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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit
Autoren: J. D. Robb
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etwas völlig anderes. Nichts übermäßig Zartes. Etwas Schmales, Langes, Schlichtes. Ähnlich einer fließenden Säule.«
    Während er sprach, schlug er weiter auf die Tasten und allmählich entstand vor ihrer aller Augen ein völlig neues Bild. Eve vergrub die Hände in den Hosentaschen und blickte auf das dort entstehende Kleid.
    Es sah erstaunlich leicht aus. Lange, fließende Linien, subtil betonte Brüste, Ärmel, die oberhalb des Handrückens weich und abgerundet zuliefen. Immer noch unbehaglich, wartete sie darauf, dass er das Traumgewand mit irgendwelchen grauenhaften Accessoires versehen würde.
    »Ein paar Kleinigkeiten können wir natürlich gerne ändern«, erklärte er geistesabwesend und drehte abermals das Bild, damit sie den Rücken sah, der ebenso schlank und elegant wie die an den Knien leicht geschlitzte Vorderansicht war. »Einen Schleier wollen Sie sicher nicht haben.«
    »Einen Schleier?«
    »Nein.« Lächelnd blickte er sie an. »Ganz bestimmt nicht. Der passt nicht zu Ihrer Frisur.«
    Eve fuhr sich mit den Händen durch die wirren Stoppeln, über die beinahe jeder irgendwann abfällig sprach. »Wenn es sein muss, kann ich sie ja unter irgendwas verstecken.«
    »Nein, nein, nein. Die Frisur passt hervorragend zu Ihnen.«
    »Ach, ja?« Sie ließ schockiert die Hände sinken.
    »Allerdings. Nur müssten Sie sie ein bisschen in Form bringen. Ich kenne da jemanden – « Er winkte fröhlich ab. »Aber die Farbe, diese diversen Braun- und Goldtöne, und der kurze, nicht ganz gezähmte Schnitt stehen Ihnen wirklich ausgezeichnet. Es müsste tatsächlich höchstens ein bisschen nachgeschnitten werden.« Er kniff die Augen zusammen und musterte sie reglos. »Nein, Sie brauchen weder einen Schleier noch sonst was auf dem Kopf. Ihr Gesicht allein reicht vollkommen aus. Tja, und jetzt zur Farbe und zum Stoff. Sie brauchen echte Seide, und zwar möglichst schwer.« Er verzog schmerzlich das Gesicht. »Mavis sagt, dass Roarke das Kleid nicht bezahlt.«
    Eve straffte ihre Schultern. »Schließlich ist es mein Kleid.«
    »In diesem Punkt lässt sie einfach nicht mit sich reden«, mischte sich Mavis in die Unterhaltung ein. »Als ob er es überhaupt bemerken würde, wenn er ein paar Tausender weniger hätte.«
    »Darum geht es nicht – «
    »Nein, darum geht es nicht.« Leonardo begann abermals zu lächeln. »Tja, irgendwie werden wir es auch so schaffen. Nun, welche Farbe wäre passend? Ich glaube, Weiß wäre für Ihren Hauttyp wesentlich zu hell.«
    Er presste die Lippen aufeinander, drückte wieder ein paar Tasten, und wider Willen fasziniert verfolgte Eve, wie die Skizze erst schneeweiß, dann cremefarben, blassblau, leuchtend grün und schließlich türkis wurde. Obgleich Mavis immer wieder in Beifallsrufe ausbrach, schüttelte der Designer jedes Mal den Kopf.
    Bis er sich schließlich für einen Bronzeton entschied.
    »Das ist es. Ja, o ja. Es passt zu Ihrer Haut, Ihren Augen, Ihrem Haar. Sie werden fantastisch aussehen, majestätisch. Wie eine Göttin. Dazu brauchen Sie noch eine Kette, mindestens fünfundsiebzig Zentimeter lang. Besser noch, zwei Stränge, sechzig und fünfundsiebzig. Ich tendiere zu Kupfer mit irgendwelchen bunten Steinen. Rubin, Zitrin, Onyx. Ja, ja, und Karneol und vielleicht ein paar Turmaline. Sprechen Sie darüber am besten mit Roarke.«
    Kleider hatten ihr bisher nie etwas bedeutet, doch Eve ertappte sich dabei, wie sie sehnsüchtig seufzte. »Es ist wunderschön«, erklärte sie vorsichtig und ging im Kopf ihre Finanzen durch. »Ich bin nur noch nicht ganz sicher. Wissen Sie, Seide… ist etwas zu kostspielig für mich.«
    »Sie kriegen das Kleid zum Selbstkostenpreis, wenn Sie mir etwas versprechen.« Fröhlich begegnete er ihrem argwöhnischen Blick. »Und zwar, dass ich Mavis’ Brautjungfernkleid entwerfen darf und dass Sie meine Entwürfe für Ihre Aussteuer verwenden.«
    »An eine Aussteuer habe ich bisher noch gar nicht gedacht. Ich habe Kleider genug.«
    »Lieutenant Dallas hat Kleider genug«, verbesserte er sich. »Roarkes Ehefrau jedoch wird andere Kleider brauchen.«
    »Vielleicht können wir uns einig werden.« Sie merkte, sie wollte das verdammte Kleid. Sie spürte es bereits auf ihrer nackten Haut.
    »Wunderbar. Dann ziehen Sie sich aus.«
    Sie zuckte zusammen. »Okay, du Arschloch.«
    »Damit ich Maß nehmen kann«, erklärte Leonardo eilig und rollte zur Vorsicht mit seinem Stuhl etwas zurück. Er war ein Mann, der die Frauen liebte und der ihren Zorn
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