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Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Eine Rose fuer Captain Sparhawk

Titel: Eine Rose fuer Captain Sparhawk
Autoren: Miranda Jarrett
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Riemen durchzog. „Master Everard, der Eigner, hat es für sie an nichts fehlen lassen.“
    „‚Sie’ ist die Brigg?“, fragte Nick geistesabwesend. Er hörte kaum zu, während Hobb sich über die Schlechtigkeit des toten Kapitäns ausließ.
    „Nein, Sir, ‚sie’ ist natürlich Miss Lily!“ Hobb lächelte. Offensichtlich freute er sich, dass seinneuer Kapitän doch noch aufmerksam war. „Miss Lily Everard, Sir Edmund Everards älteste Tochter, diejenige, nach der die Brigg benannt wurde, Sir, und die so tragisch ihr Leben verlor. Sie ist hier, Sir, wenn Sie nur einmal schauen würden.“
    Hobb deutete mit dem Kopf auf den Bugspriet der Angel Lily , und noch ehe er sich umdrehte, wusste Nick schon, was er sehen würde. Ein Teil von ihm hatte es schon gewusst, als er den Namen der Brigg erfuhr. Seufzend schob er den Hut zurück und zwang sich, einen Blick auf die Gallionsfigur der Angel Lily zu werfen.
    Die Schnitzarbeit war lebensgroß und zeigte eine schöne junge Frau, die aufs Meer hinaussah. Die Andeutung eines Lächelns spielte um ihre Lippen. Das rotbraune Haar trug sie hochgesteckt, und eine hölzerne Locke fiel kunstvoll über ihre Schulter. Ihr weißes Kleid schmiegte sich an ihren Körper, als wäre sie demselben Wind ausgesetzt, der auch die Segel der Brigg blähte. Die ausgebreiteten Flügel umklammerten rücklings die Bugspitze, und jede einzelne Feder war sorgfältig herausgearbeitet. Über ihrem Kopf hing ein Heiligenschein, der in demselben Blattgold leuchtete, mit dem auch der Saum ihres Kleides verziert war. Anscheinend hatte Miss Lily Everard den Holzschnitzer dazu inspiriert, sein ganzes Können zu entfalten, denn Nick hatte nie zuvor eine so lebensechte Gallionsfigur gesehen, und als er sie betrachtete, glaubte er beinahe, ihr heiteres Lachen hören zu können.
    Erst als das Boot die Brigg umrundet hatte und Nick zurück an Bord kletterte, bemerkte er, dass er schweißgebadet war, und dass sein Herz wie rasend schlug. Das Gefühl, das er empfand, kam dem der Furcht bedenklich nahe. Als er endlich allein in seiner Kabine war, sank er auf seinen Stuhl und barg das Gesicht in den zitternden Händen.
    Natürlich gab es für all das eine Erklärung. Es musste eine geben. Selbst wenn er bewußtlos gewesen sein sollte, könnte er doch lange genug zu sich gekommen sein, um einen Blick auf die Gallionsfigur zu erhaschen, als man ihn an Bord brachte. Vielleicht hatte er gehört, dass Gideon oder Barker über die Brigg sprachen, möglicherweise auch einer der Engländer, vielleicht sogar Hobb selbst, der sich über Edmund Everards Andenken an seine Tochter Lily äußerte.
    „Nun, gefällt ihnen meine Namensschwester, Captain Sparhawk?“, ließ sich eine Frauenstimme hinter ihm vernehmen. „Ganz gewiss haben Sie bei Ihrem Rundgang mehr Sorgfalt an den Tag gelegt als Captain Fotherill. Was immer Sie auch für Schlüsse ziehen, Sie dürfen sicher sein, dass Sie mir gefallen.“
    Diesmal drehte Nick sich nicht in die Richtung, aus der die Stimme kam, und er antwortete auch nicht. Er schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Es war alles nur Einbildung, weiter nichts. Er war verwirrt von der Erschöpfung und der schweren Verwundung, aber am nächsten Morgen, wenn er sich ausgeruht hatte und …
    „Sie glauben nicht an mich, nicht wahr?“ Das Erstaunen in ihren Worten war nicht zu überhören. „Sie müssen mich nur ansehen, wissen Sie, und ihren Augen vertrauen, dann erkennen Sie die Wahrheit.“
    Aber Nick hielt die Augen fest geschlossen. „Ich glaube nicht an Sie, weil es Sie nicht gibt. Genau wie der Rum, den ich heute Nachmittag getrunken habe, sind Sie nur da, um mich zu verwirren.“
    Er hörte, wie sie ihren Fächer öffnete. „Ach, Unsinn, Captain! Sie haben in den letzten fünfzehn Jahre stets einen Krug Rum in Reichweite gehabt, und wie oft sind Sie so betrunken gewesen, dass Sie Erscheinungen hatten? Sie sind eigensinnig und schrecklicherweise daran gewöhnt, immer ihren Kopf durchzusetzen, aber, verflixt noch mal, Sie sind viel zu empfindsam, um ein Trunkenbold zu sein. Captain Fotherill, nun, das war ein Mann, der ganze Tage im Rausch verbringen konnte.“
    Unwillkürlich runzelte Nick die Stirn. Niemand hatte ihn je zuvor empfindsam genannt, eine Frau schon gar nicht, und er hörte es nicht gern. Kaperfahrer sollten rücksichtslos und tollkühn sein und Rum nur so in sich hineinschütten können, aber sie sollten verdammt noch mal nicht empfindsam sein!
    „Der Rum, die heiße
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