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Eine Lady zu gewinnen ...

Eine Lady zu gewinnen ...

Titel: Eine Lady zu gewinnen ...
Autoren: Sabrina Jeffries
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bedeckt, das er gerade gegen Lieutenant Chetwin gewonnen hatte. Heute Abend jedoch sah er von Kopf bis Fuß wie der Todesengel aus.
    Oh, wie sie diesen Spitznamen hasste. Nach Rogers Tod hatte man ihn so getauft, und er tat alles, was in seiner Macht stand, um dem Namen gerecht zu werden. Er kleidete sich von Kopf bis Fuß in Schwarz. Selbst Hemd und Schleife waren schwarz. Man munkelte, dass er sich die Kleidung extra färben ließ. Er hatte sogar seinen Phaeton schwarz lackieren lassen und passend dazu ein Paar kohlrabenschwarzer Hengste ausgewählt.
    Der Todesengel. Er nutzte das tragische Rennen gegen Roger aus, um seinen Ruf als furchtloser Rennfahrer zu untermauern. Statt gegen jeden Dummkopf anzutreten, der ihn herausforderte, hätte er sich im hintersten Winkel seines Familiensitzes verstecken sollen. Wie konnte er sich erdreisten, hier herumzustolzieren, als ob ihn das alles nichts anginge? Wie konnte er sich erdreisten, so auszusehen wie der Todesengel?
    Gegen ihren Willen musste sie sich eingestehen, dass er, wenn man von seiner schwarzen Kleidung absah, tatsächlich ein Bild von einem Engel abgab. Sein golddurchwirktes braunes Haar sah aus, als hätte die Sonne ihre Finger durch seine Locken gleiten lassen. Und sein Gesicht mit der klassischen Nase, dem vollen italienischen Mund und dem charakterstarken Kinn schien wie von Michelangelo geschaffen. Obwohl sie seine Augen in diesem Moment nicht sehen konnte, erinnerte sie sich an ihre Farbe: moosgrün mit braunen Sprenkeln, die an verborgene Waldlichtungen denken ließen.
    »Du starrst ihn an«, flüsterte Pierce ihr zu.
    Grundgütiger, das tat sie. Wie konnte Lord Gabriel sich erdreisten, sie dazu zu bringen, ihn anzustarren?
    »Komm, lass uns tanzen.« Pierce bot ihr seinen Arm.
    Sie nahm ihn, voller Dankbarkeit, dass er sie vor sich selbst rettete. Dann, als sie sich der langen Reihe der Tänzer anschlossen, sah sie, dass Lord Gabriel sie bemerkt hatte. Seine Augen weiteten sich für einen Moment, dann ließ er einen unverschämt taxierenden Blick an ihrer Gestalt herabgleiten.
    Kurz bevor Pierce sie in den wirbelnden Tanz hineinzog, sah sie noch, wie der verfluchte Todesengel ihr direkt in die Augen schaute und lächelte.
    Lord Gabriel Sharpe beobachtete, wie Miss Virginia Waverly mit dem Grafen von Devonmont durch den Ballsaal tanzte. Gott sei Dank war sie gekommen. Wenn er einen ganzen vermaledeiten Ball hätte durchstehen müssen, ohne Gelegenheit zu bekommen, seine Pläne in die Tat umzusetzen, hätte er sich eine Kugel in den Kopf gejagt.
    Glücklicherweise war er gut auf ihr Zusammentreffen vorbereitet. Jackson Pinter, der Bow-Street-Ermittler, der seinen Geschwistern half, den Tod ihrer Eltern aufzuklären, hatte eine Menge ernüchternder Dinge über Miss Waverly zutage gefördert. Und Gabe war entschlossen, für sich einen Vorteil aus diesem Wissen zu schlagen.
    »Da kommt dein Racheengel«, sagte Maximilian Cale, der Herzog von Lyons.
    Lyons war wie Gabe Mitglied im Jockey Club und sein bester Freund. Er besaß ein Vollblutgestüt, um das ihn Gabe beneidete. Eines seiner Pferde hatte zweimal das Derby gewonnen, ein anderes das Rennen in Ascot. Nachdem er durch seine eigenen Wettgewinne genug Geld dafür zusammengekratzt hatte, hatte Gabe Lyons im letzten Monat ein Fohlen des Ascot-Gewinners abgekauft.
    »Miss Waverly gibt keinen besonders überzeugenden Racheengel ab«, bemerkte Gabe trocken.
    Lyons schnaubte. »Hat sie ihre Herausforderung schon erneuert?«
    »Es ergab sich noch keine Gelegenheit«, erwiderte Gabe betont gelangweilt. Seit dem Rennen in Turnham Green hatte alle Welt sich das Maul über diese verfluchte Herausforderung zerrissen. Heute Abend würde er dem ein Ende machen.
    »Sie wird es nicht tun.« Lyons nippte an seinem Wein. »Sie kann unmöglich ein solcher Hitzkopf wie ihr Bruder sein.«
    Gabe erstarrte. Selbst nach sieben Jahren verfolgte ihn noch Rogers Anblick, wie er mit verrenkten Gliedern und gebrochenem Genick im Gras lag. Wenn er doch nur …
    Aber solche Gedanken waren etwas für Priester und Philosophen. Gabe suchte weder Vergebung noch Verständnis. Was passiert war, ließ sich nicht mehr ändern.
    Aber vielleicht konnte er die bedrückenden Folgen für Miss Waverly lindern, da er nun über ihre Situation Bescheid wusste. »Ich befürchte, dass Miss Waverly nicht nur hitzköpfig, sondern auch äußerst stur ist.« Gabe beobachtete, wie Devonmont sie durch die schmale Gasse der Tänzer führte. »Immerhin ist sie
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