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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel
Autoren: Terry Pratchett
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bist stolz darauf, über den von dir so genannten unteren Klassen zu stehen, von denen ich immer den Eindruck hatte, dass es recht anständige Leute sind, nachdem sie Gelegenheit zu einem Bad hatten. Nun bin ich König, verstehst du? König! Und das Wesen der Aristokratie, an die du dich mit Leib und Seele klammerst, bringt es mit sich, dass du mir nicht über den Mund fährst. Du wirst dich vielmehr bescheiden und dankbar verhalten, solange wir auf dieser Insel weilen. Und wer weiß, vielleicht spricht sie genauso zu dir, wie sie zu mir gesprochen hat. Und falls dir gerade in diesem Augenblick eine bissige Bemerkung auf den Lippen brennt, lege ich dir ans Herz, gründlich die höchst ratsame Möglichkeit des Schweigens in Betracht zu ziehen. Das ist ein Befehl!«
    Der König, dessen Atem etwas schwerer ging als zuvor, nickte dem Wortführer der Hüter des Letzten Ausweges zu. »Das war doch in Ordnung, oder?«, sagte er.
    Großmutter schwieg tatsächlich und starrte ins Leere. »Selbstverständlich, Sire. Schließlich sind Sie der König«, murmelte Mr. Black.
    »Tschuldigung, Miss«, sagte eine Stimme hinter Daphne.
    »Sind Sie Miss Ermintrude?«
    Sie drehte sich zu dem Sprecher um. Eins der Boote war zurückgekehrt, um weitere Besatzungsmitglieder abzuholen, und nun blickte sie auf einen kleinen Mann in schlecht sitzender Kleidung. Vorher hatte sie offensichtlich jemandem gehört, der froh gewesen war, sie loszuwerden.
    »Cookie?«
    Er strahlte. »Hab Ihnen doch gesagt, dass mir mein Sarg das Leben retten wird!«
    »Papa, das ist Cookie, der mir auf der Judy ein wirklich guter Freund war. Cookie, das ist mein Vater. Er ist König.«
    »Freut mich«, sagte Cookie.
    »Sarg?«, sagte der König – erneut mit verwirrter Miene. »Ich habe dir von ihm erzählt, Papa. Weißt du noch? Die Taschen? Mast und Leichentuch? Der kleine aufblasbare Billardtisch?«
    »Ach, dieser Sarg! Du meine Güte! Wie lange waren Sie damit unterwegs, Mr. Cookie?«
    »Zwei Wochen, Sir. Mein kleiner Ofen gab nach einer Woche den Geist auf, also musste ich mich mit Zwieback, Pfefferminzkeksen und Plankton begnügen, bis ich auf dieser Insel strandete«, sagte der Koch.
    »Plankton?«, fragte Daphne.
    »Hab es mit meinem Bart aus dem Wasser gesiebt, Miss. Ich dachte mir, wenn Wale davon leben, schaff ich das auch.«
    Er griff in seine Hosentasche und zog ein abgewetztes Stück Papier hervor. »Komische kleine Insel, auf der ich da gelandet bin. Ihr Name stand auf einem Messingschild, das an einen Baum genagelt war. Hab ihn abgeschrieben, schauen Sie.«
    Der König und seine Tochter lasen die krakelige Schrift: Mrs.-Ethel-Bundys-Geburtstag-Insel.
    »Sie existiert wirklich!«, rief Daphne begeistert. »Wahrlich gut gemacht«, sagte der König. »Beim Abendessen müssen Sie uns alles darüber erzählen. Doch wenn Sie mich jetzt einen Augenblick entschuldigen würden ich muss regieren.« König Henry der Neunte rieb sich die Hände.
    »Was gibt es sonst noch zu tun? Ach ja. Charlie, möchtest du Erzbischof werden?«
    Seine Exzellenz Topleigh war gerade dabei, alles wieder in seine Tasche zu packen. Der Bischof blickte erschrocken auf und winkte hektisch ab.
    »Nein, vielen Dank, Henry!«
    »Wirklich nicht? Bist du dir ganz sicher?«
    »Ja. Wirklich nicht. Man würde mich zwingen, Schuhe zu tragen. Hier auf den Inseln gefällt es mir ausgesprochen gut!«
    »Aha, also ist dir das weite Meer lieber als weit mehr«, sagte der König mit langsamer und sonorer Betonung, wie es Leute taten, wenn sie ein schlechtes Wortspiel zum Besten gaben.
    Niemand lachte. Nicht einmal Daphne, die ihren Vater sehr liebte, brachte mehr als ein gezwungenes Grinsen zustande.
    Dann tat ihr Vater etwas, das niemand, nicht einmal ein König, tun sollte. Er versuchte, den Witz zu erklären.
    »Vielleicht ist meinen Zuhörern das beabsichtigte Wortspiel entgangen«, sagte er in leicht verletztem Tonfall. »Es geht um den Gleichklang von ›Meer‹ mit ›ee‹ und ›mehr‹ mit ›eh‹, wobei ich mit dem Meer den jetzigen Wirkungsbereich des Bischofs gemeint habe und mit mehr den größeren eines Erzbischofs.«
    »Wobei dieser Wirkungsbereich ein Bistum wäre, Sir«, sagte Mr. Black ernst.
    »Das Interessante am Wirkungsbereich eines Erzbischofs ist jedoch«, sagte Mr. Red nachdenklich, »dass er gleichzeitig mehr und weniger ist. Denn der Erzbischof von Canterbury ist eben auch Bischof des Bistums von Canterbury. Vielleicht ließe sich humoristisch umsetzen, dass Canterbury
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