Mr Cole“, sagte der Chirurg traurig. „Völlig hoffnungslos. Drei Tage und drei Nächte, Sir, und nun sehen Sie sich ihn an. Abgesehen von jenem Kratzer an seinem Kopf, scheint er unversehrt, und trotzdem ist er schon weit fort von uns.“
    Vorsichtig öffnete Nick zunächst ein Auge, dann das andere. Dr. Barkers breiter Rücken in dem blauen Mantel war nicht zu verkennen, als er sich abwandte, um seine Brille abzunehmen, und hinter dem Chirurg stand der Lieutenant der Liberty , Gideon Cole, die Hände gefaltet und das Gesicht so feierlich, als stände er bereits an einem offenen Grab.
    Wenn Nicks Kopf nicht so sehr geschmerzt hätte, hätte er laut aufgelacht, denn Feierlichkeit war bei Gideon etwas so Seltenes wie Frömmigkeit bei einem Bordellbesitzer. Glaubte Gideon wirklich, dass er so ohne Weiteres sein Leben hergeben würde?
    Nick bewegte sich ein wenig in seiner Koje, um den Freund zu beruhigen, gleich darauf lag er wieder still da und runzelte die Stirn. Dies war nicht seine Koje. Die Matratze war eine andere, weicher als die alte, die noch aus der Zeit stammte, als er vor Jahren die Liberty zum ersten Mal ausgerüstet hatte. Und unter seinem Kopf lagen zwei, nein, drei dicke Kissen, alle in gebügelten Leinenbezügen, die es an Bord seiner Schaluppe gewiss nicht gegeben hätte.
    Voller Unbehagen zwang er sich dazu, sich in der Kabine umzusehen. Da war seine eigene vertraute, beschlagene Seekiste und der Lehnstuhl, bei dem die Farbe an dem vorderen Querholz durch den ständigen Kontakt mit seinen Stiefeln abgesplittert war. Sein Fernrohr lag dort auf dem Regal, sein Logbuch und sein Sextant in der Ledertasche. Sein grauer Lieblingsmantel hing an dem Haken an der Rückseite der Tür, und auch Gideon und Baker waren anwesend. Aber was den Rest betraf – die Fenster gegenüber dem Heck, der Schreibtisch aus massivem Holz mit den geschnitzten Sternen an der Vorderseite, die glänzenden Messinglaternen – nichts davon gehörte auf die Liberty , und nichts davon gehörte ihm.
    Er schloss die Augen wieder und versuchte, sich zu erinnern, wie er hierher gekommen war. Sie waren im Abendnebel von einer englischen Fregatte oder einem Kaperschiff überrascht worden, das doppelt so groß war wie ihres. Es hatte keine Fluchtmöglichkeit gegeben, und sie waren gezwungen gewesen zu kämpfen oder sich gleich zu ergeben. Und Nick hatte natürlich gekämpft.
    Doch dann war etwas schiefgegangen. Sie waren kurz davor gewesen, eine schwere Niederlage zu erleiden, das Schiff war im Begriff zu sinken, und er und die Mannschaft von Jemmy Roberts hatten versucht, ein letztes Mal Schüsse abzufeuern. Doch die Kanone hatte versagt. Danach war diese schreckliche Frau mit den Flügeln erschienen, der Engel, und hatte ihn in die Wolken befördert und ihm alles mögliche versprochen, ehe sie ihn zurück auf die Erde geschickt hatte, damit er in der Koje irgendeines Fremden erwachte.
    Er war tot gewesen, oder jedenfalls beinahe, und jetzt lebte er wieder.
    Nick konnte sein Spiegelbild in dem Glas einer kleinen, gerahmten Karte des Mittelmeerraumes sehen, die an dem Schott neben der Koje befestigt war. Er sah furchtbar aus, aber eigentlich erstaunte ihn das nicht sehr. Sein volles schwarzes Haar stand unter dem Verband in absonderlichen Winkeln von seinem Kopf ab, und die dichten Brauen, die über seinem Nasenrücken zusammenstießen, wirkten noch bedrohlicher als sonst. Jemand hatte in der Zwischenzeit das Pulver und den Schmutz von seinem Gesicht gewaschen, aber seine grünen Augen waren noch rotgerändert, und seine Wangen unrasiert.
    Es war eher das Gesicht eines Piraten als das eines Mannes, bei dessen Anblick die Mädchen ohnmächtig wurden, aber der einzige Unterschied zwischen ihm und – beispielsweise – Blackbeard war schließlich jenes Stück Papier, mit dem der Continental Congress ihm bescheinigte, dass er für sein Vaterland kämpfte und plünderte.
    Behutsam berührte er den Verband an seiner Stirn. Wenigstens das stimmte, und er hatte es sich nicht nur eingebildet. Aber hatte er dasselbe nicht auch gedacht, als er oben in den Wolken war?
    „Captain Sparhawk!“ Dr. Barker eilte herbei. Sein Kinn zitterte vor Aufregung und Überraschung. „Bitte, Sir, Sie dürfen sich nicht beunruhigen, solange ihr Zustand so heikel ist!“
    „An mir ist verdammt noch mal nichts
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