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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite
Autoren: Alexander Kent
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Crew der
Lysander,
wenn er mit dem Fuß hängenbliebe und der Länge nach auf die
auch Segelmeister genannt; etwa einem Navigationsoffizier vergleichbar. Einer der wichtigsten Männer an Bord, obwohl nur im Deckoffiziersrang.
    Planken fiele! Seltsamerweise wurde er gerade bei dieser gräßlichen Vorstellung ruhiger und konnte sich auf die anderen Schiffe konzentrieren, auf denen nacheinander die Bestätigungen für Herricks Signal
Anke
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hochgingen.
    »Von allen bestätigt, Sir!« hörte er den Midshipman rufen.
    Und dann ertönte Pascoes vor verhaltener Erregung zitternde Stimme: »Achterdeck – klar zum Manöver!«
    Gilchrist rannte polternd über die Planken, und selbst noch durch die Sprechtrompete klang seine Stimme mißbilligend: »Mr. Yeo! Mehr Leute ans Gangspill! Verdammte Bummelei!«
    Bolitho wandte sich nicht um. Yeo war der Bootsmann, er würde ihn schon noch kennenlernen. Drüben rollte die kleine
Harebel
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wie betrunken, die Rahen voll geschäftiger Matrosen. Ihr Ankertau stand auf und nieder; er glaubte, Inchs vogelscheuchenähnliche Gestalt an der Achterdeckreling zu erkennen, wie er über die Reede deutete, die mit ihren zahllosen weißmützigen Wellen aussah wie ein Miniaturozean.
    Bolitho nahm dem Midshipman der Wache das Teleskop aus der Hand, stellte es auf den anderen Zweidecker ein und fragte dabei: »Und wie heißen Sie?«
    Der Midshipman starrte ihn perplex an. »Saxby, Sir.«
    Auf den Decksgängen der
Nicato
r

rannten jetzt die Matrosen eilig nach achtern. Saxby war etwa dreizehn und hatte ein rundes, unschuldiges Gesicht. Sein sonst recht nettes Aussehen wurde beeinträchtigt, wenn er den Mund aufmachte, denn ihm fehlten zwei Vorderzähne.
    Bolitho fixierte das Glas und versuchte, nicht auf Gilchrists blecherne Stimme zu achten. Es dauerte alles viel zu lange. Vorsicht – schön und gut, aber das hier war ein ängstliches Kriechen.
    »Das geht zu langsam, Captain Herrick!« sagte er scharf.
    »Sir?« Herrick hatte anscheinend nicht aufgepaßt.
    »Setzen Sie Dringlichkeitssignal, bitte!« Es war ihm unangenehm, aber hier stand mehr auf dem Spiel als privates Gefühl.
    Er hörte laute Befehle, die verwischten Rufe der Toppsgasten, die sich auf den Fußpferden der vibrierenden Rahen hinausarbeiteten.
    Und dann wurde das alte Signal mit einem Ruck niedergeholt, und vom Vorschiff kam der Ruf: »Anker ist los!«
    Schwer legte sich die
Lysande
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auf die Seite, der Anker kam aus dem Wasser, der Wind füllte bereits die Marssegel; langsam drehte sie durch die kabbelige See.
    »An die Brassen!«
    Nackte Füße schlidderten über die nassen Planken; vom Ankerspill rannten Männer herbei.
    Eins nach dem anderen, wie mächtige Tiere, gingen die drei Linienschiffe vor den Wind; weiter draußen setzten die Fregatte
B
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und Inchs Schaluppe bereits mehr Segel, um sich von den großen Schiffen freizuhalten.
    Ein »Starter«, der kurze Tampen eines Maaten, klatschte auf einen nackten Rücken, und der Mann schrie auf. Hoch über Deck wetteiferten die Toppsgasten miteinander, um die anderen Schiffe des Geschwaders zu übertreffen. »Setzen Sie die Breitfock, Mr. Gilchrist!« befahl Herrick. »Und sagen Sie diesem Bootsmannsmaaten, er soll sparsamer mit seinem Tampen umgehen!«
    Bolitho ging auf die andere Seite, wo soeben die
Osiri
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das Kielwasser der
Mcator

kreuzte. Sie bot einen schönen Anblick mit ihren steif und voll stehenden Marssegeln, unter denen sie so stark überholte, daß die Bugsee beinahe über die unteren Stückpforten wusch. Fock und Großsegel schlugen einmal und füllten sich dann; hart glänzten sie im Sonnenlicht wie Silber.
    »Die
Nicator

fällt zurück«, sagte Bolitho. »Signalisieren Sie ihr, mehr Segel zu setzen!«
    Vielleicht hatte Kapitän Probyn so viel zu tun, daß er nicht merkte, wie sein Schiff bereits aus der Formation der Vierundsiebziger ausbrach. Es konnte aber auch sein, daß er testen wollte, ob sein Kommodore ein gutes Auge hatte und schnell in die Schiffsführung eingriff.
    »
Nicato
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bestätigt, Sir!« rief der Signalgast.
    Probyns Leute setzten bereits das Vorbramsegel. Das ging fast zu schnell, fand Bolitho. Probyn hatte ihn also testen wollen.
    Grubb sah nach oben in die Takelage, dann auf den Kompaß und nach seinen Rudergasten, ohne daß sich ein Muskel seines Gesichts bewegte. Nur die Augen huschten auf und nieder, nach vorn und nach achtern, wie zwei Leuchtfeuer auf einer verwitterten roten Steilküste.
    Nach einer knappen Stunde war
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