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Eine Liebe auf Korfu

Eine Liebe auf Korfu

Titel: Eine Liebe auf Korfu
Autoren: LOUISE ALLEN
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Demetris Hemd annähen und die Rechnungsbücher durchsehen. Doch das hatte noch etwas Zeit. Vielleicht würde sie sich später nicht mehr so nervös fühlen.
    Ein lautes Stöhnen riss Alessa aus ihren Gedanken. Keuchend stieg Kate Street die Leiter herauf. „Da bist du ja! Gerade traf ich deine beiden Kleinen auf ihrem Heimweg. Und da wollte ich mal sehen, was du mit deinem hübschen Patienten gemacht hast.“
    Aus dem Haus drangen die Stimmen der Kinder herauf, die gerade darüber stritten, wer am Vortag das letzte Stück Hefekuchen gegessen hatte.
    „Wie spät ist es?“ Alessa sprang auf und sah sich um. „Sicher schon nach drei!“
    „Halb vier“, erklärte Kate und setzte sich auf die abbröckelnde Balustrade, ohne zu bedenken, dass sie in die Tiefe stürzen könnte. „Wie lange hast du hier oben gefaulenzt, in deine Tagträume versunken?“
    „Heute Vormittag hatte ich sehr viel zu tun“, verteidigte sich Alessa.
    „Also wurde Seine Lordschaft abgeholt?“
    „Ja, zwei Lakaien und der Verwalter aus der Residenz haben ihn in eine Kutsche verfrachtet. Übrigens, er ist tatsächlich ein Lord – der Earl of Blakeney.“
    „Umso besser. Hoffentlich schickst du ihm eine angemessene Rechnung für deine Mühe.“
    „Natürlich nicht! Wie könnte ich? Um Gäste kümmert man sich kostenlos, wie unvernünftig sie auch sein mögen.“
    „Also wirklich, Alessa, manchmal bist du griechischer als die Griechen.“
    „Ich bin eine Korfiotin.“ Gekränkt ging Alessa zur Falltür und spähte ins Wohnzimmer hinab. „Dora, Demetri! War’s nett in der Schule? Gleich komme ich zu euch!“
    Zwei runde Gesichter erschienen und lächelten sie an.
    „Sehr nett“, erwiderte Demetri. „Dr. Theo sagt, meine französische Geschichte sei unglaublich.“
    „Und deine englische Aussprache?“
    „Nicht so unglaublich“, gab der Junge zu.
    „Und, Dora, wie war’s bei dir?“
    „Auch gut. Die Katze der Nonnen hat Junge. Dürfen wir draußen spielen?“
    „Ja. Nehmt eure Sonnenhüte mit. Und bleibt auf dem Platz, lauft nicht weg.“
    Polternde Schritte hallten durch den Flur, und Kate spähte über die Brüstung hinab. „Keine Hüte. Aber sie sind ja hier geboren.“
    „Ja“, stimmte Alessa geistesabwesend zu. Es war sinnlos, den Kindern einzuschärfen, sie sollten Sonnenhüte tragen. Dann wanderten ihre Gedanken wieder zu ihrer Arbeit. So viel müsste sie erledigen. Warum fühlte sie sich so verwirrt?
    „Erzähl mir alles über ihn“, bat Kate.
    Er half mir, die Seife abzuschaben, ich stellte ihm einige unverschämte Fragen, und er nahm an, ich würde mich verkaufen. Nun kann ich nicht aufhören, an ihn zu denken. Und ich weiß nicht, was er von mir hält. Irgendwie ist das wichtig …
    „Da gibt’s nichts zu erzählen.“ Betont lässig zuckte Alessa die Achseln. „Mr. Williams und die Lakaien holten ihn ab, und Seine Lordschaft hüpfte die Treppe hinunter, weil er zu stolz war, sich tragen zu lassen. Wahrscheinlich tut ihm jetzt alles weh, und er bemitleidet sich selber. Aber nun ist er Dr. Pykes Problem. Er wird wohl kaum hierher zurückkommen und eine Arnikasalbe für seine Schürfwunden kaufen.“
    Am nächsten Nachmittag empfand Benedict nicht das geringste Bedürfnis, irgendwohin zu gehen. Der Lord High Commissioner hatte entschieden, der Earl müsste in der Residenz bleiben, und seinem Leibarzt aufgetragen, ihn zu behandeln. Nach dessen Besuch hatte Roberts, der Lakai, ihn zu einem bequemen Korbsessel im Klostergang des Innenhofs geführt.
    Benedict trug ein Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln zu einer bequemen Matrosenhose. Wegen seines Verbands hatte er keine Schuhe angezogen. Den verstauchten Fuß auf einem Schemel, ein Kissen im Rücken, neben sich einen Tisch mit Erfrischungen, genehmigte er sich ungewohnten Müßiggang. Aber er könnte auch gar nicht die nötige Energie für irgendwelche Aktivitäten aufbringen. Dr. Pyke hatte ihm versichert, das liege nur an den Nachwirkungen der Kopfverletzung. Aber Benedict vermutete eher, diese seltsame Trägheit hinge mit der ersten Unterbrechung seiner Reisen seit vielen Monaten zusammen. Hier wurde er gastfreundlich umsorgt, musste sich um nichts kümmern, keine Entscheidungen treffen, keine komplizierten Transportmöglichkeiten in fremde Städte aushandeln, keine Dienstboten engagieren.
    Vor vier Monaten war er aufgebrochen, von der Erkenntnis inspiriert, jetzt – nach dem ersehnten Ende des Krieges gegen Frankreich – sei der richtige Zeitpunkt für
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