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Eine Liebe wie Magie

Titel: Eine Liebe wie Magie
Autoren: Jaclyn Reding
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wohlerzogene junge Dame geziemt.« Augusta verdrehte unter ihrem Kissen die Augen und fragte sich schon zum hundertsten Mal, warum Charlotte darauf bestand, sie mit Ausdrücken wie »junge Dame« zu belegen. Mit achtundzwanzig wurde von den meisten diese Bezeichnung als längst nicht mehr zutreffend erachtet; dies in Verbindung mit der Tatsache, daß die beiden Frauen, obwohl Charlotte mit ihrem Vater verheiratet war, nur eine Handvoll Jahre trennte, machte den Gebrauch dieser Bezeichnung noch unpassender. Charlotte nahm ihre Rolle als Stiefmutter wirklich zu wörtlich.
    Augusta hob das Kissen hoch bis zur Stirn und ließ es dort ruhen, die Augen leicht bedeckt. »Charlotte, ich bin jetzt achtundzwanzig, und meine Gewohnheiten, so schrecklich sie auch sein mögen, sind mir schon lange in Fleisch und Blut übergegangen.«
    »Ja, gut, es ist nicht dein Fehler, weißt du«, antwortete die Marquise. »Dein Vater trägt mehr Schuld an der schlimmen Situation, in der du dich befindest. Er hat dir als Kind zu viel Freiheit gelassen, Augusta, viel zuviel, immer bei ihm auf all seinen Seereisen, nach dem Tod deiner Mutter. Immer auf anderen Schiffen, in einem anderen Hafen, mitten unter all diesen verschiedenen Arten von Menschen - viele von ihnen Wilde — das ist kein Platz für eine Dame von Rang.« »Auslandsreisen sind eine der Pflichten meines Vaters als königlicher Botschafter«, sagte Augusta. »Du wußtest das, als du der Heirat zugestimmt hast.«
    Charlotte überhörte das. »Du kanntest fast ausschließlich Flüche und unbeherrschte Männer in deinem Leben! Egal, ob du achtundzwanzig oder achtundachtzig bist, du bist immer noch eine Dame von Rang, Augusta, ob du willst oder nicht.« Flüche? Unbeherrscht? Ha! Sehr unwahrscheinlich, daß irgend jemand von den zahlreichen Crews, mit denen sie über die Jahre gefahren waren, sie zu so früher Stunde geweckt hätte, es sei denn natürlich, das Schiff wäre gesunken oder maurische Piraten hätten angegriffen. »Ich bin der Meinung, daß meine Erziehung, so unkonventionell sie auch gewesen sein mag, mir einen großen Vorteil gebracht hat, indem ich Erfahrungen sammeln konnte, die ich sonst nie gemacht hätte.« »Blödsinn!« rief Charlotte. »Du hättest hier in England auf ein Mädchenpensionat gehen sollen, wie Lettie es tat, um angemessenes Betragen für eine Dame deines Ranges zu lernen.«
    »Ah ja, Betragen«, sagte Augusta säuerlich. »Das ist das, was einige Französinnen darunter verstehen, Stunden mit einem Brett im Rücken zu verbringen, das mit den Armbeugen festgehalten wird, gleichzeitig Bücher auf dem Kopf zu balancieren und mit einer Haarnadel im Mieder, die den ach so wichtigen Zweck des Lernens durch Schmerzen erfüllt, damit man sich eben noch ein bißchen aufrechter hält, als es die Natur vorgesehen hat. Und da sagen sie, Frankreich hätte alle englischen Kriegsgefangenen nach Napoleons Niederlage freigelassen.«
    Charlotte fand das überhaupt nicht lustig. »Madame Tessier ist eine Emigree, eine respektierte Adelige, die am Hofe Marie Antoinettes eine Sonderstellung hatte. Ihrem Leitsatz wird in ganz England nachgeeifert...«
    Augusta stöhnte innerlich auf, wohl wissend, welche Litanei nun folgen würde. Unhörbar bewegte sie die Lippen synchron zu Charlottes Worten, als diese zitierte: »Eine junge Dame erkennt man an ihrer Haltung und an ihren Manieren. Sie muß in allem, was sie tut, damenhaft sein. Wenn sie so handelt, mag sie dafür kein Lob ernten, man wird sie jedoch sicherlich tadeln, wenn sie es nicht tut.«
    »Leider hat mein Vater dich zu spät für mich geheiratet, um in den vollen Genuß deiner Fürsorge zu kommen.«
    Ihr Sarkasmus war bei Charlotte völlig zwecklos. »Ja, das ist wahr, aber dein Vater hat ja auch irgendwo noch Familie, die sich um deine Erziehung hätte kümmern können. Wenn sonst niemand dagewesen wäre, hätte er sicherlich Hortense mit der Aufgabe betrauen können.«
    Sofort durchzog Augusta ein kalter Schauer, als ihr das Bild der exzentrischen älteren Schwester ihres Vaters durch den
    Kopf schoß. Selbst Madame Tessiers Mädchenpensionat wäre Tante Hortense vorzuziehen, dachte sie, und fragte sich flüchtig, ob ihre Tante immer noch an die heilenden Eigenschaften von Moorwasserbädern glaubte.
    »Dein Vater hat dir seit frühester Kindheit jede Laune durchgehen lassen. Muß ich dich daran erinnern, daß du Reithosen anhattest, als ich dich das erstemal sah? Reithosen! Du wußtest ja kaum, was Röcke waren,
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