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Eine Liebe auf Korfu

Eine Liebe auf Korfu

Titel: Eine Liebe auf Korfu
Autoren: LOUISE ALLEN
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ausgedehnte Reisen, ehe er seine Pflicht erfüllen, heiraten und eine Familie gründen würde.
    Nur widerstrebend griff er nach einem der Briefe, die ihn in der Residenz erwartet hatten.
    Mr. Tarleton hat sich in allen Belangen als äußerst hilfreich erwiesen, schrieb seine Mutter. Auch was den Verkauf des Weidelands betraf … Wortreich pries sie die Tugenden des Sekre tärs, den er vor seiner Abreise eingestellt hatte, zusätzlich zu all den anderen Beratern und Verwaltern.
    Natürlich erwartete er nicht, Lady Blakeney würde sich mit den geschäftlichen Angelegenheiten des Landguts befassen, geschweige denn etwas davon verstehen. Ebenso wie seine drei Schwestern würde sie sich mit nichts belasten, das über ihren unmittelbaren häuslichen Bereich hinausging.
    Ich hoffe, Du passt gut auf Dich auf (dreimal unterstrichen). Und iss nichts von diesem ausländischen Essen (wie ihm das ge lingen sollte, wusste er nicht). Vor allem musst Du Dich vor den schrecklichen Versuchungen hüten, die in fremden Städten auf englische Reisende lauern … Benedict grinste. Solchen Lockungen hatte er bisher widerstanden, in Paris und Mar seille, Rom und Neapel.
    Soviel er wusste, glaubte seine Familie, er wäre immun gegen diese „schrecklichen Versuchungen“. Und das war gut so. Ein Gentleman musste sich diskret amüsieren, ohne Exzesse, und die Damen brauchten nichts davon zu erfahren.
    Nach der Lektüre des Briefes lehnte er sich in seinem Sessel zurück und überdachte die Neuigkeiten, die seine mittlere Schwester betrafen, die siebzehnjährige Lucinda. Offenbar himmelte sie den jungen Lakenheath an, was ihrer Mutter Sorgen bereitete. Wenn Benedict auch nicht verstand, warum Lucy sich ständig in unpassende junge Männer verliebte, die poetische Ambitionen hegten, plagten ihn keine Bedenken. Wie üblich würde diese Schwärmerei nicht lange dauern und spätestens ein Ende finden, wenn das Mädchen der furchterregenden verwitweten Lady Lakenheath begegnete. Was dieses Thema anging, würde er seiner Mutter keine Ratschläge erteilen.
    Also musste er sich nur mit seinen eigenen Problemen beschäftigen, was er seit vierundzwanzig Stunden vermied. Genau genommen hatte er alle Gedanken an Alessa ver drängt. Nicht, dass sie sein Problem wäre … Aber er stand in ihrer Schuld. Immerhin hatte sie ihn vor den Folgen sei nes Leichtsinns bewahrt und fürsorglich betreut. Das hat te er mit der allerschlimmsten Beleidigung vergolten, die man einer Dame antun konnte. Aber sie präsentierte sich nicht als Dame, sondern als Kräuterhexe und Wäscherin. Wie auch immer, sie musste höflich behandelt und finanzi ell entschädigt werden.
    Was für eine geheimnisvolle Frau … Was sie auch sein mochte, sie war gewiss keine Witwe eines Händlers aus Korfu, die verschiedene Geschäfte betrieb, um ihre Kinder und sich selbst zu ernähren. Sie war eine Engländerin. Wenn sie modische Kleider trug und ihre Neigung zu einer freimütigen Ausdrucksweise bezähmte, würde sie sich zweifellos in der kritischen Londoner Gesellschaft behaupten. Irgendwie war sie in den Hintergassen dieser Stadt gelandet. Aber sie gehörte nicht hierher. In dieser Beziehung sollte man etwas unternehmen …
    Allein schon der Gedanke an Alessa brachte sein Blut in Wallung, und als er hörte, wie jemand den Hof durchquerte, freute er sich auf eine willkommene Abwechslung. Dann sah er die wehenden schwarzen Röcke im Schatten der Arkaden auf der anderen Seite, die weiße Bluse, die hochgewachsene anmutige Frau, die einen Korb trug.
    „Alessa …“
    Ohne in seine Richtung zu schauen, verschwand sie durch eine offene Tür. Vielleicht hatte er seine Stimme gesenkt und eher mit sich selbst gesprochen, als würde er ihren Anblick träumen.
    Alessa traf den Verwalter in seinem kühlen Büro an, dessen Fenster zum Hof hinausgingen.
    „Guten Morgen, Kyria Alessa“, grüßte er. „Hier habe ich Ihr Geld für die Wäsche des letzten Monats. Geht es den Kindern gut?“ Er zählte die Münzen ab, eine vertraute Mi schung aus venezianischer und französischer Währung. Lächelnd reichte er ihr seinen Federkiel, und sie bemühte sich wie immer um einen schwungvollen Krakel auf der Quittung, den man für eine Signatur oder ein Symbol halten mochte.
    „Ja, vielen Dank, Mr. Williams. Soll ich Ihnen die Salben geben, die Dr. Pyke bestellt hat?“
    „Ja, gewiss.“ Er half ihr, die Tiegel unter der Bügelwäsche hervorzuholen. „Möchten Sie auch die Wäsche hierlassen?“
    „Danke, nein,
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