Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Helmscheinwerfer hinein. Der Tunnel führte steil nach unten, geradewegs in das Herz der Erde. Aber er war leer.
    Wohin waren sie verschwunden? Was war ihnen zugestoßen? Benommen wanderte Trent herum. Menschen hatten hier gewohnt, gearbeitet, überlebt. Sie waren herauf zur Oberfläche gekommen. Er konnte die spitznasigen Fahrzeuge erkennen, die zwischen den Türmen standen und die nun grau waren vom nächtlichen Schnee. Sie waren heraufgekommen und dann – verschwunden.
    Wohin?
    Er ließ sich in dem Schutz einer verwitterten Säule nieder und schaltete sein Heizgerät ein. Sein Anzug erwärmte sich, gloste mild und rot, und er begann sich wohler zu fühlen. Er musterte den Geigerzähler. Das Gebiet war verseucht. Wenn er essen und trinken wollte, mußte er einen anderen Ort aufsuchen.
    Er war müde. Viel zu müde, um weiter zu suchen. Erschöpft hockte er da, ganz zusammengekauert, und der Strahl seines Helmscheinwerfers riß einen kreisförmigen Fleck aus grauem Schnee aus der Dunkelheit. Lautlos fiel der Schnee auf ihn herab. Schließlich war er von ihm bedeckt, ein grauer kleiner Hügel zwischen dem verwitterten Beton. So still und reglos wie die Türme und Gerüste um ihn herum.
    Er döste. Das Heizgerät summte leise. Wind kam auf, ergriff den Schnee, wirbelte ihn hoch. Er rutschte ein wenig nach vorn, bis sein Metall- und Plastikhelm an dem Beton zum Ruhen kam.
    Gegen Mitternacht erwachte er. Er richtete sich auf, plötzlich von Argwohn erfüllt. Da war irgend etwas – ein Geräusch. Er lauschte.
    Ein dumpfes Dröhnen in der Ferne.
    Douglas mit dem Traktor? Nein, noch nicht – frühestens in zwei Tagen war mit ihm zu rechnen. Er stand da, und der Schnee fiel von ihm ab. Das Dröhnen nahm zu, wurde lauter. Sein Herz begann heftig zu pochen. Er blickte sich um, und der Lichtstrahl des Scheinwerfers flackerte durch die Nacht.
    Der Boden bebte, vibrierte in ihm, ließ den fast leeren Sauerstofftank klappern. Er sah hinauf zum Himmel – und keuchte.
    Ein glühender Schweif schoß über den Himmel und erhellte die frühmorgendliche Finsternis. Ein tiefes Rot, das mit jeder Sekunde an Leuchtkraft gewann. Mit offenem Mund beobachtete er weiter.
    Etwas kam herunter – landete.
    Eine Rakete.
    Der lange Metallrumpf glitzerte in der Morgensonne. Männer arbeiteten geschäftig und verluden Vorräte und Ausrüstungsgegenstände. Tunnelfahrzeuge schossen herauf und hinunter, schafften Material von den unterirdischen Stockwerken zum wartenden Schiff. Die Männer arbeiteten geschickt, jeder von seinem Metall- und Plastikanzug umhüllt, dem sorgsam verschlossenen Schutzschild.
     
    »Wie viele befinden sich noch im Bergwerk?« fragte Norris ruhig.
    »Ungefähr dreißig.« Trents Blick ruhte auf dem Schiff. »Dreiunddreißig, jene eingeschlossen, die unterwegs sind.«
    »Unterwegs?«
    »Die Sucher. Männer wie ich. Zwei von ihnen befinden sich auf dem Weg nach hier. Sie müßten bald eintreffen. Entweder heute oder morgen früh.«
    Norris machte ein paar Notizen auf seiner Karte. »Wir können bei diesem Transport fünfzehn mitnehmen. Den Rest holen wir das nächstemal ab. Können sie noch eine weitere Woche überstehen?«
    »Ja.«
    Norris musterte ihn neugierig. »Wie haben Sie uns gefunden? Von Pennsylvania nach hier ist es ein langer Weg. Das sollte unsere letzte Landung werden. Wären Sie ein paar Tage später gekommen ...«
    »Einige Renner haben mir den Weg gezeigt. Sie sagten, Sie wären fort. Aber sie wußten nicht, wohin.«
    Norris lachte. »Wir wissen es ebensowenig.«
    »Sie müssen dieses Zeug doch irgendwo hinschaffen. Dieses Schiff ... Es ist alt, nicht wahr? Repariert.«
    »Ursprünglich war es eine Art Bombe. Wir fanden es und setzten es wieder instand – die Arbeiten haben viel Zeit in Anspruch genommen. Wir waren uns über unsere Ziele nicht ganz im klaren. Auch jetzt sind wir uns noch nicht sicher. Aber wir wissen, daß wir fort müssen.«
    »Fort? Die Erde verlassen?«
    »Natürlich.« Norris winkte ihn zum Schiff. Sie schritten die Rampe hinauf in eine der Schleusen. Norris deutete nach unten. »Sehen Sie die Männer, die mit den Verladearbeiten beschäftigt sind.«
    Die Männer waren fast fertig. Die letzten Fahrzeuge waren halb leer und schafften die restlichen Dinge aus den unterirdischen Anlagen herauf. Bücher, Aufzeichnungen, Bilder, Kunstwerke – Überbleibsel einer ganzen Kultur. Eine Vielzahl von symbolischen Gegenständen, die ins Schiff verfrachtet wurden, um die Erde zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher