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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel
Autoren: Terry Pratchett
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Werkzeug in allen Größenheiten. Bauholz, Metalle verschiedener Artigkeiten, Bücher mit Bildern und mit Schrift, die über die Bilder spricht…«
    So ging es noch einige Zeit weiter, und als er fertig war, sagte Daphne: »Das ist immer noch recht günstig, Papa, selbst mit dem Schiff. Und vergiss nicht, das Erste, worum sie gebeten haben, war ein Teleskop. Was könntest du dagegen einwenden?«
    Der König lächelte. »Nichts. Und ich werde auch nicht laut darüber nachdenken, ob ihnen bei der Zusammenstellung dieser Liste jemand geholfen haben könnte. Jedenfalls hat mir ›Metalle verschiedener Artigkeiten‹ ziemlich gut gefallen. Außerdem hast du natürlich recht. Die Wissenschaftler werden diese Insel in Scharen besuchen. Und ihr könnt eure Tür behalten, Mau.«
    »Nein«, sagte Mau entschieden. »Sie war viel zu lange verschlossen, König. Ich werde nicht zulassen, dass sie wieder zufällt. Aber wir haben noch eine weitere Forderung, die allerdings sehr einfach ist. Jeder Mann der Wissenschaft, der hierherkommt, um sich anzusehen, was wir einst wussten, muss uns alles sagen, was er weiß.«
    »Vorträge!«, platzte es aus Daphne heraus. »Au ja!«
    »Und irgendwer soll uns bitte in der Kunst der Doktrinen unterrichten«, fügte Mau hinzu.
    Der Bischof, der sich bis zu diesem Moment etwas übergangen gefühlt hatte, trat plötzlich strahlend vor. »Wenn ich irgendwie helfen kann…«, setzte er mit hoffnungsvollem Unterton an.
    »Doktrinen, die uns heilen«, sagte Mau und warf Daphne einen flehenden Blick zu.
    »Aber sicher«, sagte der Bischof. »Ich denke, dass ich…«
    Daphne seufzte. »Es tut mir leid, Euer Gnaden, aber er meint die Kunst der Doktoren, nicht der Doktrinen«, sagte sie.
    »Ach so«, erwiderte der Bischof traurig. »Wie dumm von mir.«
    »Aber wenn Sie gut im Diskutieren sind, könnte Mau durchaus interessiert sein.« Sie sah Mau an, der sie ansah, dann die Hüter des Letzten Ausweges, dann den König, dann die
Cutty Wren
und dann wieder sie.
    Und er weiß, dass ich gehe, dachte sie. Und zwar schon bald.
    Ich kann nicht anders. Das einzige Kind eines Königs kann nicht auf einer verlorenen Insel irgendwo im Ozean leben. Er könnte mich lesen wie ein Buch, wenn er Bücher lesen könnte.
    Er weiß es. Ich erkenne es in seinem Gesicht.
    Im Morgengrauen des siebenten Tages nach Ankunft der
Cutty Wren
war Captain Samson bereit, die Segel zu setzen. Das Schiff hatte fast alle Vorräte für die Rückreise schon in Port Mercia an Bord genommen, aber für acht Tonnen Gold waren eine Menge Sägearbeiten nötig, wenn man kein einziges Körnchen Goldstaub zurücklassen wollte.
    Nun wartete das Schiff außerhalb des Riffs und war im Nebel gerade noch zu erkennen. Es sah aus wie ein Spielzeug, aber im Frauenhain war alles nur eine Frage der Perspektive.
    Der Schoner Seiner Exzellenz hatte bereits gestern abgelegt, mit viel Jubel und Gewinke und weniger Lampenöl, Segeltuch und Besteck als zum Zeitpunkt seiner Ankunft. Das schnellste Segelschiff der Welt brannte darauf, endlich wieder fliegen zu können.
    Zu dieser Tageszeit war es hier oben mehr oder weniger wie ausgestorben, doch es kamen einige Schnarcher aus den Hütten und das gelegentliche Gluckern aus der Behausung der Dame gleichen Namens. Die Gärten schwiegen und lauschten. Und der Hain lauschte tatsächlich, da war sich Daphne ganz sicher.
    Er zwang einen zum Lauschen, denn sie tat es ja auch. Er schien selbst ihre Großmutter dazu gebracht zu haben, weil Daphne sie gestern beobachtet hatte, wie sie neben Mrs. Glucker saß – die ganz offensichtlich eine Frau mit großer Macht war, denn es sah ganz danach aus, als hätte ihre neue Gefährtin auf einem Stück gepökeltem Rindfleisch herumgekaut. Ihre Ladyschaft hatte ihre Enkeltochter nicht bemerkt, und das war wahrscheinlich für beide das Beste.
    Nun blickte sich Daphne im Garten um. »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden«, sagte sie. »Und um mich zu bedanken.« Sie sprach nicht sehr laut. Entweder hörten die Großmütter zu oder nicht.
    Daphne stand da und wartete. Es kam keine Antwort, nur das Schweigen des Gemüses war zu hören und in der Ferne ein Pantalonvogel, der die Reste seiner gestrigen Mahlzeit von sich gab.
    »Auf jeden Fall danke«, sagte sie und drehte sich um. Waren sie wirklich?, fragte sie sich. Erinnerungen konnten einem hier so schnell entgleiten. Ich glaube, sie werden aufs Meer hinausgeweht. Aber ich werde mich erinnern. Und in ihrem Kopf sagte eine
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