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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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verlassen.
    »Wohin?« fragte Trent.
    »Zunächst zum Mars. Aber wir werden dort nicht bleiben. Wahrscheinlich fliegen wir weiter hinaus, zu den Monden des Jupiter und Saturn. Ganymed mag sich vielleicht als erfolgversprechend erweisen. Und wenn nicht Ganymed, dann einer der anderen. Im schlimmsten Fall können wir auf dem Mars bleiben.«
    »Und hier besteht keine Chance – keine Möglichkeit, die radioaktiv verseuchten Gebiete wieder bewohnbar zu machen? Wenn wir die Erde dekontaminieren, die strahlenden Wolken neutralisieren könnten und ...«
    »Wenn wir das täten«, unterbrach Norris, »würden sie alle sterben.«
    »Sie?«
    »Die Roller, Renner, Würmer, Kröten, Käfer und alle anderen. Die zahllosen Lebensformen. Die ungeheure Vielfalt an Arten, die sich an diese Erde angepaßt haben – an diese strahlende Erde. Diese Pflanzen und Tiere brauchen den radioaktiven Fallout. Hauptsächlich beruht die neue Lebensgrundlage hier auf der Assimilation radioaktiver Metallsalze. Salze, die für uns absolut tödlich sind.«
    »Aber trotzdem ...«
    »Trotzdem ist es nicht mehr unsere Welt.«
    »Wir sind die wahren Menschen«, sagte Trent.
    »Jetzt nicht mehr. Die Erde lebt, wimmelt von Leben. Es breitet sich aus – in alle Richtungen. Wir sind eine Lebensform, eine alte. Um hier zu leben, müßten wir die alten Bedingungen wieder einführen, die alten Faktoren, das Gleichgewicht, wie es vor dreihundertfünfzig Jahren bestand. Eine ungeheure Arbeit.«
    Norris deutete auf den großen braunen Wald. Und jenseits davon, in Richtung Süden, auf den Rand des dampfenden Dschungels, der sich bis zur Straße von Magellan erstreckte.
    »Auf eine Art haben wir dieses Schicksal verdient. Wir sind für den Krieg verantwortlich. Wir haben die Erde verändert. Nicht zerstört – verändert. So verändert, daß wir nicht mehr auf ihr leben können.«
    Norris wies auf die behelmten Männer. Männer, die von Blei umhüllt waren, von schweren Schutzanzügen bedeckt, mit Metallschichten und mit Geigerzählern, Sauerstofftanks, Isolationen, Nahrungspillen und gefiltertem Wasser ausgerüstet. Die Männer arbeiteten und schwitzten in ihren schweren Anzügen. »Sehen Sie sie? Was repräsentieren sie?«
    Einer der Arbeiter kam luftschnappend und keuchend herauf. »Wir sind fertig, Sir. Alles ist verladen.«
    »Wir ändern unseren Plan«, erklärte Norris. »Wir werden warten, bis die Freunde dieses Mannes hier eingetroffen sind.«
    »In Ordnung, Sir.« Der Arbeiter wandte sich ab.
    »Wir sind Besucher«, bemerkte Norris.
    Trent wich zornig zurück. »Was?«
    »Besucher auf einem fremden Planeten. Schauen Sie uns doch an. Schutzanzüge und Helme, Raumanzüge – um zu forschen. Wir sind die Besatzung eines Raumschiffes, die Halt auf einer fremden Welt macht, auf der wir nicht leben können. Wir bleiben nur kurze Zeit.«
    »Geschlossene Helme«, sagte Trent mit seltsamer Stimme.
    »Geschlossene Helme. Bleianzüge. Geigerzähler und spezielle Nahrung und Wasser. Schauen Sie es sich doch nur an.«
     
    Eine kleine Gruppe von Rennern hatte sich eingefunden und starrte ehrfürchtig hinauf zu dem großen schimmernden Schiff. Weiter rechts war ein Renner-Dorf zwischen den Bäumen zu erkennen.
    »Die Eingeborenen«, sagte Norris. »Die Bewohner dieses Planeten. Sie können die Luft atmen, das Wasser trinken, die Vegetation essen. Im Gegensatz zu uns. Dies ist ihr Planet – nicht unserer.«
    »Ich hoffe, wir können zurückkommen.«
    »Zurück?«
    »Eines Tages – um sie zu besuchen.«
    Norris lächelte wehmütig. »Das hoffe ich auch. Aber wir müssen die Eingeborenen um ihre Erlaubnis bitten – um die Erlaubnis zum Landen.« Seine Augen funkelten amüsiert – und dann, abrupt, flackerte Schmerz in ihnen auf. »Wir werden sie fragen müssen, ob es ihnen recht ist. Und vielleicht sagen sie nein. Vielleicht wollen sie uns nicht haben.«
     
Der berühmte Autor
    (PROMINENT AUTHOR)
     
    »Obwohl mein Gatte ein sehr pünktlicher Mann ist«, erklärte Mary Ellis, »und sich in fünfundzwanzig Jahren nicht ein einzigesmal zur Arbeit verspätet hat, befindet er sich noch immer irgendwo im Haus.« Sie nippte an ihrem schwach mit Hormonen und Karbohydraten angereicherten Drink. »Und um die Wahrheit zu sagen, wird er sich erst in zehn Minuten auf den Weg machen.«
    »Unglaublich«, sagte Dorothy Lawrence, die ihr Glas geleert hatte und sich nun wohlig von dem dermatologischen Spray berieseln ließ, das aus einer automatischen Düse über der Couch sprühte
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