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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit
Autoren: J. D. Robb
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Schlag. Der Mann mit dem Künstlernamen war mindestens einsfünfundneunzig groß und hatte eine Figur wie ein Maxi-Bus. Riesige Muskeln türmten sich unter einer ärmellosen Robe in den blendend grellen Farben eines Sonnenunterganges auf dem Mars. Er hatte ein rundes Pfannkuchengesicht, seine kupferbraune Haut spannte sich über rasiermesserscharfen Wangenknochen. Als er grinste, blitzte in einem seiner Mundwinkel ein kleiner Diamant und seine Augen glänzten wie zwei Goldmünzen.
    Er zog Mavis in die Arme, hob sie in die Luft, schwenkte sie schnell und elegant im Kreis und gab ihr einen langen, liebevollen Kuss, der die Befürchtung in Eve wachrief, dass die beiden mehr verband als nur die Liebe zur Mode und allgemein zur Kunst.
    »Leonardo.« Strahlend vergrub Mavis ihre Hände in seinen festen, schulterlangen Locken.
    »Zuckerpuppe.«
    Eve rang erstickt nach Luft und rollte mit den Augen. Ohne jeden Zweifel saß sie ernsthaft in der Klemme. Mavis war wieder mal verliebt.
    »Deine Haare sind einfach fantastisch.« Liebevoll fuhr Leonardo mit seinen würstchengroßen Fingern über Mavis’ wilden Schopf.
    »Ich hatte gehofft, dass es dir gefallen würde. Das hier… « – sie machte eine dramatische Pause, als wollte sie ihm ihren preisgekrönten Riesenschnauzer zeigen – »… ist meine Freundin Dallas.«
    »Ah, ja, die zukünftige Braut. Freut mich, Sie kennen zu lernen, Lieutenant Dallas.« Einen Arm um Mavis’ Taille, schüttelte er Eve gut gelaunt die Hand. »Mavis hat mir schon so viel von Ihnen erzählt.«
    »Ja.« Eve blickte auf ihre Freundin. »Mir gegenüber hat sie sich mit Auskünften über Sie eher zurückhaltend gezeigt.«
    Er lachte derart dröhnend, dass Eve ernsthaft befürchtete, sie würde vielleicht taub. »Meine kleine Turteltaube kann durchaus verschwiegen sein. Aber jetzt brauchen wir alle erst mal eine Erfrischung«, verkündete er und wirbelte, eingehüllt in einer Farbenwolke, unerwartet leichtfüßig davon.
    »Er ist einfach wunderbar, findest du nicht auch?«, wisperte Mavis mit verträumter Stimme.
    »Du schläfst mit ihm.«
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie… einfallsreich er ist. Wie…« Mavis klopfte sich auf die Brust und seufzte wohlig auf. »Der Mann ist ein Sexualkünstler.«
    »Ich will nichts davon hören. Kein einziges Wort.« Eve runzelte die Stirn und sah sich kritisch um.
    Sie standen in einem großen, hohen, mit Blumen und Stoffbahnen voll gestopften Raum. Fuchsienrote Regenbogen, ebenholzschwarze Wasserfälle und mintgrüne Kaskaden ergossen sich von der Decke, entlang sämtlicher Wände, über Tische und Stuhllehnen.
    »Himmel«, war alles, was sie herausbrachte.
    Schalen und Tabletts mit Bändern, Samtstreifen und Knöpfen, Schärpen, Gürtel, Schleier, Hüte waren ebenso wie strass-besetzte Bodys und halb fertige Kleider aus schimmernden Stoffen überall verteilt.
    Es roch wie in einem mit einer Parfumerie verbundenen Blumenladen.
    Und es war erschreckend.
    Mit bleicher Miene wandte sie sich an die Freundin. »Mavis, ich liebe dich. Vielleicht habe ich dir das noch nie gesagt, aber es ist wirklich wahr. So, und jetzt gehe ich nach Hause.«
    »Dallas.« Kichernd legte Mavis eine Hand auf ihren Arm. Für eine Frau von ihrer Größe war sie erstaunlich stark. »Entspann dich. Atme ein paarmal tief durch. Ich garantiere dir, dass Leonardo dich hinkriegen wird.«
    »Das befürchte ich auch, Mavis. Genau das befürchte ich.«
    »Eisgekühlter Zitronentee«, verkündete Leonardo mit melodiöser Stimme, als er mit einem Tablett und drei Gläsern durch einen unechten Seidenvorhang trat. »Bitte, bitte, nehmt doch endlich Platz. Erst sollten wir uns entspannen und ein wenig kennen lernen.«
    Den Blick in Richtung Tür, schob sich Eve auf einen Stuhl. »Hören Sie, Leonardo. Mavis hat Ihnen die Sache vielleicht nicht ganz richtig erklärt. Wissen Sie, ich bin – «
    »Sie sind Lieutenant bei der Mordkommission. Ich habe bereits in der Zeitung über Sie gelesen«, erklärte Leonardo und machte es sich – Mavis so dicht neben sich, dass sie fast auf seinem Schoß saß – auf einem geschwungenen Kanapee bequem. »Ihr letzter Fall hat für einige Aufregung gesorgt. Ich muss gestehen, ich war ehrlich fasziniert. Genau wie ich, Lieutenant, stehen auch Sie an jedem Arbeitstag vor irgendeinem neuen Rätsel, das es zu lösen gilt.«
    Eve kostete den Tee und hätte vor Überraschung beinahe geblinzelt. Er schmeckte tatsächlich, als hätte Leonardo ihn aus echten Zitronen
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