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Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)

Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)

Titel: Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
Autoren: Katie Fforde
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nachgekommen?«
    »Musst du mich das wirklich fragen?«
    Floras vehemente Zustimmung wurde durch den Kellner unterbrochen, der das Essen brachte. Flora war dankbar für diese Störung, denn sie gab ihr Zeit zum Nachdenken. Welchen Grund könnte sie für ihre Flucht nennen, der nichts mit ihren Gefühlen für Charles zu tun hatte? Sie schnitt sich ein so großes Stück von ihrem Steak ab, dass man unmöglich eine schnelle Antwort von ihr erwarten konnte.
    »Es war ziemlich schwierig, dich ausfindig zu machen«, bemerkte Charles, der einen kleineren Bissen genommen hatte und schon recht bald wieder in der Lage war zu sprechen.
    Flora nickte kauend.
    »Am Ende musste ich Kontakt zu Henry aufnehmen.«
    Flora runzelte die Stirn. »Woher wusste er denn, wo ich war?«
    »Er hat es einfach vermutet und hat mir geraten, Emma anzurufen.« Er hielt inne. »Und stell dir vor: Obwohl William und Emma angeblich Freunde sind, hatte William keine Telefonnummer von Emma.«
    »Oh?«
    »Nein. Aber glücklicherweise hatte deine Mutter sie. Sie hat mir erzählt, wo du arbeitest.«
    Flora nahm sich vor, Emma und ihre Mutter später entweder zu ermorden oder zu umarmen, je nachdem, wie die Sache ausging.
    »Also, sind Emma und William nun alte Freunde oder nicht?«
    Flora zuckte die Schultern. »Vielleicht nicht.«
    »Wie dem auch sei, er malt sehr gute Porträts.«
    »Oh, hat Annabelle sich porträtieren lassen? Wie ist das Bild denn so?« Sie griff nach ihrem Glas.
    »Es ist sehr fesselnd. Sie ist darauf nackt.«
    Flora versprühte Rotwein über ihren ganzen Teller und den Tisch, und Charles bekam ebenfalls etwas ab.
    »Wusstest du das nicht?«, erkundigte sich Charles. »Ich dachte, sie hätte dich ins Vertrauen gezogen.«
    Flora schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Wasser. »Sie hat mir nie erzählt, dass sie sich nackt malen lassen wollte! Das sieht ihr so gar nicht ähnlich!«
    »Dazu kann ich nichts sagen. Seit du sie unter deine Fittiche genommen hast, ist sie vollkommen verändert.«
    Flora wurde plötzlich sehr heiß. Wenn sie Annabelles Garderobe nicht umgekrempelt, die altmodischen Blusen nicht aussortiert und Annabelle nicht dazu gebracht hätte, alles nicht mehr bis oben hin zugeknöpft zu tragen, dann wären sie und Annabelle vielleicht nicht glücklicher geworden, aber zumindest Charles wäre es besser ergangen. Ihm musste die alte Annabelle gefallen haben.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte sie, überwältigt von Schuldgefühlen.
    »Ich glaube nicht, dass du dir darüber im Klaren bist, welchen Einfluss du auf die Menschen hast, Flora«, antwortete er mit aufreizend undurchdringlicher Miene.
    Flora riss sich zusammen. »Oh, ich bitte dich, du kannst mir nicht alle Schuld in die Schuhe schieben! Annabelle ist eine Frau mit einem sehr starken Willen.«
    Seine unvernünftige Argumentation gab Flora neue Kraft, und sie attackierte den nächsten Teil ihres Steaks.
    »Dann übernimmst du also keine Verantwortung dafür, dass Annabelle sich so untypisch benimmt?«
    »Nein!« Sie konzentrierte sich darauf, ihrer Stimme einen tieferen Klang zu geben, damit sie sich nicht allzu sehr wie eine verschüchterte Maus anhörte. »Nein. Man kann keine Verantwortung für die Taten erwachsener Menschen übernehmen, sofern diese noch bei Verstand sind. Es ist einfach neurotisch, sich selbst an allem die Schuld zu geben.«
    »Gerade eben hast du dir noch die Schuld daran gegeben, dass Annabelles neu geweckter Sinn für attraktive Outfits sie leichtfertig gemacht hat, und trotzdem willst du jetzt keine Schuldhaftigkeit deinerseits darin erkennen, dass sie sich nackt hat malen lassen?«
    Flora fragte sich plötzlich, ob das alles war, was zwischen Annabelle und William lief. Trotz ihrer Drohungen Flora gegenüber hatte Annabelle Charles offenkundig ziemlich schnell freigegeben - vielleicht war William daran nicht ganz unschuldig gewesen. Schließlich war es etwas sehr Intimes, sich vor einem Mann auszuziehen, und sei es auch nur in der Rolle eines Aktmodells. Allerdings sprach Flora diesen wilden Gedanken nicht aus.
    »Nur du benutzt noch ein Wort wie Schuldhaftigkeit, Charles.« Sie nahm einen weiteren Schluck Wein. Eigentlich hatte sie sagen wollen, dass dies eins der Dinge war, die sie an ihm liebte. Nicht weil diese Eigenart irgendwie besonders liebenswert gewesen wäre, sondern weil sie so typisch für ihn war.
    »Willst du deine Pommes frites nicht?«
    Sie brauchte Eisen, um dem Streitgespräch mit Charles gewachsen zu sein, und
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