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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie
Autoren: Jaclyn Reding
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entschieden, daß sein Freund der einzige Mann wäre, der seine geliebte Schwester verdient hätte. Er hatte die vergangenen achtzehn Jahre seit ihrer Geburt damit verbracht, Noah ebenfalls davon zu überzeugen.
    Aber nach den Ereignissen der letzten Saison war Heirat das letzte, woran Noah dachte. Tatsächlich war er fest entschlossen, den Rest seiner Tage als Junggeselle zu verbringen. Vier Monate in Gesellschaft seines Bruders Robert, dessen Frau Catriona und ihrem kleinen Sohn James hatten ihn in seinem Entschluß nicht umstimmen können. Und nun, mit dem Bild vor Augen, das Tony an diesem Abend abgegeben hatte, wurde die Erinnerung an seine eigene Dummheit wieder aufgefrischt und hinterließ ihn entschlossener denn je, weiter sein Junggesellendasein zu fristen. Er mußte nur darauf achten, irgendwie seine Bedenken beiseite zu schieben, wenn er Sarah gegenübertrat und ihr die Neuigkeiten überbrachte, und ihr versichern, daß Tony glücklich sei und sich daher alle mit ihm freuen sollten.
    Mit anderen Worten, er würde lügen. Langsam verronnen die Minuten, während Tony weg war, um sich auf sein großes Abenteuer vorzubereiten. Noah leerte seinen Brandy und gähnte. Seine Augenlider wurden schwer. Die Rückreise aus Schottland hatte mehr an seinen Kräften gezehrt, als ihm bewußt war, und der Gedanke an den morgigen Ritt nach Hampshire zu Sarah stimmte ihn auch nicht gerade froh. Aber er hatte kaum eine Wahl, und deshalb brauchte er wenigstens etwas Schlaf. Er blinzelte zu dem Sofa, das sich einladend in die schattige Ecke des Raumes schmiegte, und wog diese verführerische Bequemlichkeit gegen einen Spaziergang zu seinem eigenen Haus auf der Charles Street ab, der wohl ziemlich feucht werden dürfte — denn waren das nicht Regentropfen, die da ans Fenster pochten? Vielleicht würde er statt dessen in diesem überpolsterten Ohrensessel beim Feuer bleiben. Aber dann würde er noch einiges in Ordnung bringen müssen, ebenso die Kleider wechseln und sich rasieren, bevor er sich am Morgen nach Keighley Cross und zu Sarah aufmachen könnte. Nein, das beste würde sein, zu seinem eigenen Bett zu kommen und in Ruhe auszuschlafen.
    Noah erhob sich vom Sessel. Er rieb sich die Augen, reckte sich und blinzelte ein paarmal, um seine Müdigkeit zu vertreiben. Er schaute auf die goldbemalte Uhr auf dem Kaminsims. Was zum Teufel trieb Tony? Er war fast eine halbe Stunde weg. Hatte sich der Narr in seinem Liebesrausch schon auf den Weg nach Gretna Green gemacht, ohne sich erst zu verabschieden?
    In der dunklen Halle vor dem Arbeitszimmer fand Noah einen einzelnen Kerzenstumpf, der auf dem kleinen Beistelltisch am Fuß der Treppe brannte. In dem Gedanken, sich nur von Tony zu verabschieden und sich dann auf den Weg zu machen, nahm er die Kerze und stieg die Treppe hinauf. Er ging den Korridor im zweiten Stock entlang, bis er durch einen Spalt neben Tonys Schlafzimmertür Kerzenschein wahrnahm. Dort angekommen, hob er die Hand, drückte die Klinke herunter und trat ein mit den Worten: »Das muß ja ein Brief sein ...«
    Ein plötzlicher Pistolenschuß ließ Noah schlagartig verstummen.

Kapitel 2
    Tony!«
    Noah riß die Tür zu Tonys Zimmer auf. Der Körper seines Freundes, unnatürlich über den Tisch geworfen, zeigte keinerlei Regung. Kein Geräusch. Nur tödliche Stille.
    »O, Gott, nein!!« Noah stürzte auf ihn zu. Im flackernden Licht einer Kerze sah er, wie Blut über die polierte Kante des Mahagonischreibtisches floß und auf dem dicken Axminster-Teppich zu seinen Füßen eine Lache bildete. Noah hob Tony auf und stöhnte auf beim Anblick von zerfetztem Fleisch und Knochen. Das war alles, was von dem Gesicht seines Freundes übrig geblieben war.
    Die chinesische Seidentapete hinter ihm, die reichhaltige Brokatdrapierung, der Spiegel über den Kaminsims, alles war blutbespritzt. Auf dem Schreibtisch lag eine polierte Holzkiste. Fallengelassen auf dem Boden lag die Pistole, die Tony gegen sich selbst gerichtet hatte.
    Auf dem Flur hinter ihm eilten Schritte heran. Ein Dienstmädchen und Westman, der Butler, waren die ersten, die eintrafen. Das Mädchen schrie bei dem grausigen Anblick laut auf. Westman erstarrte.
    »Einen Arzt«, fuhr Noah das schluchzende Mädchen an, obwohl er wußte, daß es hoffnungslos und unnütz war. Doch er fühlte sich genötigt, irgend etwas zu tun. Irgend etwas anderes, als diesen leblosen Körper an sich zu pressen, konfrontiert mit der grausamen Tatsache, daß sein bester Freund, sein
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