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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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Ein menschliches Wesen war ein Schamane, ein Weiser, der sie lehren und lenken konnte. Der ihnen beibrachte, wie das Leben gewesen war, wie die Vorfahren gelebt und gehandelt und ausgesehen hatten.
    Ein wertvoller Besitz für jeden Stamm – vor allem, wenn es in diesem Gebiet keine weiteren Menschen gab.
    Trent fluchte wütend. Keine ? Keine anderen? Aber es mußte andere Menschen geben – irgendwo. Wenn nicht im Norden, dann im Osten. In Europa, Asien, Australien. An irgendeinem Ort auf dem Globus. Menschen mit Werkzeugen und Maschinen und Ausrüstung. Das Bergwerk konnte nicht die einzige Siedlung, das letzte Überbleibsel der wahren Menschen sein. Kostbare Kuriositäten – zum Tode verdammt, wenn ihre Kompressoren ausbrannten und die Nahrungsmitteltanks austrockneten.
    Wenn er nicht bald Erfolg hatte ...
    Die Käfer verharrten, lauschten. Mißtrauisch krümmten sich ihre Fühler.
    »Was ist?« fragte Trent.
    »Nichts.« Sie wanderten weiter. »Einen Moment lang ...«
    Ein Blitz. Die Käfer an der Spitze der Kolonne verschwanden. Eine trübe Lichtkaskade schoß über sie hinweg.
    Trent warf sich auf den Boden. Er kämpfte gegen die Umklammerung der Ranken und des kräftigen Unkrautes an. Um ihn herum wanden und kämpften die Käfer. Kämpften mit kleinen, pelzigen Geschöpfen, die rasch und geschickt ihre Handfeuerwaffen einsetzten und, wenn sie nah genug heran waren, auch mit ihren großen Hinterbeinen traten.
    Renner.
    Die Käfer waren unterlegen. Sie wichen auf dem Pfad zurück, flohen in den Dschungel. Die Renner hüpften hinter ihnen her, sprangen wie Känguruhs mit ihren kräftigen Hinterbeinen. Der letzte Käfer verschwand. Der Lärm ließ nach.
    »Gut«, sagte einer der Renner. Er schnappte nach Luft und richtete sich auf. »Wo ist der Mensch?«
    Trent kam langsam auf die Beine. »Hier.«
    Die Renner halfen ihm, aufzustehen. Sie waren klein, nicht größer als einen Meter zwanzig. Dick und rund, mit dichtem Pelz bedeckt.
    Winzige, gutmütige Gesichter sahen besorgt zu ihm auf. Perlaugen, zitternde Nasen und kräftige Känguruhbeine.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?« fragte einer. Er bot Trent seine Wasserflasche an.
    »Alles in Ordnung«, bestätigte Trent und schob die Flasche zur Seite. »Sie haben meinen Laser.«
    Die Renner begannen zu suchen. Von dem Laser gab es keine Spur.
    »Laßt nur.« Benommen schüttelte Trent den Kopf und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. »Was war das? Der Blitz?«
    »Eine Granate.« Die Renner plusterten sich vor Stolz auf. »Wir haben einen Draht über den Pfad gespannt und ihn mit dem Zünder verbunden.«
    »Die Käfer kontrollieren den Großteil dieses Gebietes«, erklärte ein anderer. »Wir müssen uns durchkämpfen.« Um seinen Hals hingen zwei Prismengläser. Die Renner waren mit Schrotpistolen und Messern bewaffnet.
    »Bist du wirklich ein Mensch?« fragte einer der Renner. »Einer von der ursprünglichen Rasse?«
    »Ja«, murmelte Trent undeutlich.
    Die Renner waren beeindruckt. Ihre Knopfaugen weiteten sich. Sie berührten seinen Metallanzug, seine Helmscheibe. Seinen Sauerstofftank und den Tornister. Einer kniete nieder und betrachtete fachmännisch die Schaltungen seines Funkgerätes.
    »Woher kommst du?« fragte der Anführer mit seiner tiefen, schnurrenden Stimme. »Du bist der erste Mensch seit vielen Monaten.«
    Trent fuhr zusammen, erbebte. »Monate? Dann ...«
    »Hier gibt es keine. Wir kommen aus Kanada. Aus der Gegend von Montreal. Dort oben liegt eine menschliche Siedlung.«
    Trent atmete heftig. »Wie lange braucht man, um zu Fuß dorthin zu gelangen?«
    »Nun, wir haben es in ein paar Tagen geschafft. Aber wir kommen ziemlich schnell voran.« Zweifelnd musterte der Renner Trents metallumkleidete Beine. »Ich weiß nicht. Du wirst bestimmt länger brauchen.«
    Menschen. Eine menschliche Siedlung. »Wie viele? Eine große Siedlung? Gut entwickelt?«
    »Ich erinnere mich nur schwach. Ich habe die Siedlung lediglich einmal gesehen. Sie liegt unter der Erde – besteht aus verschiedenen Stockwerken und Trakten. Wir haben einige unverseuchte Pflanzen gegen Salz eingetauscht. Das ist schon sehr lange her.«
    »Kommen sie gut zurecht? Verfügen sie über Werkzeuge – Maschinen, Kompressoren? Nahrungstanks, um zu überleben?«
    Der Renner bewegte sich unbehaglich. »Um die Wahrheit zu sagen, es ist möglich, daß sie nicht mehr dort sind.«
    Trent fror. Furcht schnitt wie ein Messer durch seinen Leib. »Nicht mehr dort? Was meinst du damit?«
    »Sie
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