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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite
Autoren: Alexander Kent
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Weinschrank, den soeben zwei Matrosen in Sackleinwand einnähten. Ob er Kate wohl in London sehen würde? Und wenn ja – würde es dann zwischen ihnen weitergehen?
    Ein paar Stunden später, nach dem hallenden Donner der Salutschüsse, dem Ankern, den notwendigerweise zu leistenden Unterschriften, ging Bolitho zum letztenmal an Deck.
    In der untergehenden Sonne sah Gibraltar wie ein riesiger Korallenblock aus; auch die Werften, die Schiffe mit den aufgegeiten Segeln schimmerten rötlich.
    Langsam schritt er die Reihen der Angetretenen ab, schüttelte hier eine Hand, nannte dort jemanden bei Namen und versuchte, möglichst unbewegt auszusehen. Major Leroux, den Arm in der Schlinge. Der alte Ben Grubb, der so wüst aussah wie eh und je.
    »Alles Gute, Sir«, murmelte er. Zahlmeister Mewse, Leutnant Steere, die Midshipmen – nicht mehr so ängstlich, sondern gebräunt und in den Monaten auf See merklich gereift.
    Er blieb bei der Fallreepspfortestehen und sah hinunter. Allday stand im Boot, sehr stramm in seinem blauen Rock und der Nankinghose, und kommandierte die Ruderer. Auch sie sahen anders aus. Sie hatten sich seinetwegen feingemacht: saubere, karierte Hemden, frisch geteerte Mützen.
    Auch Ozzard saß im Boot, ein kleines Bündel mit seinen Habseligkeiten im Arm, die Augen zum Schiff emporgerichtet. Als Bolitho ihn gefragt hatte, ob er als Diener bei ihm bleiben wolle, da war er keiner Antwort fähig gewesen. Er hatte nur genickt; er konnte nicht gleich fassen, daß dieses Leben des Sichversteckens jetzt vorbei war.
    Bolitho wandte sich um und sah Pascoe an. »Leb wohl, Adam. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.« Rasch drückte er dem Jungen die Hand und nickte Herrick dabei zu. »Paßt gut aufeinander auf, eh?«
    Dann lüftete er den Hut vor der Ehrenwache und kletterte ins Boot hinunter. Während es mit kräftigen Schlägen ablegte, drehte er sich noch einmal nach dem mächtigen, dunklen Rumpf der
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um.
    Allday beobachtete ihn, sah sein Gesicht bei den Hochrufen, die von Deck und aus den Wanten der
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erschallten.
    »Eine Menge Gesichter fehlen«, sagte Bolitho nachdenklich.
    »Nur keinen Kummer, Sir. Wir haben’s den Franzosen gezeigt, und das ist die Hauptsache.«
    Während sich das Boot zwischen den vor Anker liegenden Kriegsschiffen hindurchschlängelte, stieg Herrick, der Bolitho nachgeblickt hatte, bis er nicht mehr zu sehen war, langsam zum Kampanjedeck hinauf. Seine Schuhsohlen blieben an manchem Splitter hängen, an Stellen, die noch reparaturbedürftig waren. Er wandte sich um, denn Pascoe kam hinter ihm her, den fleckigen, ausgefransten, breiten Kommodorestander über der Schulter. Er lächelte, doch seine dunklen Augen waren noch von Trauer überschattet.
    »Ich dachte, Sie würden ihn vielleicht gern haben wollen, Sir?« Herrick blickte über sein Schiff. Nachdenklich, voller Erinnerungen. »Ich habe das hier alles, das ganze Schiff, Adam«, sagte er.
    »Ich werde ihn an Captain Farquhars Mutter schicken. Die hat jetzt gar nichts mehr.«
    Pascoe ließ ihn bei den durchlöcherten Netzen allein und ging auf die andere Seite. Aber das Boot war nicht mehr zu sehen, und der Felsen von Gibraltar lag schon in tiefem Schatten.
     
     
    Ende
     
     

 
     
     

     
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    by Luca Calcinai
     
     
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