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Eine Insel

Eine Insel

Titel: Eine Insel
Autoren: Terry Pratchett
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Lebensmittel und frisches Wasser!«
    »Sie werden Segel setzen und sich im Kanal mit der
Maid of Liverpool
treffen, die soeben aus San Francisco zurückgekehrt ist. An Bord befinden sich Mitarbeiter der Reederei. Die werden Ihnen alles geben, was Sie brauchen, und dafür sorgen, dass Sie über ausreichend Proviant und Besatzung verfügen!«
    Der Captain schüttelte den Kopf. »Das genügt einfach nicht, Mr. Blezzard. Was Sie von uns verlangen… ist zu viel! Ich… großer Gott, ich brauche überzeugendere Argumente als ein paar Worte, die mir durch ein Blechrohr zugebrüllt werden!«
    »Ich glaube, dass meine Worte Sie hinreichend überzeugen dürften, Captain. Erlauben Sie, dass ich an Bord komme?«
    Der Captain kannte diese Stimme. Es war die Stimme Gottes – oder zumindest beinahe.
    Doch im Gegensatz zur Stimme erkannte er den Sprecher kaum wieder, der am Fuß des Landungssteges stand. Was vermutlich daran lag, dass er mit einer Art Vogelkäfig bekleidet war. Wenigstens sah das Ding auf den ersten Blick so aus. Dann bemerkte er, dass es sich um ein feines Metallgitter handelte, das mit dünner Gaze überzogen war. Der Mann bewegte sich in einer schimmernden Wolke aus Desinfektionsmittel.
    »Sir Geoffrey?«, sagte der Captain, um letzte Gewissheit zu erlangen, während der Mann langsam über den feucht glänzenden Landungssteg heraufkam.
    »In der Tat, Captain. Ich muss mich für diese Gewandung entschuldigen. Aus offenkundigen Gründen wird sie als Heilanzug bezeichnet. Der ist nötig, um Sie zu schützen. Die Russische Grippe wütet schlimmer, als Sie sich vorstellen können! Wir glauben, dass wir das Gröbste überstanden haben, aber sie hat einen hohen Blutzoll gefordert… in allen Gesellschaftsschichten. In allen, Captain. Das können Sie mir glauben.«
    Die Art und Weise, wie der Direktor »allen« betonte, ließ den Captain zögern.
    »Ich hoffe doch, dass Seine Majestät nicht… nicht…« Er verstummte, da er nicht in der Lage war, den Satz zu beenden.
    »Nicht nur Seine Majestät, Captain. Ich sagte: ›schlimmer, als Sie sich vorstellen können‹, erklärte Sir Geoffrey, während rote Desinfektionsflüssigkeit von seinem Schutzanzug tropfte und sich wie eine Blutlache auf dem Deck sammelte. »Hören Sie mir zu. Dieses Land versinkt nur deshalb nicht völlig im Chaos, weil die meisten Menschen viel zu viel Angst davor haben, vor die Tür zu gehen. Als Direktor der Reederei befehle ich Ihnen – und als alter Freund flehe ich Sie an –, zum Wohle des Imperium schnell wie der Teufel nach Port Mercia zu segeln und den Gouverneur aufzusuchen. Dann werden Sie… Ah, da kommen Ihre Passagiere. Hier entlang, meine Herren!«
    Zwei weitere Kutschen hatten im Gewimmel auf dem Hafenkai angehalten, und fünf verhüllte Gestalten kamen den Landungssteg herauf. Sie trugen zu zweit stattliche Kisten, die sie auf dem Deck abstellten.
    »Wer sind Sie, Sir?«, wandte sich der Captain an einen der Fremden.
    »Das braucht Sie nicht zu interessieren, Captain«, antwortete dieser.
    »Ach, tatsächlich?« Captain Samson drehte sich zu Sir Geoffrey um und hob beschwörend die Hände. »Himmelarsch, Direktor! Wenn ich mal so sagen darf. Habe ich der Reederei nicht über fünfunddreißig Jahre lang treue Dienste geleistet?
    Ich bin der Captain der
Cutty Wren
, Sir! Ein Captain muss nicht nur sein Schiff kennen, sondern auch alles, was sich an Bord befindet! So lasse ich mich nicht abspeisen! Wenn Sie mir nicht mehr vertrauen, werde ich dieses Schiff sofort verlassen!«
    »Bitte regen Sie sich nicht auf, Captain«, sagte Sir Geoffrey und wandte sich dann an den Anführer der Neuankömmlinge.
    »Mr. Black? An der Loyalität des Captains besteht nicht der geringste Zweifel.«
    »Ja, ich habe etwas vorschnell reagiert. Entschuldigen Sie, Captain«, sagte Mr. Black. »Aber wir müssen Ihr Schiff aus Gründen höchster Dringlichkeit requirieren. Deshalb der bedauernswerte Mangel an Umgangsformen.«
    »Kommen Sie von der Regierung?«, fragte der Captain kurz angebunden.
    Mr. Black sah ihn erstaunt an.
    »Von der Regierung? Wohl kaum. Unter uns gesagt, ist von der Regierung im Augenblick nicht mehr viel übrig, und das, was noch vorhanden ist, hat sich in Kellern verkrochen. Nein, offen gestanden, die Regierung hat es schon immer für das Beste befunden, nicht allzu viel über uns zu wissen. Und Ihnen möchte ich raten, es damit genauso zu halten.«
    »Ach, wirklich? Ich bin nicht erst seit gestern auf der Welt, wissen
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