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Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Titel: Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge
Autoren: Bill Bryson
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einer der Gründerväter der modernen Archäologie, ist aber unter Anglern bekannter geworden als Erfinder von »Greenwell's Glory«, der allseits beliebten Forellenfliege zum Fliegenfischen.
    In Dorset wurde ein Mann mit dem kecken Namen Octavius Pickard-Cambridge der Welt führender Spinnenexperte, während sein Zeitgenosse Pastor William Shepherd mit einer Geschichte der schmutzigen Witze aufwartete. John Clayton aus Yorkshire demonstrierte in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts zum ersten Mal praktisch, wie Gasbeleuchtung funktionieren könnte, und Pastor George Garrett aus Manchester erfand das U-Boot*. Adam Buddle, Pfarrer-Botaniker in Essex, war der Namenspatron der Buddleia, des prächtig blühenden Schmetterlingsflieders. Pastor John Mackenzie Bacon aus Berkshire war ein Pionier der Heißluftballon-Fahrt und Vater der Luftfotografie. Sabine Baring-Gould (ja, ein Mann) schrieb das Kirchenlied »Onward, Christian Soldiers« und — worauf man wohl nicht sofort käme — den ersten Roman, in dem ein Werwolf vorkam. Pastor Robert Stephen Hawker aus Cornwall verfasste ausgezeichnete Gedichte und wurde von Longfellow und Tennyson sehr bewundert, obwohl er seine Gemeindeschäfchen stets ein wenig in Alarm versetzte, weil er einen rosafarbenen Fez trug und einen Großteil seines Lebens unter dem machtvollen, wohltuenden Einfluss von Opium verbrachte.
    Gilbert White im Western Weald von Hampshire war der angesehenste Naturforscher und -schützer seiner Zeit und Autor der brillanten und sehr beliebten Naturgeschichte Selbornes. In Northamptonshire wurde Pastor M.J. Berkeley zum führenden Experten auf dem Gebiet der Pilze und Pflanzenkrankheiten. Leider, leider war er offenbar verantwortlich für die Verbreitung vieler schädlicher Pflanzenkrankheiten, einschließlich der bösartigsten, dem Echten Mehltau. John Michell, rector in Derbyshire,
    * Das Schiff hieß Resurgam, »Ich werde auferstehen«, was sich als eher unglücklicher Name erwies, denn drei Monate nachdem es 1878 vom Stapel gelaufen war, sank es in der Irischen See und erstand nie wieder auf. Garrett im Übrigen auch nicht. Von seinen Erfahrungen entmutigt, gab er das Predigen und Erfinden auf und zog nach Florida, wo er sich als Landwirt erprobte. Auch das erwies sich als Desaster, und er beendete sein enttäuschendes, gnadenlos immer weiter bergab führendes Leben als Infanterist des amerikanischen Heeres im Spanisch-Amerikanischen Krieg und starb, verarmt und vergessen, 1902 in New York an Tuberkulose.
    zeigte William Herschel, wie man ein Teleskop baut, und Herschel entdeckte damit den Uranus. Michell erfand auch eine Methode, wie man die Erde wiegen kann, was wohl das raffinierteste wissenschaftliche Experiment des ganzen achtzehnten Jahrhunderts war. Er starb, bevor es durchgeführt werden konnte, aber das erledigte dann schließlich in London Henry Cavendish, ein aufgeweckter Verwandter von Paxtons Arbeitgeber, dem Herzog von Devonshire.
    Der genialste Geistliche von allen war indes Pastor Thomas Bayes aus Tunbridge Wells in der Grafschaft Kent, der von 1701 bis 1761 lebte. Nach allem, was man weiß, war er ein schüchterner Mensch und hoffnungsloser Prediger, gleichwohl aber ein begnadeter Mathematiker. Er erfand die mathematische Gleichung, die als Bayes'sche Regel bekannt geworden ist und so aussieht:

    Leute, die die Formel verstehen, können damit verschiedene äußerst komplexe Probleme lösen, bei denen es um Wahrscheinlichkeitsverteilungen oder, wie man auch sagt, inverse Wahrscheinlichkeiten geht. Man kann nämlich aus unvollständigem Wissen statistisch verlässliche Wahrscheinlichkeiten errechnen. Das Frappierende an der Bayes'schen Regel ist, dass sie zu ihres Schöpfers Lebzeiten überhaupt nicht angewendet werden konnte. Man braucht leistungsstarke Computer, um Berechnungen in dem Umfang anzustellen, die nötig sind, um das entsprechende Problem zu knacken. In den Tagen von Bayes war es nur ein interessanter, aber vollkommen zweckloser Denksport.
    Er selbst hielt offenbar so wenig von seiner Regel, dass er sich nicht darum kümmerte, sie in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Ein Freund schickte sie 1763, zwei Jahre nach Bayes' Tod, an die Royal Society in London, die sie in ihren Philosophischen
    Transaktionen unter dem bescheidenen Titel »Versuch zur Lösung einer Aufgabe aus der Lehre vom Zufall« publizierte. In Wirklichkeit war es ein turmhoher Meilenstein in der Geschichte der Mathematik. Heute wird die
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