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Eine mörderische Hoch-zeit

Eine mörderische Hoch-zeit

Titel: Eine mörderische Hoch-zeit
Autoren: J. D. Robb
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eben frisch gemacht. »Ihre Arbeit stellt Sie vor Rätsel?«
    »Natürlich. Ich sehe eine Frau, stelle mir vor, wie ich sie gerne angezogen sähe. Dann muss ich herausfinden, wer sie ist, was sie ist, wie sie ihr Leben lebt. Was hat sie für Hoffnungen, was für Fantasien, wie sieht sie sich selbst? Und schließlich muss ich all diese Informationen zusammensetzen, um festzulegen, welches Aussehen, welches Image am besten dazu passt. Jede Frau, die zum ersten Mal hierher kommt, ist ein vollkommenes Rätsel, das ich, um meine Arbeit tun zu können, lösen muss.«
    Mavis stieß einen Seufzer aus. »Also, Dallas, ist er nicht fantastisch?«
    Leonardo lachte und knabberte an Mavis’ Ohr. »Deine Freundin macht sich Sorgen, meine kleine Taube. Sie denkt, dass ich sie in leuchtendes Pink und Flitter stecken will.«
    »Klingt doch wirklich toll.«
    »Für dich.« Strahlend wandte er sich wieder an Eve. »Sie heiraten also den mächtigen, geheimnisvollen Roarke.«
    »Ist zumindest so geplant«, murmelte Eve.
    »Sie haben ihn über Ihre Arbeit kennen gelernt. Durch den Fall DeBlass, nicht wahr? Und dann haben Sie ihm mit Ihren rehbraunen Augen und Ihrem ernsten Lächeln den Verstand geraubt.«
    »So würde ich es nicht gerade ausdrücken – «
    »Nein, das würden Sie nicht«, fuhr Leonardo unerschüttert fort. »Weil Sie sich selbst nicht mit seinen oder meinen Augen sehen. Ganz sicher hat er genau wie ich sofort erkannt, dass Sie eine starke, mutige, nachdenkliche, zuverlässige Person sind.«
    »Sind Sie Designer oder Analytiker?«, fragte Eve erbost.
    »Man kann nicht das eine ohne das andere sein. Erzählen Sie mir, Lieutenant, wie hat Roarke Sie gewonnen?«
    »Ich bin kein Preis, den man einfach gewinnt!«, schnauzte sie und stellte ihr Glas unsanft auf den Tisch.
    »Wunderbar.« Er klatschte in die Hände und hätte vor Freude beinahe geschluchzt. »Leidenschaftlich, unabhängig und zugleich ein bisschen ängstlich. Sie geben ganz sicher eine wunderbare Braut ab. Und jetzt machen wir uns am besten endlich an die Arbeit.« Er stand geschmeidig auf. »Los, kommen Sie mit.«
    Sie erhob sich ebenfalls. »Hören Sie zu, wir sollten weder Ihre noch meine Zeit unnötig vergeuden. Ich werde einfach – «
    »Kommen Sie«, wiederholte er und griff nach ihrer Hand.
    »Bitte, Eve, probier es doch wenigstens mal aus.«
    Mavis zu Gefallen ließ sie sich von Leonardo unter Stoffkaskaden hindurch in Richtung eines Arbeitstisches führen, auf dessen Oberfläche ein ebensolches Chaos herrschte wie überall im Raum.
    Beim Anblick des Computers fühlte sie sich etwas besser. Mit diesen Dingern kannte sie sich aus. Doch angesichts der von ihm erstellten Bilder, die überall hingen oder lagen, sank ihr abermals der Mut.
    Fuchsienrot und Glitter waren bei weitem nicht das Schlimmste, was der Designer bot.
    Die Modelle mit ihren übertrieben langen Körpern wirkten wie Mutanten. Einige trugen Federn, andere jede Menge Strass, und das bisschen, was man hätte Kleidung nennen können, war derart kühn geschnitten – spitze Kragen, waschlappengroße Röcke, hautenge, durchsichtige Catsuits –, dass sie wirkten wie die Teilnehmer an einem Halloween-Umzug.
    »Die Sachen gab es bei meiner ersten Modenschau zu sehen. Wissen Sie, Mode ist eine Verzerrung der Realität. Es geht darum, dass man etwas Verwegenes, etwas Einzigartiges, etwas Unmögliches kreiert.«
    »Ich liebe jedes Einzelne der Kleider.«
    Eve kreuzte entschieden die Arme vor der Brust und verzog verächtlich das Gesicht. »Es wird eine kleine, schlichte Zeremonie bei uns zu Hause.«
    »Hmm.« Leonardo saß bereits vor dem Computer und hämmerte geschickt auf den Tasten herum. »Wie wäre es damit?« Auf dem Monitor erschien ein Bild, bei dessen Anblick Eve das Blut in den Adern gefror.
    Das Gewand hatte die Farbe frischen, gelben Urins, und von dem langettierten Kragen bis hin zu dem spitzen, mit faustgroßen Steinen verunzierten Saum ergoss sich ein schlammbrauner Volant. Die Ärmel waren derart eng geschnitten, dass Eve davon überzeugt war, dass man bereits nach zwei Minuten automatisch jedes Gefühl in den Fingern verlor.
    Das Bild wurde gedreht, sodass Eve den bis zur Taille freien, mit watteweichen Federn gesäumten Rücken sah.
    »Das war nicht wirklich für Sie bestimmt«, erklärte Leonardo und brach beim Anblick von Eves wachsweißem Gesicht in lautes Lachen aus. »Ich hoffe, Sie können mir verzeihen. Ich konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Sie brauchen
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